Feierstunde:"Der Dienst darf Spaß machen"

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Der eine kommt, der andere geht: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit dem scheidenden Polizeivizepräsident Werner Feiler (rechts) und dessen Nachfolger Norbert Radmacher (links). (Foto: Catherina Hess)

44 Jahre im Einsatz: Polizeivizepräsident Werner Feiler wird verabschiedet

Von Martin Bernstein, München

Dass es kein leichter Tag für ihn sein wird, dieser vorletzte Tag im Amt als Polizeivizepräsident, ja, nach 44 Jahren als Polizist überhaupt, lässt Werner Feiler schon beim Begrüßungsdefilee durchblicken. Wer zu ihm will, um ihn zu verabschieden, muss vorbei an "Platzhirschen" und "Problembären", wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann später launig sagen wird. Denn der Stabwechsel im Präsidium, dem ehemaligen Augustinerkloster, findet nebenan in der früheren Kirche statt - im jetzigen Jagd- und Fischereimuseum, zwischen Waffen und Trophäen. Unterm Gabentisch lugt sogar eine ausgestopfte Wildsau hervor, der irgend ein Scherzbold eine Polizeimütze aufgesetzt hat.

Für Scherze lässt die Gemütslage Werner Feiler gerade wenig Raum, auch wenn er später sagen wird: "Der Dienst darf Spaß machen." Jetzt wird es ernst - die Ermunterung vor Beginn der Abschiedsfeier nimmt der 61-jährige gebürtige Oberfranke Feiler sehr nachdenklich entgegen: "Ernst ist es schon." Am Donnerstag wird er noch seinen Schreibtisch leerräumen, damit Norbert Radmacher, 43, als Nachfolger an der Ettstraße einziehen kann. Und dann war es das. Nicht wenige gibt es, die in Werner Feiler, dem ruhigen Mann mit Brille und Schnauzbart, der immer ein wenig an den durch nichts zu erschütternden Richter in der Fernsehserie "Königlich Bayerisches Amtsgericht" erinnert, das Gesicht der Münchner Polizei gesehen haben. Ein freundliches Gesicht.

Nachdenklich bleibt Feiler auch, als er ans Rednerpult geht. Selbst sein Eingangsscherz in Richtung Auditorium ("Mein dienstlicher Werdegang ist komplett schief gelaufen") wird zum reflektierten Rückblick auf vier Jahrzehnte Polizeiarbeit: darauf, dass Feiler eben nicht, wie er einmal gedacht hatte, Streifenpolizist blieb; dass er irgendwann nicht mehr im Polizeiauto unterwegs war, sondern hinterm Schreibtisch saß; und dass er nicht in seine nordbayerische Heimat zurückkehrte, sondern - wie sein Dienstherr es formuliert - zum "Münchner Kindl" wurde.

"Sie bleiben Teil der Polizeifamilie", versichern Herrmann und Polizeipräsident Hubertus Andrä dem scheidenden Feiler. Und der revanchiert sich, ganz leise und unaufgeregt, wie das seine Art ist, mit ein paar Gedanken. "Was werde ich nicht vermissen?", fragt der künftige Polizeivizepräsident a.D.: "Dass Kollegen schwer verletzt werden oder Schlimmeres. Ich denke an unsere Kollegin Jessica. Was werde ich vermissen? Unsere Polizeifamilie." Die im Übrigen in München mit einem "überhohen Überstundenstand" zurechtkommen müsse, wie Feiler mahnend anmerkt. Und es sind nicht nur die großen, die gelungenen, manchmal auch die dramatischen Einsätze, auf die er zurückblickt. "Wir Polizisten sehen manchmal die Abgründe gesellschaftlicher Entwicklungen", sagt er.

"Heast as net, wia die Zeit vergeht", intoniert die Polizeiband Schandiblech. Dann tritt Feilers Nachfolger ans Mikrofon. "Respekt vor der verantwortungsvollen Aufgabe" bekundet er. Und Dank an Werner Feiler. Und dann deutet er an, in dessen Fußstapfen treten zu wollen: "Polizeiarbeit ist immer Teamarbeit", sagt Norbert Radmacher.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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