Fechten:Nervenstärke gefragt

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In Grünwald finden an diesem Wochenende die deutschen Säbelmeisterschaften statt - auch Olympia-Teilnehmer sind dabei

Von Jan Geißler

Deutsche Meisterschaften. In Grünwald. Alltäglich ist das nicht. Umso verständlicher ist die Vorfreude von Thorsten Brandt, dem Abteilungsleiter des TSV Grünwald. Die Rede ist von den deutschen Säbelmeisterschaften, die die Grünwalder an diesem Wochenende austragen. Zum dritten Mal bereits. Der einzige Unterschied zu den vorherigen Malen: 2008 und 2010 wurden noch die besten Junioren gesucht. Die Anerkennung für die Organisation sei allerdings auch damals schon hoch gewesen. Nun hat sich der Deutsche Fechter-Bund erinnert. "Wir haben Ende November 2015 unsere Bereitschaft erklärt und wurden dann nach einer kleinen Vorauswahl gebeten, das auch durchzuführen", sagt Brandt, betont aber, dass sich die Grünwalder seit der letzten Ausrichtung enorm gesteigert hätten. Das habe auch mit dem Veranstaltungsort zu tun.

Erstmals finden die Kämpfe am Gymnasium Grünwald statt. Während die Vorrunde noch in der Sporthalle ausgetragen wird, werden die Halbfinals und Finals auf der Bühne der Aula ausgefochten. Diese ist mit drei Metern zwar nicht gerade breit, laut Brandt aber ausreichend, um die Planche, also eine Fechtbahn, darauf zu errichten. Brandt ist sich sicher: "Hier gewinnt nur, wer seine Nerven im Griff hat."

Für den Einzelwettbewerb am Samstag (von 8.30 Uhr an) werden 118 Teilnehmer erwartet, 54 Frauen und 64 Männer. Insgesamt werden während der zwei Tage wohl 220 Athleten, Trainer und Betreuer nach Grünwald kommen. Darunter auch Verbandspräsident Dieter Lammer, Olaf Kawald, der zuständige Fachbereichstrainer Säbelfechten, Vilmos Szabo, Cheftrainer Säbel der Männer und Frauen, sowie Eero Lehmann, Bundestrainer Damensäbel.

Gemeldet hat auch Max Hartung, Weltranglisten-Sechster und eines der Aushängeschilder des deutschen Fechtsports. Er und Nicolas Limbach, Einzel-Weltmeister von 2009 und aktuelle Nummer elf der Welt, werden wohl im Sommer zu den Olympischen Spielen nach Rio reisen. Dort sind die ersten 16 der Weltrangliste gesetzt. Jedoch nur, solange nicht zwei weitere Sportler des selben Verbandes davor platziert sind. Matyas Szabo, aktuell 14. und auch in Grünwald am Start, würde Stand heute dieses Schicksal ereilen.

Bei den Frauen gilt Anna Limbach als Favoritin auf den Titel. Die 26-Jährige vom TSV Bayer Dormagen ist die aktuell am besten platzierte Deutsche in der Weltrangliste, für den olympischen Wettkampf wäre sie als 26. dennoch nicht gesetzt. Sie muss vermutlich den Weg über die Kontinentalausscheidung nehmen. Außerdem tauchen im Feld einige bayerische Starter auf. Einer von ihnen ist der 19-jährige Grünwalder Florian Brandt, Dritter der bayerischen Rangliste und Sohn von Thorsten Brandt.

Erstmals bei deutschen Meisterschaften findet das Video-Beweis-System Anwendung. Während die Schiedsrichter bis dato nur bei den Großereignissen auf das technische Hilfsmittel zählen konnten, dürfen die Fechter nun auch bei der nationalen Meisterschaft - wenn auch erst vom Achtelfinale an - die Überprüfung einer Trefferentscheidung fordern. "Seitdem es dieses System gibt, erlebe ich viel weniger Aufregung bei Fechtern und Trainern", sagt Brandt, der selbst immer wieder als internationaler Schiedsrichter bei Welt- und Europameisterschaften im Einsatz ist.

Am Sonntag (von 9 Uhr an) werden dann noch die Mannschaftsmeister gesucht. Das Feld sei enger und selektiver, da viele Teams eine weite Anfahrt in Kauf nehmen müssten und daher schon früher wieder aufbrächen. An der Vorfreude von Thorsten Brandt, der im Übrigen schon selbst drei Mal deutscher Meister war, ändert dies nichts.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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