Fast ein Familienessen:Feine Kost aus dem Orient

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Hackfleischbällchen aus der Tajine hat Violet Kiani (rechts) im Angebot. Schwester Wäis geht ihr zur Hand. (Foto: Robert Haas)

Einmal im Monat kocht die Foodbloggerin Violet Kiani in den Katakomben des Feinkosthauses Käfer für 40 Leute groß auf. Es soll sich wie ein Familiendinner anfühlen.

Von Franz Kotteder

Wie sähe so ein "Supperclub" wohl unter umgekehrten Vorzeichen aus, also beispielsweise in Teheran? Es gäbe zwar keine Schweinshaxe, dafür aber vielleicht ein Böfflamott mit Semmelknödeln, und davor Farfalle mit Pesto alla genovese? Man sieht schon: Gar nicht so einfach, die Küche einer großen Weltregion an einem Abend schlüssig abzubilden.

Violet Kiani, Foodbloggerin und Kochbuchautorin aus München und Berlin, hat sich für ihren ersten "Supperclub" bei Feinkost Käfer die orientalische Küche vorgenommen. Einmal im Monat - die nächsten Male am 18. Oktober und am 14. November - kocht sie in den Katakomben des Feinkosthauses für 40 Leute groß auf. "Es kommt alles family style auf den Tisch", sagt sie, "wie bei einem Familiendinner." Der Vergleich passt recht gut, schließlich greift ihr ihre Schwester Wäis unter die Arme, und zu den Gästen zählt auch die Mama der beiden. Hat Tochter Violet viel von ihr gelernt, was das Kochen angeht? Die Mama lächelt und sagt nur: "Fragen Sie meine Tochter!"

"Als ich damit angefangen habe", sagt die, "war meine Mutter meine wichtigste Beraterin." Die Kianis kommen eigentlich aus Teheran, der Vater studierte in Deutschland Medizin und arbeitete hier als Arzt. Wäis und Violet sind viel in der Welt herumgekommen, Violet lebte zum Beispiel länger in London und hat dort "die orientalische Küche erst so richtig kennengelernt", wie sie sagt, "die ist da sehr vielseitig und gut vertreten". So nach und nach hat sie das als Nische für sich entdeckt, und als sie nach Berlin ging, begann sie nicht nur, ihren Blog "missvioletskitchen" auszubauen, sondern auch, "Supperclubs" zu veranstalten. Erst in einem kleinen Bistro am Gendarmenmarkt, bald aber schon im Hotel Adlon. Als sie dann nach München kam, lief das wieder ähnlich ab: Zuerst fand der Abend in der Waldmeisterei statt, einem kleinen Lokal in Schwabing, und jetzt eben bei Feinkost Käfer.

Dort passt er gut hin, denn um feine Kost handelt es sich hier wirklich. Ob Spinat Shakshuka und Kurkuma-Huhn aus Israel und dem Vorderen Orient, ob marokkanische Lamm-Hackbällchen aus der Tajine mit scharfer Harissa-Tomatensoße oder die klassisch Baba-Ghanoush-Paste aus Syrien - das Publikum ist begeistert und voll des Lobes. Natürlich auch bei den sehr sämigen, geschmorten Auberginen, "sozusagen mein Signature Dish", wie Violet Kiani sagt. Und beim persischen Reisgericht Sereschk Polo mit Berberitzen und Safran, das traditionell auf einem Bett von geschnittenen Kartoffeln gekocht wird, die zum Schluss gereicht werden und leicht an Bratkartoffeln erinnern. Die könnte man also problemlos bei einem "Supperclub" in Teheran servieren.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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