Fasanerie-Nord:Eine Schranke, die spaltet

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Geduldsprobe: Am S-Bahnhof Fasanerie stehen die Verkehrsteilnehmer pro Stunde oft mehr als 30 Minuten vor geschlossenen Schranken. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Um den Dauerstau am Bahnübergang aufzulösen, hat die Stadt Pläne für eine Unterführung der Feldmochinger Straße entwickelt, die jetzt einzusehen sind. Doch gegen das Projekt regt sich Widerstand.

Von Jerzy Sobotta, Fasanerie-Nord

Wenn der Zug kommt, dann fällt die Schranke. Radfahrer, Autos und Fußgänger am Bahnübergang in der Fasanerie müssen warten, bis der Zug wieder weg ist. So geht das schon seit Jahrzehnten. Doch in einigen Jahren soll sich das ändern. Die Feldmochinger Straße soll unter die Bahnstrecke verlegt werden. Die Stadt hat die Planungen dafür nun fertiggestellt. Sie können bis zum 6. Juli auf der Website der Regierung von Oberbayern eingesehen werden. Der nächste Schritt ist das förmliche Planfeststellungsverfahren, bei dem das Eisenbahnbundesamt noch einmal alles überprüft.

Viele Bürgerinnen und Bürger fordern die Straßenunterführung schon seit langem, denn sie sind das ewige Warten vor der geschlossenen Schranke leid. Ein Großteil der Lokalpolitiker aus dem Stadtviertel freut sich, dass die Unterführung endlich konkretere Züge annimmt. Martin Obersojer, Fraktionssprecher der CSU im örtlichen Bezirksausschuss, fordert schnelle Planungen von Unterführungen für zwei weitere Straßen, die an der Lerchenauer und Lerchenstraße die Gleise queren. "Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Verkehr an der neuen Unterführung staut", sagt der CSU-Politiker. 2030 könnten die ersten Autos an der Fasanerie unterhalb der Gleise fahren, prognostiziert die Stadt. Die beiden anderen Unterführungen sind zwar angekündigt, aber noch nicht so weit in der Planung.

Doch es gibt nicht nur Befürworter des Vorhabens. Der Nachbarschaftsverein Fasanerie Aktiv will die Planungen noch verhindern. Zwar sind auch deren Mitglieder vom Warten an der Schranke genervt, allerdings wünscht sich der Verein eine andere Lösung: Nicht die Straßen sollen unter die Gleise, sondern die Gleise selbst sollen von der Haltestelle Moosach bis über die Fasanerie hinaus in einen Tunnel kommen und unterirdisch verlaufen. Eine solche Variante wäre allerdings deutlich teurer. Davon erhofft sich der Verein Lärmschutz, mehr Grünflächen und ein Zusammenwachsen der von den Bahngleisen getrennten Stadtviertel. Zudem befürchten dessen Mitglieder, dass der Pendelverkehr aus dem Umland durchs Viertel um bis zu 40 Prozent steigen könnte, wenn für Autofahrer bald der lästige Stopp an der Schranke entfällt. Auch die städtischen Verkehrsplaner gehen von mehr Verkehr durch Pendler aus den Nachbargemeinden aus.

Für den Nachbarschaftsverein könnten die kommenden drei Wochen die letzte Möglichkeit sein, für einen Zugtunnel zu werben. Bis zum 20. Juli können Bürger noch Einwände gegen das Vorhaben beim städtischen Planungsreferat erheben. Man wolle die Stadt mit Einwänden fluten, kündigte Dirk Höpner an. Er sitzt für die München-Liste im Stadtrat und Bezirksausschuss, sprach sich gegen die Straßenunterführung allerdings als Vereinsmitglied von Fasanerie Aktiv aus. Für die kommenden Freitag- und Samstagnachmittage will der Verein Infostände in der Nähe der S-Bahn-Haltestelle Fasanerie organisieren. Ob das die Stadt, Staatsregierung und Deutsche Bahn von ihren Plänen abbringt, ist allerdings fraglich.

Ein weiterer Konfliktpunkt im Stadtviertel ist neben dem Bahnübergang auch der Lärm, der von den Gleisen ausgeht. Bei einer Bürgerversammlung vor zwei Jahren hatten Anwohner eine Neubewertung des Lärmschutzes mit Blick auf drei große Neubaugebiete gefordert, die in der Nähe der Gleise entstehen. Diese sei nicht nötig, antwortete nun das städtische Referat für Klima und Umweltschutz. Denn in den neuen Wohnungen am S-Bahnhof Feldmoching sowie im Eggarten sei der Schallschutz bereits eingeplant. Zudem hätten die neuen Bauvorhaben den Vorteil, dass sie einiges an Lärm schlucken könnten. Ein weiteres Argument, das die Planer gegen eine teure Untertunnelung der Gleise vorbringen können.

© SZ vom 28.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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