Familie gegen U-Bahn-Wache:Rippenbrüche im U-Bahnhof

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Mehrere Rippen gebrochen, der Hals geprellt: Im Hauptbahnhof ist eine Familie mit einem Trupp der U-Bahn-Wache aneinander geraten. Die beteiligten Gruppen schildern den Vorfall allerdings völlig verschieden - und haben sich gegenseitig angezeigt.

Von Florian Fuchs und Marco Völklein

Eigentlich, sagt Renate Menius aus Kaufering, habe sie mit ihrer Familie nur "einen netten Abend" auf der Wiesn verbringen wollen. Doch der Besuch endete im "Desaster", wie die 53-Jährige sagt. Mehrere Rippen waren gebrochen, der Hals geprellt - und das nur, weil sich die neunköpfige Gruppe und ein Trupp der U-Bahn-Wache am Hauptbahnhof auf dem U-Bahnsteig in die Quere kamen.

Laut Polizei ist noch nicht geklärt, wie sich der Vorfall tatsächlich ereignet hat. "Uns liegen zwei Anzeigen vor", sagt Sprecher Christoph Reichenbach. Eine der Familie gegen die Mitarbeiter der U-Bahn-Wache. Und eine der Sicherheitsleute gegen die Familie.

Renate Menius behauptet, sie, ihr Mann, vier ihrer teils schon erwachsenen Kinder sowie einige Freunde seien am Samstag gegen 22 Uhr am Hauptbahnhof aus der U-Bahn gestiegen. Als ihr 30-jähriger Sohn beim Aussteigen angerempelt wurde, hätten Mitarbeiter der U-Bahn-Wache ihn kritisch beäugt. Auf die Frage "Was guckst du denn so?" hätten sich die Sicherheitsleute auf ihren Sohn gestürzt, später auch ihren Mann zu Boden gedrückt, mit Handschellen fixiert und ihm in den Rücken geboxt.

Sie selbst sei von einem Sicherheitsmann später am Hals gepackt und "wie ein Gockel" mit den Beinen in der Luft hängend einige Meter getragen worden, bevor er sie aus dem U-Bahnhof hinausgeworfen habe - und das, obwohl sie absolut nüchtern gewesen sei. "Ich musste ja noch fahren." Mann und Sohn hätten dagegen mehr als ein Promille gehabt.

Die Mitarbeiter der U-Bahn-Wache stellen den Vorfall anders dar: Laut der Gegenanzeige bei der Polizei wollten sie nur einen Streit zwischen Vater und Sohn der Familie schlichten. Als die Mitarbeiter dazwischen gegangen seien, um die Streitenden zu trennen, sei plötzlich die gesamte Familie auf die Sicherheitsleute losgegangen. Ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ergänzte, die U-Bahn-Wache habe sich "mehreren teils äußerst aggressiven Fahrgästen" gegenüber gesehen, die "auch vor tätlichen Angriffen nicht zurückschreckten".

Die Polizei sagt, dass sie den Fall nun aufrollen und untersuchen werde. Helfen sollen den Ermittlern dabei Videobilder. "Wir werden die Aufnahmen der Überwachungskameras auswerten, um den Vorfall aufzuklären", sagt Polizeisprecher Reichenbach.

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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