Falschgeld aus aller Welt:Der falsche Fünfziger

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Kriminalgeschichten in der Prinzregentenstraße: Die Gelddruckfirma Giesecke & Devrient präsentiert in einer Ausstellung gefälschte Banknoten aus 33 Ländern.

Michael Tibudd

Das hätte diesen Schurken aus Nordkorea so in den Kram gepasst. Oder denen aus Iran. Oder Irak. Oder vielleicht doch denen aus dem eigenen Land? Denn schließlich ist auch der Geheimdienst CIA immer wieder mal für eine destabilisierende Aktion gut. Einfach so die perfekte Fäschung des 100-Dollar-Scheins herstellen, sie massenhaft auf den Markt werfen - und darauf setzen, dass die US-amerikanische Volkswirtschaft mit dem vielen Extrageld nicht zurecht kommt. So geschehen vermutlich in den Jahren 1988, '90 und '93 und erstmals offenkundig geworden im Jahr 1994. Die fast perfekte Fälschung des 100-Dollar-Scheins, wer auch immer sie hergestellt hat, brachte zwar nicht die US-Wirtschaft zum Einbrechen. Sie war aber doch gut genug, dass bis heute eine unbekannte Zahl dieses "Superdollars" im Umlauf ist.

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Wie gut diese Superdollar-Fälschungen sind, davon können sich Münchner seit neuestem selbst ein Bild machen: Das Gelddruck-Unternehmen Giesecke & Devrient präsentiert in seinen Räumen an der Prinzregentenstraße 159 bis Mitte 2010 eine Ausstellung mit dem Titel "Echt oder falsch? Falsches Geld aus allen Kontinenten". 160 Fälschungen aus 33 Ländern haben sie zu diesem Zweck zusammengetragen. Zum Großteil greift Giesecke & Devrient dabei auf Exemplare aus der Sammlung der HVB-Stiftung der Hypovereinsbank zurück, die bis ins Jahr 1805 zurückreicht. Falsche Scheine aus jüngeren Jahrzehnten kommen hingegen direkt aus der Asservatenkammer des bayerischen Landeskriminalamts.

Zu sehen sind dabei durchgehend originale Fälschungen - solche Pseudobanknoten also, mit denen tatsächlich irgendwann einmal versucht wurde, zu bezahlen. An Stellwänden werden sie jeweils zusammen mit echten Scheinen aus der gleichen Serie präsentiert. Besucher können sich deswegen einem munteren Suchspiel hingeben: Wo ist der Fehler? Welche Note ist echt? Der detektivische Drang wird zwar durch eine deutliche Einschränkung eingebremst - Tasten geht nicht, die gesammelten Fälschungen sind kostbar und würden durch zu viele tapsige Hände zerstört. Die Stellwände sind aber transparent, so dass man von jedem Schein auch die Rückseite begutachten kann. Zu jedem Beispiel gibt es dazu eine Erklärung, die die Herkunft und Entstehungszeit der Fälschung erklärt und Hinweise auf die Ursache von Fehlern gibt, etwa so: "Linienführung in allen Untergrundplatten nicht dem Original entsprechend."

Eine besondere lokale Note verleihen der Ausstellung dabei die handgezeichneten Tausend-Mark-Scheine des Münchner Kunstmalers Günter Hopfinger. Der, so berichtet Franziska Jungmann-Stadler, promovierte Historikerin und Vorstand der HVB-Stiftung, fertigte immerhin 80 Exemplare und konnte in den Siebziger Jahren auch elf davon in Umlauf bringen, ehe er gefasst wurde und ins Gefängnis musste.

Die Ausstellung als solche ist dabei auch eine Herausforderung für das, was man als neue Offenheit von Giesecke & Devrient bezeichnen könnte. Denn traditionell ist das Unternehmen mit dem sensiblen Geschäftsgut - Staaten aus aller Welt kaufen hier ihr Bargeld ein - extrem verschwiegen und verschlossen. Schon in der Vergangenheit versuchte man, sich mit Ausstellungen der Münchner Bevölkerung darzustellen. Freilich könnte das reizende Thema Falschgeld ein paar Neugierige mehr anlocken, als das bisher der Fall war. Grundsätzlich ist der Besuch bei Giesecke & Devrient denn auch etwas komplizierter als der Gang in ein herkömmliches Museum. Interessenten müssen vorab anrufen, das Unternehmen sammelt dann Anmeldungen und meldet sich mit einem Terminvorschlag, sobald eine Gruppe von 20 Besuchern beisammen ist. Diese werden dann von Mitarbeitern des Hauses durch die Ausstellung geführt.

Anmeldung ab sofort unter Telefon 089/4119-1354 werktags von 10 bis 16 Uhr. Keine Führungen zwischen 21. Dezember 2009 und 10. Januar 2010.

© SZ vom 11.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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