Extrem-Sommer:"Sonnengerechtes Verhalten"

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Im Schatten: Sanitäter vom Roten Kreuz warten beim Sportfestival auf dem Königsplatz auf hitzebedingte Einsätze. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wegen der hohen Temperaturen verbiegen sich sogar die Gleise, die Münchner hingegen erweisen sich als hitzebeständig

Von T. Anlauf und T. Schmidt, München

Im Englischen Garten ist kein Schattenplatz mehr frei. Tausende Münchner liegen auf den Wiesen oder lassen ihre Beine im Eisbach kühlen. Im Biergarten am Chinesischen Turm herrscht Hochbetrieb. Die Masskrüge gehen fast im Sekundentakt über den Tresen. Und auch in den Bädern in und um München haben die Menschen Zuflucht gesucht, um das Hitzewochenende gut zu überstehen. Bei Temperaturen von 36 Grad Celsius hat der Deutsche Wetterdienst am Sonntag für den Raum München den vierten Tag in Folge eine amtliche Warnung vor extremer Hitze und erhöhter UV-Strahlung ausgegeben. Die "gefühlten Temperaturen" lagen am Sonntag laut DWD bei mehr als 38 Grad Celsius. "Die UV-Strahlung erreicht ungewohnt hohe Werte." Die Meteorologen warnten davor, sich in den Mittagsstunden länger im Freien aufzuhalten. "Auch im Schatten gehören ein sonnendichtes Hemd, lange Hosen, Sonnencreme, Sonnenbrille und ein breitkrempiger Hut zum sonnengerechten Verhalten".

Von den Warnungen ließen sich am Königsplatz nur wenige Menschen beeindrucken. Tausende probierten am Sonntag beim 6. Münchner Sportfestival neue Sportarten aus oder beobachteten Spitzensportler bei ihrem Einsatz. Trotz der hohen Temperaturen hatten die Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes erstaunlich wenig zu tun. "Nur ein paar kleinere Sachen" habe es gegeben, aber keinen Kreislaufkollaps oder gar Hitzschlag, sagte einer der Sanitäter. Auch Polizei und Feuerwehr hatten nicht übermäßig viele Einsätze wegen der Hitze. "Na, gar nix", sagte Polizeisprecher Christoph Reichenbach. "Keine Häufung der Einsätze." Auch bei der Feuerwehr blieb es zunächst lange Zeit ruhig. "Alles völlig normal", meldete Sprecher Andreas Felsner am Sonntagvormittag. "Vielleicht sind die Leute vernünftig und trinken genug." Wenig später kam es dann doch zu einem tragischen Zwischenfall. Am Sonntag um 13.16 Uhr ging ein Notruf vom Riemer See ein: Eine 22 Jahre alte Frau war plötzlich verschwunden. Zahlreiche Einsatzkräfte, auch ein Rettungshubschrauber, suchten sie. Kurz darauf wurde sie im etwa eineinhalb Meter tiefen Wasser gefunden. Die 22-Jährige wurde ans Ufer gebracht und musste dort wiederbelebt werden. Anschließend wurde sie auf die Intensivstation eines Münchner Krankenhauses gebracht. Über ihren Gesundheitszustand konnte die Feuerwehr zunächst keine Angaben machen.

Die hohen Temperaturen machten auch der Bahn zu schaffen. Am Bahnhof in Ebersberg war es so heiß, dass sich die Gleise verformten. Die S-Bahnen, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit, fuhren deshalb von Samstagnachmittag an nur noch extrem langsam in den Bahnhof ein, was jedoch keine Verspätungen nach sich zog. Am Samstag fiel zudem in einem Zug von Passau nach München die Klimaanlage aus. Es sei zu heiß, die hohen Temperaturen würde die Klimaanlage nicht verkraften, sagte die Schaffnerin den schwitzenden Fahrgästen. Und auch eine Fuhre Heu fiel der Hitze zum Opfer. Am Samstagmittag fing bei Andechs ein Anhänger Feuer, der getrocknetes Gras geladen hatte.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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