Ex-Ministerialrat und Adoptivtochter vor Gericht:Teure Liebe zur falschen Prinzessin

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Sie sei aus einem italienischen Adelsgeschlecht - und die jähzornige Verwandtschaft brauche ständig Geld: Mit dieser Lügengeschichte sollen ein Ex-Ministerialrat und seine Adoptivtochter deren wohlhabenden Mann ausgenommen haben. Nun stehen Vater und Tochter vor Gericht.

Von Christian Rost

Die Geschichte um den Ex- Ministerialrat und seine falsche Prinzessin mutet so märchenhaft an, dass sie mit "Es war einmal" beginnen müsste. Tatsächlich stehen die Worte "Tatkomplex Betrug" an erster Stelle der Anklageschrift. Am Landgericht München I hat am Dienstag der Prozess gegen den ehemaligen Mitarbeiter der Staatskanzlei und seine ganz und gar nicht adelige Adoptivtochter begonnen, die einen Rechtsanwalt derart ausgenommen haben sollen, dass der bei der Heilsarmee Zuflucht suchen musste.

Offenbar mag der Vorsitzende der zweiten Strafkammer, Norbert Riedmann, keine Märchengeschichten. Während der Angeklagte Karl F. ( alle Namen geändert) erzählt, dass seine Adoptivtochter Maria F. wirklich davon überzeugt sei, von einem italienischen Adelsgeschlecht abzustammen und sich auch im royalen Stil eingerichtet habe, macht der Richter ein Gesicht, als hätte er etwas Schlechtes gegessen. Es ist ja auch etwas irre, wenn sich jemand zwölf Chihuahuas in der Wohnung hält, wie es bei der 33-jährigen Maria F. der Fall war. Auch die übrigen Prozessbeteiligten blicken mal hilflos, mal amüsiert in die Runde, während sich der 55-jährige Karl F. mit seiner Geschichte aus der Schlinge zu winden versucht.

Die Schlinge sitzt momentan ziemlich eng bei den Angeklagten. Seit fast einem Jahr befinden sie sich in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, von 2007 an über Jahre hinweg einen Wirtschaftsanwalt nach Strich und Faden ausgenommen zu haben. Der Vater und seine Adoptivtochter Maria F., die nicht in einem Schloss, sondern in Niederbayern aufgewachsen ist, sollen bei Parship.de im Internet gezielt nach einem vermögenden Mann gesucht haben. Thomas S. biss an.

Jähzornige Verwandte

Schon beim ersten Treffen im City Hilton erzählte Maria F. ihrem Verehrer eine Räuberpistole nach der anderen. So soll sie sich als "mütterlicherseits aus dem italienischen Geschlecht di Fontanelli" abstammend vorgestellt und diesen Familienzweig als recht jähzornig beschrieben haben. Thomas S. ließ sich davon nicht abschrecken, er war der Frau mit dem blassen jungen Gesicht und dem lockigen brauen Haar vom ersten Augenblick an verfallen.

Ihn irritierte auch nicht, dass Karl F. ständig um seine Adoptivtochter herumscharwenzelte und immer wieder Geld von ihm für die italienische Sippe forderte. Natürlich, davon geht der Staatsanwalt fest aus, gab es weder irgendwelche mafiösen Südländer, die beschenkt werden mussten, um sie freundlich zu stimmen. Noch war es Liebe, die die mutmaßliche Heiratsschwindlerin Maria F. für Thomas S. empfand.

Laut Anklage heiratet sie ihn 2008 in Las Vegas nur, um sich seine 2,15 Millionen Euro teure Wohnung in Schwabing überschreiben und sich obendrein das Leben von ihm mit 780 000 Euro in bar versüßen zu lassen. Und immer dann, wenn der Herr Gemahl mit dem Geld nicht rüberkommen wollte, war der Adoptivpapa zur Stelle und drohte mit grimmigen italienischen Onkeln. Der Rechtsanwalt, der damals rund 23 000 Euro brutto im Monat verdiente, musste sich am Ende massiv verschulden, um Prinzessin Maria zufriedenstellen zu können. Zuletzt lebte S. von Hartz IV.

Maria F. wollte sich zu den Vorwürfen des Staatsanwaltes nicht äußern. Karl F. indes plauderte über Stunden hinweg von der großen Armut, aus der er Maria mit der Adoption befreit habe, der gemeinsamen exzessiven Liebe zu Kunstwerken und vielen Gemäldekäufen bei Ebay. "Wie auf einer Wolke" hätten sie zusammen gelebt. Dass sie sich dann ihrem Bräutigam als Prinzessin verkaufte - Karl F. will daran nicht schuld gewesen sein. Nach seiner Darstellung habe er sie sogar gedrängt, S. reinen Wein einzuschenken. Sie aber war "so schwach", erzählt Karl F. - was man von ihm nicht behaupten kann.

Nach Recherchen des Spiegel war F. bis zu seiner Frühpensionierung in der Staatskanzlei als Jurist in einer Abteilung beschäftigt, die "die kleinen und großen Gemeinheiten" ausheckte. Von solchen Qualitäten ist bei ihm nun nichts mehr zu spüren. Mit sanfter Stimme beteuert er: Thomas S. habe seiner Tochter alles freiwillig gegeben. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 12.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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