Essay:Macht und ihr Missbrauch

(Foto: N/A)

Petra Morsbachs "Der Elefant im Zimmer. Über Machtmissbrauch und Widerstand".

Von Sabine Reithmaier

Macht wird in unserer Gesellschaft tabuisiert, man tut so, als spielte sie keine Rolle. Doch je mehr man sie verdrängt oder mystifiziert, desto stärker ist man davon besessen. Den Elefanten benennen, der mitten im Zimmer steht, will man meist nicht.

Petra Morsbach tut dies allerdings ausgiebig in ihrem Essay, der sich über weite Strecken spannend wie ein Krimi liest. Ihr Ausgangspunkt ist die Frage, warum Menschen Machtmissbrauch nicht nur hinnehmen, sondern ihn sogar vertuschen und verteidigen. Um der kollektiven Verleumdung auf die Spur zu kommen, analysiert sie drei Fälle von Machtmissbrauch. Der erste handelt vom pädophilen österreichischen Kardinal Hans Hermann Groër, der Ministranten sexuell missbrauchte. Der zweite Fall betrifft einen politischen Skandal aus der jüngeren bayerischen Geschichte: den Fall Modellbau um die damalige Ministerin Christine Haderthauer und ihren Ehemann. In den dritten Fall war Morsbach selbst verwickelt, er spielte sich überwiegend in den Jahren 2010/11 an der Akademie der Schönen Künste in München ab.

Kühl seziert die Autorin die Mechanismen der Macht, untersucht die Rhetorik der "Wutbriefe". Ihr Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für Kritik und Widerstand. Der Katalog mit 33 konkreten Handlungsempfehlungen ermutigt dazu, Machtmissbrauch zu benennen. "Oft können wir gefahrlos ethischer handeln, als wir meinen."

Petra Morsbach: Der Elefant im Zimmer. Über Machtmissbrauch und Widerstand. Essay. Penguin Verlag, München 2020, 368 Seiten, 22 Euro

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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