Es begab sich...:Hüter des Schlafes

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Philipp und Maja Ulbrich sind verheiratet und als Mitarbeiter der Bahn sehr häufig nachts unterwegs. (Foto: Stephan Rumpf)

Philipp und Maja Ulbrich begleiten Nachtzüge der Deutschen Bahn

Von Johannes Hirschlach

"Und die Hirten hüteten des Nachts ihre Herde."

Man könnte Philipp und Maja Ulbrich (Foto: Stephan Rumpf) Nachtwächter nennen. Und in gewisser Weise sind die beiden das auch. Während die Republik schläft, wacht das Ehepaar über Fahrgäste der Deutschen Bahn (DB). Philipp Ulbrich ist Zugchef von Fernreisezügen der DB, seine Frau Maja Zugbegleiterin. Nicht immer sind die beiden nachts unterwegs, aber häufig. Und nicht immer im selben Team, aber meistens. "Wir haben einen sehr liebevollen Diensteinteiler", sagt Philipp Ulbrich, 29.

Das Paar wohnt in Moosburg, die Arbeit beginnt Tag oder Nacht jeweils am Münchner Hauptbahnhof. Züge nach Berlin, Köln, Bologna - alles dabei. Geht es um Nachtschichten, wechseln sich die Zugbegleiter untereinander ab. "Das wäre sonst unfair", sagt die 28-jährige Maja. Ob Nachtfahrten die angenehmeren Schichten sind? Die Ulbrichs überlegen lange, neigen synchron den Kopf. "Man hat natürlich mit sich zu tun, um wach zu bleiben", sagt Philipp. Aber: Die Fahrgäste seien anders. Er hat beobachtet, dass die Leute nachts nicht mehr so getrieben sind - die Stimmung ist ruhiger, entspannter. "Schlafen ist eben immer noch das menschliche Hauptbedürfnis zwischen 22 und fünf Uhr", sagt der Zugchef. Während der Zug durch die Nacht rollt, kümmern sich die beiden um jene Passagiere, die eine Decke wünschen und solche Reisenden, denen der Sitznachbar zu laut schnarcht. Oder panische Menschen, die ihren Halt verschlafen haben. Die Eheleute Ulbrich sind Kontrolleure und Kümmerer zugleich. Auch an Weihnachten.

"Wir fahren gerne alle Schichten, solange wir zusammen sind", betont Maja. Und Dienst an Weihnachten ist kein Problem: "Dann machen wir uns eben selbst ein Lichtlein im Waggon an." Gegen 19 Uhr an Heiligabend beginnt auch bei der Bahn die stade Zeit, dann wird es in den Zügen ruhig, sagt Philipp. So ruhig wie vor drei Jahren, als sich die Ulbrichs mit zwei Gastromitarbeitern und den verbliebenen fünf Fahrgästen zu einer geselligen Heiligabend-Runde im Bordrestaurant zusammensetzten.

Dann steht für die beiden der ICE 522 nach Frankfurt auf dem Dienstplan. Um 19.52 Uhr gellt schrill der Abfahrtspfiff, der Zug rollt in die Nacht. Kurze Pause am Main, weiter nach Karlsruhe und zurück nach München, bis sie frühmorgens ins Bett fallen dürfen.

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© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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