Es begab sich ...:Guter Hirte

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Schäfer George Bucur. (Foto: Berthold Neff)

George Bucur ist Schäfer auf dem Gut Hochmutting

Von Berthold Neff

"Und es waren Hirten

in derselben Gegend ..."

Falls der Engel des Herrn mit einer Botschaft für die Hirten auf der Münchner Schotterebene landen sollte, um es so zu halten wie vor 2016 Jahren, sollte er auch Rumänisch können. Dann wäre es für George Bucur, der seit April mit den Schafen in Gottes weiter Natur unterwegs ist, ein Leichtes, ihn zu verstehen, selbst unter dem Gebell der drei Hirtenhunde Sara, Hexi und Tiger. Seit neun Jahren arbeitet der 30 Jahre alte George Bucur (Foto: privat) als Schäfer auf dem Gut Hochmutting von Thomas Hoyler. Er stammt aus der Moldau, einer Provinz im Osten Rumäniens. Zu Hause hatten sie eine große Herde. "Ich bin mit den Schafen groß geworden", sagt George Bucur. Er hat in Rumänien Abitur gemacht und in Bukarest Lebensmitteltechnologie studiert. Als das Geld knapp wurde, suchte er sich einen Job im Ausland - und fand eine Anstellung in Hochmutting, wo Thomas Hoylers Eltern Hermann und Helga Hoyler vor einem halben Jahrhundert mit der Schafzucht begannen.

Inzwischen ist Deutsch für den jungen Rumänen kein Problem mehr. Das Studium schloss er im Fernunterricht ab, er heiratete. Sohn Roberto ist neun Jahre alt und geht in die vierte Klasse, Tochter Maria ist vor drei Jahren an Nikolausabend auf dem Gut geboren. Helga Hoyler hat an diesem Tag ein Geschenk für sie parat, Maria darf die drei roten Kerzen auspusten. Die Familie ist George Bucurs Heimat in der Ferne, sie macht das Heimweh erträglich.

Er liebt die Arbeit und die Tiere, die ihm anvertraut sind. Seine Herde, die er den Sommer über im Radius von 30 Kilometern rund um Hochmutting geweidet hat, ist seit Montag wieder im Stall. Wenn die Schafe seine Stimme hören, kommen sie näher. Ein paar Lämmer sind schon geboren worden, ihr Blöken klingt jämmerlich, aber sie kommen schnell zu Kräften. "Es ist ein schönes Gefühl, diesem kleinen Leben auf die Welt zu helfen", sagt er.

In seiner Heimat haftet dem uralten Beruf des Hirten etwas Mythisches an. Das rumänische Nationalepos "Das Lämmchen" erzählt von drei Hirten und davon, wie ein Lamm einem von ihnen verrät, dass die beiden anderen ihn ermorden wollen - ein ergreifender Text. Auch bei den Rumänisch-Orthodoxen spielen Hirten in der Weihnachtsgeschichte eine tragende Rolle. Heiligabend wird George Bucur seinen Kindern davon erzählen.

Als Adventskalender erzählt die Stadtviertel- Redaktion bis Weihnachten Münchner Geschichten um Schlüsselworte aus den Weihnachtsevangelien nach Lukas und Matthäus. Morgen: Feld.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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