Es begab sich ...:Großes Herz

Lesezeit: 1 min

Nicoline Beyer mit einem Herzkissen, das Frauen nach einer Brustkrebs-OP die Schmerzen erleichtert und erfreut. (Foto: Robert Haas)

Nicoline Beyer macht Frauen nach Brustoperationen Mut

Von Renate Winkler-Schlang

Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen...

Nicoline Beyer gefällt dieser Satz aus der Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Auch ihr Herz sei berührt gewesen, als sie von der Brustkrebserkrankung einer guten Bekannten hörte - und sie sann über ein kleines Geschenk nach, das zeigt: "Ich denke an dich." Ein Kissen in Herzform wollte die Personalberaterin nähen, aber: Herz ist nicht gleich Herz. Also suchte sie im Internet nach einer Vorlage und stieß dabei auf die Homepage der Herzkissen-Initiative in Kiel.

Nach einer Brustkrebs-OP leiden Frauen unter der Wunde, müssen den Arm abwinkeln, klemmen sich meist ein Handtuch unter die Achsel. Bequemer, obendrein viel schöner sei ein Kissen in Herzform, erzählt Nicoline Beyer ). Sie wandte sich an Kliniken in München, und einige sahen Bedarf. "Ich fang' einfach mal an", dachte sie.

Das ist lange her - längst wird der Saal des Truderinger Kulturzentrums einmal im Jahr zu einer kunterbunten, lebhaften Herzkissen-Manufaktur mit Dutzenden Helfern. Aber auch zwischendurch werden immer wieder Päckchen mit vielen Rohlingen bei ihr abgegeben, Stoffe gespendet. Das Material zum Stopfen spendet eine norddeutsche Firma, der Spediteur verlangt nur eine Brotzeit fürs Bringen, eine Freundin mit leerem Schwimmbecken im Keller lagert all diese Kubikmeter Rohstoff und all die fertigen Herzen, ein Rentner fährt sie aus.

"So ein Herz hilft irgendwie immer", sagt Beyer. Ihr hat die Aktion geholfen, zu erkennen, dass sie gerne umsatteln, etwas mit den Händen herstellen würde: Inzwischen gibt sie Nähkurse auch für Kinder und hat sich auf maßgeschneiderte Trachtenwesten spezialisiert. Den Frauen aber helfen die Herzen, das bestätigen ihr vor allem die Krankenschwestern, die sie verteilen. Und ab und an eine schöne Reaktion: Einer Frau, die die Krankheit nicht hatte besiegen können, gab ihre Familie das Kissen, das ihr Halt gespendet hatte in schweren Stunden, am Ende mit ins Grab. Eine andere bestellte eines nach, sie sei zwar wieder gesund, doch sie wolle das erste, oft gewaschene, als Andenken bewahren und wünsche sich für den Alltag ein neues. "Das geht zu Herzen."

Als Adventskalender erzählt die Stadtviertel- Redaktion bis Weihnachten Münchner Geschichten um Schlüsselworte aus den Weihnachtsevangelien nach Lukas und Matthäus. Am Montag: Morgenland.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: