Es begab sich...:Ein Traum von einem Gotteshaus

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Foto: Alessandra Schellnegger (Foto: N/A)

Pfarrer Markus Gottswinter packt die Sanierung von St. Ludwig an

Von Stefan Mühleisen

"Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken ..."

Träume sind Schäume, heißt es. Soll heißen: Das wunderliche Schauspiel im Schlaf habe nichts zu bedeuten. Die Realität killt den Traum wie das Wasser, das die Gischt auflöst. Wer Markus Gottswinter () so sachlich kommt, den bittet der Pfarrer von St. Ludwig und St. Joseph in der Maxvorstadt an seinen Computer. Dort klickt er ein Bild der Kathedrale von Bath in England herbei, deutet auf die Fassade: himmelhohe Leitern, auf denen Engel rauf und runter klettern. "Es braucht nur einen Stein und einen Traum, um ein Gotteshaus zu bauen", sagt er lächelnd.

Er spielt damit auf einen uralten Traum an, von dem das Alte Testament erzählt. Jakob, Stammvater Israels, hatte Mist gebaut, hatte seine Familie belogen und betrogen, ist abgehauen. Heute würde man sagen: Er hatte eine Sinnkrise. Er nahm einen Stein als Kopfkissen - und träumte. Jakob sah eine Leiter, die von der Erde zum Himmel reicht, lauter Engel klettern rauf und runter, dazu Gottes Stimme, die sinngemäß sagt: Passt schon, du kannst auf mich bauen.

Eine klare Ansage vom Allerhöchsten, die bis in unsere Zeit reicht, sonst gäbe es die kletternden Engel von Bath nicht. Theologisch, sagt Gottswinter, werde der Traum in der Bibel als Sphäre des Zugangs zum Göttlichen verstanden. "Man kann es aber auch so sehen: Wenn Menschen nicht träumen, würde wenig Neues entstehen." Der Traum als Ambition also - wobei die Ludwigskirche ein Stein gewordener Traum König Ludwig I. ist, ein Monument des Glaubens neben der weltlichen Universität.

Allerdings setzt die Realität der Kirche zu: Da sich Ludwig einbildete, das Gotteshaus auf einem Fischweiher errichten zu lassen, greift von Beginn an der Schimmel die Fresken an. Heute zählt St. Ludwig zu den schwierigsten Restaurationsobjekten der Diözese: Wegen der unterschiedlich belasteten Stellen war eine genaue Kartierung von 8541 Quadratmetern Wandfläche nötig. Derzeit brüten die Restauratoren über Nuancen der Farbgebung der ornamental verzierten Wände, und wie das wohl mit der blauen Decke korrespondieren wird. Gottswinter: "Es wird entweder ein Traum oder ein Albtraum."

Damit endet der Adventskalender, mit dem die Stadtviertel-Redaktion Münchner Geschichten rund um Schlüsselworte aus den Weihnachtsevangelien nach Lukas und Matthäus erzählt hat.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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