Erste Robotermeisterschaft in München:Lauf, Moguera, lauf!

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Moguera kann laufen, sprechen und selbstständig Entscheidungen treffen. Am Samstag tritt die autonome Maschine für die Hochschule München bei der ersten Robotermeisterschaft in der Landeshauptstadt an.

Anna Fischhaber

Seit kurzem kann Moguera sogar sprechen. "3, 2, 1, meins", sagt er, macht eine Drehung in Richtung Goldbarren und rauscht dann daran vorbei. Mit seiner Positionsbestimmung stimmt etwas nicht. Stephan Diecke flucht. Moguera ist ein kleiner Roboter, 35 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit, neun Kilometer die Stunde schnell. Am Samstag soll die 15 000 Euro teure Maschine, hauptsächlich über Studiengebühren finanziert, München verteidigen. Dann findet hier erstmals die Eurobot statt, eine deutsche Robotermeisterschaft. Die drei besten Teams qualifizieren sich für die Weltmeisterschaft in Frankreich.

Erste Eurobot in München
:Moguera, der kleine Roboter

Bilder von Moguera

Neun Monate lang haben Projektleiter Diecke, 26, Student der Mechatronik und Feinwerktechnik, und sein Team an Moguera getüftelt. Ihre Roboterwerkstatt in der Hochschule München in der Lothstraße ist ein großer Raum ohne Fenster, überall liegt Werkzeug und Elektroschrott herum, vor den vielen Laptops sitzen konzentriert Studenten, bis auf eine Ausnahme alle männlich. Unter dem nachgebauten Wettkampf-Spielfeld stapeln sich Matratzen, Schlafsäcke, Zahnbürsten, auch eine kleine Kochecke und ein Aquarium gibt es. Wie Diecke verbringen die meisten hier ihre gesamte Freizeit. Freiwillig.

Kurz vor dem Wettkampf ist die Stimmung merklich angespannt. "Viel schlafen werde ich wohl nicht mehr", sagt Diecke. Er und seine Mitstreiter wollen die Zeit nutzen, um der Maschine letzte Macken auszutreiben. Doch das ist gar nicht so einfach. Moguera funktioniert vollständig autonom - im Wettkampf muss er selbst die Entscheidung für den nächsten sinnvollen Spielzug treffen, die Konstrukteure dürfen nicht eingreifen. Stößt er gegen eine Wand und weiß nicht weiter, ist das Spiel verloren.

Besonders schön ist der kleine Roboter nicht, eher funktional. Mogueras Kopf besteht aus einem Plexiglasturm mit Kamera und Spiegel. So könne er über Lichter am Spielfeldrand seine Position bestimmen, erklärt Diecke. Motto des Wettkampfs ist diesmal die Schatzinsel, die Roboter müssen auf einem zwei Mal drei Meter großen Feld Gold- und Silberbarren einsammeln und sie auf dem eigenen Schiff in Sicherheit bringen - ohne den gegnerischen Roboter zu rammen. 90 Sekunden dauert so ein Kampf. Jeder spielt gegen jeden. Moguera hat eine Frontkamera, um die Beute zu finden. Seine Geheimwaffe sind die vielen Saugnäpfe, um die Barren einzusammeln.

"Moguera muss sein Hirn einschalten, bevor er redet"

Bislang hat München bei der Eurobot noch nie gewonnen, die anderen deutschen Hochschulen sind schon länger dabei, die Münchner Roboterwerkstatt gibt es erst seit 2008. Diecke ist seit Anfang an im Team. Mit Moguera könnte es in diesem Jahr erstmals klappen, hofft er. Oder auch mit Ätnos, dem zweiten Münchner Roboter, der am Samstag für die Hochschule antritt. Die Eliteuniversitäten TU und die LMU nehmen bislang nicht an der Eurobot teil.

Anders als seine Vorgänger, die in der Roboterwerkstatt in einer Vitrine verstauben, besteht Moguera aus einzelnen Modulen. Eines koordiniert das Sehen, eines das Laufen, eines das Sprechen, eines das Denken. Schwierig ist vor allem das Zusammenspiel. Diecke kümmert sich als Projektleiter darum, dass die Kommunikation zwischen den einzelnen Modulteams funktioniert. Oder überhaupt stattfindet. "Moguera muss natürlich sein Hirn einschalten, bevor er redet", sagt Diecke, wenn er das versucht, einem Laien zu erklären.

Mit seinem Wissen über Roboter will der 26-Jährige irgendwann eine autonome Haushaltshilfe bauen. Den kleinen Roboter vergleicht er gerne mit einem Baby, dem sein Team das Laufen, Sprechen und Denken beigebracht hat. "Das ist wie bei einem Kind, das mal auf die heiße Herdplatte langt und dann nie wieder", sagt er. Bei der Eurobot können er und seine Mitstudenten nur noch den roten Startknopf auf der Schulter drücken und hoffen, dass ihr Roboter aus seinen Fehlern gelernt hat. "Noch mehr Punkte", sagt Moguera und rumst gegen die Wand.

Eurobot 2012 in der Hochschule München, Lothstraße 64, Samstag, 12. Mai, von zehn Uhr an , Eintritt frei

© SZ vom 11.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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