Ermittlungen:Entwarnung

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Dieses Graffiti mit eindeutiger Drohung war monatelang auf einer Wand am Viehhof-Gelände zu sehen. (Foto: Martin Bernstein)

Erneut hat es am Viehhof gebrannt, Grund war dieses Mal aber wohl eine Herdplatte

Von Martin Bernstein

"Bahnwärter Thiel angreifen" stand monatelang in meterhohen Lettern auf der Graffiti-Wand des ehemaligen Viehhofs an der Tumblinger Straße, dazu der Slogan "Sie sagen Kunst und meinen Kohle". Zu sehen waren als eindeutige Botschaft eine geballte Faust und das Bild eines Bolzenschneiders, der das Kabel einer Überwachungskamera abzwickt. Tatsächlich sind das Kulturareal "Bahnwärter Thiel" und die Baustelle auf dem Gelände in diesem Jahr schon zwei Mal angegriffen worden. Im Februar brannte der Bagger einer Abbruchfirma, Ende Mai ein Lagerschuppen des "Bahnwärters". Taten radikaler Gentrifizierungsgegner aus der linksautonomen Szene, wie der Staatsschutz der Münchner Polizei und Verfassungsschützer vermuten. Auf dem Gelände im Schlachthofviertel sollen das neue Volkstheater sowie 420 Wohnungen entstehen. Und jetzt schon wieder ein Brandanschlag? In der Nacht zum Sonntag hat es nämlich am dem Viehhof erneut gebrannt. Doch am Montag gab die Polizei - zumindest in diesem Fall - Entwarnung.

Zwei Wohnwagen und ein Überseecontainer standen kurz vor Mitternacht in Flammen. Kurz zuvor hatte 200 Meter entfernt im "Bahnwärter" die "In Deep"-Party begonnen. Besucher waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele da, dennoch wurde die Party während des Feuerwehreinsatzes unterbrochen. 30 Minuten brauchte die Feuerwehr, um den Brand zu löschen. Menschen waren nicht in Gefahr. Am Montagmittag begutachteten Fahnder der Kriminalpolizei erneut den Brandherd. Und kamen zu dem Schluss: Eine eingeschaltete Herdplatte war wohl der Auslöser.

Dass die Polizei besonders genau hinschaute, kommt nicht von ungefähr. Am 23. Mai war es Unbekannten gelungen, in einen Schuppen einzudringen und dort Feuer zu legen. Zum Glück platzte durch die starke Hitzeentwicklung ein Wasserrohr, so dass das Feuer schnell wieder ausging. Größere Schäden entstanden nicht. Ganz im Gegensatz zu einem Brandanschlag am 1. Februar auf der Baustelle am alten Viehhof. Der nagelneue High-Tech-Bagger eines Abbruchunternehmens ging damals in Flammen auf. Der Sachschaden belief sich auf etwa 200 00 Euro.

Eine ganze Serie ähnlicher Anschläge richtet sich seit etwa eineinhalb Jahren gegen Münchner Bauunternehmen und Immobilienfirmen. Zuletzt warfen Unbekannte mehrere Fensterscheiben eines Immobilienbüros an der Humboldtstraße mit Pflastersteinen ein und beschmierten das Büro eines Immobilienentwicklers in der Baldestraße. Ein Jahr zuvor hatten Maskierte dort einen Papiercontainer auf die Straße gezogen und angezündet. Zuvor waren Steine gegen das Büro geworfen worden, Parolen waren zu lesen wie: "Kein Bock auf Mieterhöhungen". Im September 2017 zündeten Unbekannte nachts zwei Bagger auf einer Baustelle an der nahen Erhardtstraße an, ebenfalls ein Projekt der Immobilienfirma. Seit gut einem Jahr gingen zudem in der Maxvorstadt, in Schwabing, Giesing, Haidhausen und in der Au mehrere Autos von Immobilienfirmen in Flammen auf.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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