Erfolg für Münchner Zielfahnder:Der Mann an der Grenze

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Der mutmaßliche Mörder von Markus Schindlbeck wurde am Grenzübergang zu Österreich festgenommen. Wie Münchner Zielfahnder Heiko K. aufspürten.

Susi Wimmer

Die Autos waren schon aufgetankt, die Zielfahnder auf dem Sprung, da kam am Dienstagabend die Nachricht aus Österreich: Am Grenzübergang Nickelsdorf sei soeben der 39-jährige Heiko K., mutmaßlicher Mörder von Markus Schindlbeck, verhaftet worden. Ein Erfolg, zu dem die Zielfahnder des Münchner Präsidiums beigetragen haben, obwohl die Reise ins Nachbarland gar nicht mehr nötig war. Denn sie hatten innerhalb weniger Stunden ermittelt, dass der Tatverdächtige im Wagen des Opfers durch Österreich in Richtung Ungarn unterwegs war.

Richard Thiess, Erster Kriminalhauptkomissar gibt eine Pressekonferenz zur Festnahme des mutmasslichen Mörders des Münchner Handelsverteters Markus Schindlbeck. (Foto: Foto: ddp)

"Da war auch Glück dabei", sagt Peter van den Berg, Chef der Münchner Zielfahnder. Wäre Heiko K. noch über die ungarische Grenze gekommen und hätte sich des Autos entledigt, "dann wäre es schwieriger für uns geworden". So aber kontrollierten die Österreicher intensiv im Grenzgebiet und wurden bald fündig.

Die Erfolgsquote von van den Bergs Truppe ist generell hoch: Von 41 Fällen im Jahr 2008 konnten die zehn Fahnder 32 lösen, sprich, die gesuchten Täter verhaften. "An den anderen Fälle bleiben wir dran, bis sie gelöst sind." Zielfahnder kommen zum Einsatz, wenn es gilt, eine namentlich bekannte, flüchtige Person zu finden, gegen die ein europäischer Haftbefehl vorliegt. Meist geht es um Kapitaldelikte wie Mord oder Totschlag. "Wir suchen aber auch Vergewaltiger oder heimtückische Betrüger", sagt van den Berg. So flogen die Fahnder im Oktober 2002 auf die Karibikinsel Martinique, um einen bekannten Professor der Fachhochschule München festzunehmen. Der hatte seine eigene Entführung vorgetäuscht, um einen Millionenbetrug zu vertuschen.

Die Zielfahnder nehmen das gesamte Leben des Gesuchten unter die Lupe: Wer ist die Person? Woher kommt sie? Was hat sie gemacht? Hobbys, Vorstrafen, Krankheiten, soziale Beziehungen, besondere Gewohnheiten - von der Zigarettenmarke bis hin zu den Tabletten, die der Täter eventuell einnehmen muss. Die Beamten fangen beim engsten Verwandtenkreis an und arbeiten sich durch die Vita des Flüchtigen. Dabei schöpfen die Ermittler alle rechtlich möglichen technischen Mittel aus. "Allerdings werden diese Möglichkeiten aus Datenschutzgründen immer weniger", klagt van den Berg.

"Wir leben von der Motivation und Leistungsbereitschaft der Leute", sagt der Chef. So waren die Zielfahnder 1999 an der Fahndung nach Manfred I. in Griechenland beteiligt. Er hatte in Oberschleißheim aus reiner Mordlust die 19-jährige Diana K. getötet. 2008 schnappten sie auf Mallorca Walter M., der 2004 einen Münchner Autohändler ermordet hatte. Auch der U-Bahnschläger, der an der Giselastraße seinem Opfer mit einer Sektflasche lebensgefährliche Verletzungen zugefügt hatte, wurde am 11. November 2008 am Münchner Flughafen dingfest gemacht.

Zuvor waren die Fahnder seiner Spur nach Marokko und Rom gefolgt. "Wichtig für unsere Arbeit sind internationale Kontakte", sagt van den Berg. Die waren auch im Fall Heiko K. von Nutzen. Noch bevor dieser an der Grenze eintraf, hatten die Zielfahnder das Bundeskriminalamt in Österreich um "intensive Grenzkontrollen" gebeten.

© SZ vom 05.02.2009/agfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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