Zweifelhaftes Vorhaben:Zu realitätsfremd

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Neufahrner Bauausschuss lehnt geplanten Aufbau einer ökologischen Schafzucht im Freisinger Moos zum zweiten Mal ab, weil man den Verdacht nicht loswird, dass hier nur günstig ein "Häuschen im Grünen" entstehen soll

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Kann jemand aus einer anderen Branche auf Landwirtschaft umsatteln und einen eigenen Hof bauen? Oder ist zu befürchten, dass er damit nur an ein "Häuschen im Grünen" kommen will - und zudem ein Präzedenzfall für künftige Bauvorhaben im Außenbereich geschaffen wird? Die Mehrheit im Neufahrner Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss ist weiter misstrauisch und lehnte die Errichtung eines Hofs im Freisinger Moos nahe Moosmühle zum zweiten Mal ab.

Allerdings ist es möglich, dass der ausgebremste Bauherr den Traum von einer eigenen ökologischen Schafzucht samt Herdenschutzhundzucht, Hühnerhaltung, Forstwirtschaft und Hofladen trotzdem nicht begraben muss. Denn auch das Landratsamt hat ein wichtiges Wort mitzureden. Dort wird etwa über die "Privilegierung", die Voraussetzung für einen Bau im Außenbereich ist, entschieden. Dabei wird auch die Frage geprüft, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb überhaupt wirtschaftlich ist - eine Frage, die bei den Diskussionen im Ausschuss ebenfalls eine Rolle spielte.

Der Bauherr verweist auf das Gutachten eines Sachverständigen für landwirtschaftliche Betriebsplanung, wonach seine Pläne eine solide wirtschaftliche Grundlage hätten. Für Christian Nadler (CSU) stehen in der Expertise aber "Sachen, die bissl realitätsfremd sind". Nur weil jemand Kurse und Lehrgänge gemacht habe, habe er ja keine berufliche Praxis. Auch wolle der Bauherr "zu viel auf einmal, das kommt nicht glaubwürdig rüber". Das sah Landwirt Christian Meidinger (Grüne) ebenso: "Ich werde den Verdacht nicht los, dass da jemand günstiges Bauland schaffen will."

Stephanie Pflügler (Freie Wähler), ebenfalls Landwirtin, kann sich auch nicht vorstellen, dass das Landratsamt als Untere Naturschutzbehörde mit einem Bauvorhaben der geplanten Größenordnung einverstanden ist. "Wir wollten im Moos mal nur einen Krautgarten anlegen und durften nicht mal einen Zaun rummachen." Und jetzt wolle jemand an einer Stelle bauen, "wo seit Jahrzehnten ein Rückszugsort für Tiere ist". "Da könnte ja jeder kommen, ein Grundstück kaufen und einen auf Landwirt machen", so Pflügler weiter. Sie möchte deshalb erst einmal klare Stellungnahmen vom Landratsamt, aber auch vom Landwirtschaftsamt und vom Wasserwirtschaftsamt haben. "Wie können das Verfahren nicht umdrehen", erklärte dagegen Bauamtsleiter Michael Schöfer. Zunächst sei die Gemeinde gefragt, dann gehe die Sache weiter ans Landratsamt, und da würden dann die anderen Fragen geklärt.

Burghard Rübenthal (CSU) wollte die Bauernhof-Idee mit Blick auf die abnehmende Zahl von Landwirten "nicht vorab verurteilen". Warum sollte man die Genehmigung jemandem verweigern, der nicht aus der Landwirtschaft kommt, wenn auch Bestandslandwirte aussiedeln dürften, fragte sich Florian Pflügler (ÖDP): "Das wäre eine Ungleichbehandlung." Bestandslandwirte hätten allerdings auch eine landwirtschaftliche Ausbildung, hielt Markus Funke (FDP) dagegen. Selbst wenn das Landratsamt das alles möglicherweise anders sehen werde, sollte man "ein Zeichen setzen", so Funke. Mit 6:4 Stimmen wurde der Antrag dann erneut abgelehnt.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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