Zulage für Erzieher im Gemeinderat Eching:Der Realität ins Auge blicken

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An diesem Dienstag will der Gemeinderat darüber entscheiden, ob auch Eching den Erziehern eine Arbeitsmarktzulage von 200 Euro auslobt, wie sie in allen Nachbarkommunen im Großraum längst Usus ist

Von Klaus Bachhuber, Eching

Bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen wurde aus dem Echinger Rathaus Jahr für Jahr der Daumen nach oben gereckt: Bedarf gedeckt, Situation im Griff. Doch hinter die Kulissen durfte man schon seit einiger Zeit nicht mehr schauen. Die Räume standen zur Verfügung, da hatte die Gemeinde ihre Pflicht erfüllt. Aber die Personalsituation ist permanent auf Kante genäht. "Das Eis ist sehr dünn, auf dem alle herumlaufen", schildert Frank Horlbeck aus dem Elternbeirat der Kindertagesstätte "Regenbogen" die Situation. Die Eltern haben nun zu Jahresbeginn Alarm geschlagen und damit einen für Eching bisher nicht gekannten Schulterschluss von Kindergartenträgern, Personal und Eltern erreicht, an dessen Schaltstelle sich auch Bürgermeister Sebastian Thaler gesetzt hat.

An diesem Dienstag wird der Gemeinderat nun darüber entscheiden, ob auch Eching den Erziehern eine Arbeitsmarktzulage von 200 Euro auslobt, wie sie in allen Nachbarkommunen im Großraum längst Usus ist. "Es ist schon Zeit, mal der Realität ins Auge zu blicken", sagte Thaler. Zu Beginn dieses Kindergartenjahres mussten von einer Einrichtung fest zugesagte Betreuungsplätze storniert werden, weil kurzfristig Personal ausgefallen und Ersatz nicht zu kriegen war. Rund zehn Familien mussten spontan Betreuung für ihre Kinder improvisieren. "Noch zwei, drei Ausfälle, dann bricht hier der Notstand aus", warnt Horlbeck.

Die Personalengpässe haben dabei weit gravierende Auswirkungen als "nur" fehlende Betreuungsplätze. Wenn immer weniger Personal immer mehr Kinder betreuen muss, wackelt der Personalschlüssel, der vom Gesetzgeber als Minimum vorgesehen ist - und wird der nicht eingehalten, gibt es keine öffentliche Förderung. Der "Regenbogen" bekommt über eine halbe Million Euro an Fördermitteln hat der evangelische Pfarrer Markus Krusche als Träger der Einrichtung ausgerechnet, ein Ausfall ist nicht zu kompensieren, der Kindergarten müsste dicht machen. Eine Kindertagesstätte in Eching hat die Vorgabe heuer bereits gerissen und darf nur mit Sondergenehmigung aus dem Landratsamt weitermachen.

Was die Eltern vor Jahresfrist am meisten mobilisiert hat, war die immer offenkundigere Problematik, dass unter dem Personalmangel die Betreuungsqualität massiv leidet. "Auf dem Papier stimmt's immer noch irgendwie", bestätigt Krusche, "aber irgendwann kommen alle am Zahnfleisch daher". Man habe "nicht die besten Voraussetzungen für eine qualitative Förderung, wenn man nur schauen muss, dass man täglich irgendwie über die Runden kommt", schildert Susanne Graßl, die Leiterin des "Hauses für Kinder St. Andreas" der Katholischen Pfarrei.

Auf die Initiative der Elternvertreter um Marie-Louise Brezansky und Frank Horlbeck hatte Bürgermeister Thaler dann die große Runde von Trägern, Personal und Eltern einberufen, die sich im Gespräch einig wurde. Sofortmaßnahme soll nun sein, dass Eching mit der Arbeitsmarktzulage den Rückstand zu den anderen Kommunen aufholt. Ein derartiger Wettbewerb unter den Kommunen sei "das Schlimmste", bedauerte Thaler, aber als einziger nicht mitzumachen, sei nicht mehr vertretbar: "Wir können nicht warten, bis uns die Leute davonlaufen". Mittelfristig soll auch der Anstellungsschlüssel in den Einrichtungen verbessert werden.

Zudem hat Thaler zugesagt, dass vergünstigte Wohnungen, die Eching ab 2020 plant, auch Kindergartenpersonal zur Verfügung stehen sollen, das nicht bei der Gemeinde angestellt ist. Bewilligt der Gemeinderat heute die Zulage, kostet das die Gemeinde 340 000 Euro jährlich.

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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