Landkreis Erding:Das Klappern ist wieder häufiger zu hören

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Auf der Telekom-Antenne an der Münchner Straße in Erding ist ein Storchennest. Eine Verlegung wurde nicht genehmigt. (Foto: Renate Schmidt)

Der Weißstorch kehrt zurück in den Landkreis Erding. Die Winter werden wärmer, und die großen Vögel finden für den Nachwuchs genügend Futter.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Lange Zeit stand er auf der Roten Liste der gefährdeten Arten: der Weißstorch, lateinisch "Ciconia ciconia" . Mittlerweile ist er aber wieder häufiger anzutreffen, auch im Landkreis Erding. Verschiedene Schutzmaßnahmen haben zu einer positiven Entwicklung der Bestände beigetragen. Weißstörche befinden sich aktuell auf der Vorwarnliste und gelten nicht mehr als gefährdet. Im Landkreis gibt es nach der Weißstorchkarte des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) derzeit sechs Horste, in vieren sind Jungvögel gesichtet worden. Im August ziehen die Tiere dann in ihre Winterquartiere, viele bleiben inzwischen aber auch hier.

Uschi Schmidt-Hoensdorf, die Erdinger Kreisvorsitzende des LBV, weiß von zwei Storchenhorsten in Erding, einer befindet sich auf einem Funkmasten in der Stadtmitte, einer auf dem Gasthaus Pfanzelt in Langengeisling. Wie viele Jungtiere in den Nestern sind, könne man derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. In Dorfen seien, "wie üblich", zwei Horste. Zudem weiß Schmidt-Hoensdorf noch von Nestern in Eitting, in Sonnendorf und Maiszagl bei Wörth. Horste, die auch die Weißstorchkarte des LBV zeigen. "Wir haben jedenfalls zwei neue Standorte und mehr Weißstörche als früher."

Mit ein Grund ist, dass viel Störche im Herbst nicht in den Süden fliegen, sondern im Winter hier bleiben und damit mehr werden. Eine mögliche Erklärung dafür sieht die Kreisvorsitzende in den Artenschutzprogrammen. Seit 1984 führt unter anderem der LBV im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt (LfU) das Bayerische Weißstorch-Schutzprogramm durch. Es deckt zwei Bereiche ab: Beseitigung des Nahrungsmangels und Betreuung der Nester inklusive Datensammlung.

"Störche sind findiger geworden, als wir gedacht haben", sagt Oda Wieding

Es sind immer verschiedene Faktoren, die zusammen kommen, sagt LBV-Weißstorchbeauftragte Oda Wieding. Zum einen bräuchten die Vögel genügend Futter, früher sei man von 200 Hektar Futterfläche ausgegangen. Aber inzwischen kämen "menschliche Einflussfaktoren" hinzu wie Müllkippen in Spanien, wo Störche überwintern. Weniger Störche würden die Strapazen der weiten Reise bis nach Afrika mitmachen, deshalb kämen auch mehr zurück.

Aber die Vögel fänden auch hier Futter für ihren Nachwuchs, obwohl die Landschaft in den vergangenen Jahrzehnten nicht besser für die Vögel geworden sei, im Gegenteil. Zum Beispiel durch Flächenversiegelung. Aber, Störche seien Allesfresser und wichen auf Kompostanlagen wie bei Eitting aus. "Und sie sind findiger geworden, als wir gedacht haben", sagt Oda Wieding. Rund 300 Weißstörche überwintern mittlerweile laut LBV im Freistaat.

Uschi Schmidt-Hoensdorf sieht einen weiteren Aspekt in den Artenschutzprogrammen. Da Störche erst mit vier Jahren geschlechtsreif würden, hätten sie in der Regel vier Winter in Deutschland zugebracht, ehe sie in die Freiheit entlassen worden seien, sagt Schmidt-Hoensdorf. Man vermute, dass die Nachfahren dieser Störche das Überwintern hier übernommen haben. Sie sieht auch immer mehr Weißstörche im Landkreis. Es gebe im Eittinger Moos einen "Schlafbaum", wo sich die Tiere treffen. Zuletzt habe sie dort 30 Vögel gezählt. Im Jahr zuvor seien es nur 13 gewesen. Gleich ums Eck, in der Gemeinde Eitting, befindet sich ein Entsorgungsunternehmen mit Kompostieranlage. Ein ganzjährig reich gedeckter Tisch für die Störche.

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Persönlich findet die Kreisvorsitzende Störche "toll", "super sympathisch und schön", aber in ihrer Brust schlagen zwei Herzen, da Weißstörche pro Tag 500 bis 800 Gramm Nahrung brauchen. In der Regel Amphibien, auch wenn Störche Allesfresser und Aasfresser seien, sagt Schmidt-Hoensdorf. Und die Amphibien seien ihrerseits oft auf der Liste der bedrohten Arten. "Die Amphibien haben es deshalb ganz schwer bei uns."

Charakteristisch für Störche ist das Klappern des Schnabels

Weißstörche binden sich übrigens stärker an ihre Nester als an ihre Partner und führen eine sogenannte "Saisonehe". Meist kommen die Männchen zuerst aus dem Süden zurück und beginnen, das alte Nest auszubessern. Vorzeitig zurückgekehrte Tiere, die nur in Spanien überwintert haben und somit einen kürzeren Rückweg ins bayerische Brutgebiet haben, sind dabei im Vorteil. Charakteristisch für Störche ist ihr Klappern des Schnabels, mit dem sie sich gegenseitig begrüßen und Feinde vom Nest fernhalten. Ansonsten sind von Weißstörchen kaum Laute bekannt.

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