Online-Museum Wartenberg:Digitale Erlebnisplattform

Lesezeit: 2 min

"Auerbach im Winter", ein Bild von Hedwig Olbrich-Schrader hängt im Original im ersten Stock im Wartenberger Rathaus, im Gang auf dem Weg zum Büro des Bürgermeisters. (Foto: Onlinemuseum Wartenberg)

Das Online-Museum Wartenberg macht die Kunstschätze der Gemeinde und lokalgeschichtliche Dokumente jederzeit zugänglich.

Von Felix Krauser, Wartenberg

"Bilder und Fotos sind Quellen für so vieles", sagt Heike Schmidt-Kronseder. Die Kunsthistorikerin und Gemeinderätin aus Wartenberg leitet in Erding das Museum Franz Xaver Stahl und ist Vorsitzende des Historischen Vereins Erding. Nebenbei ist sie aber auch die maßgebliche Kuratorin des Online-Museum Wartenberg, das Kunst- und Geschichtsschätze der Marktgemeinde im Internet ausstellt - eine vorbildliche und zeitgemäße Einrichtung.

Die Idee ein eigenes Online-Museum für Wartenberg aufzubauen, kam ihr während der Corona-Zeit, erzählt Schmidt-Kronseder, als viele Museen wegen der Pandemie schließen mussten und ihre Exponate nur noch im Internet präsentieren konnten. Zudem wäre in Wartenberg "ein physisches Museum aus Kostengründen ohnehin nicht denkbar". In gewisser Weise ist das Rathaus ein Ausstellungsgebäude, hier hängen in den Gängen und Büros nicht wenige Gemälde, welche die Gemeinde schon seit jeher sammelt. Das Online-Museum versammelt nun diese und viele weitere Werke, macht sie den Bürgerinnen und Bürgern zusammen mit biografischen Texten und historischen Dokumenten jederzeit zugänglich. Das habe die Öffentlichkeit verdient. "Schließlich hat der Bürger die Kunstwerke durch seine Steuern mit bezahlt", meint Schmidt-Kronseder.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Schenkungen und Käufe sind die typischen Wege, wie die Gemeinde in Besitz von Kunst gelangt. Allein im Jahr 2019 hat die Gemeinde Wartenberg durch eine Schenkung gut 200 Kunstwerken erhalten. Wie es der Zufall wollte, wurde das Rathaus kurz darauf umgebaut und man brauchte mehr Platz an den Wänden. "Da wäre es doch schade gewesen, wenn all diese Kunst im Depot verschwindet", dachte sich Heike Schmidt-Kronseder und entwickelte die Idee für das Online-Museum. Unterstützt wird sie von Helmut Schneider, Mattias Kehm, Christoph Schnürer-Patschan und Markus Allwang - und von Bürgermeister Christian Pröbst (CSU), der das Projekt "super" finde und ihrem "super Team" freie Hand lasse.

Neben Kunst aus Wartenberg von Malern und Künstlerinnen wie Carl Hans Schrader-Velgen, Robert Weise und Hedwig Olbrich-Schrade, Christiane Horn und Johannes Vollrath finden sich im Online-Museum auch alte Postkarten, historische Fotos, Sterbebilder und Ansichtskarten. Es soll "eine Schau- und Erlebnisplattform" sein, sagt Schmidt-Kronseder. So könne man auch die Bürgerinnen und Bürger für die Geschichte des Ortes sensibilisiert. Es komme immer häufiger vor, dass die Wartenberger sich selbst mit alten Dokumenten, Fotos oder Karten an das Online-Museum wenden. Geschichte kann man jetzt also durch das Online-Museum live erleben und wird zudem animiert, selbst ein wenig zu forschen.

"Altes Schulhaus" von Robert Weise, eines der Lieblingsbilder von Heike Schmidt-Kronseder. (Foto: Onlinemuseum Wartenberg)

Die Werke und Funde lagern in einem Depot im Medienzentrum, werden eingescannt und ins Internet hochgeladen. Für die Geschichte hinter den Bildern recherchiert das Team akribisch und redet viel mit älteren Bürgerinnen und Bürgern. Diesen Tipp gibt die Kunsthistorikerin allen Interessierten: "Hört euren Großeltern zu." Lokale Geschichtsforschung sei zwar anstrengend, mache aber unfassbar viel Spaß.

Das Online-Museum dient somit nicht nur der Ausstellung, sondern auch der Dokumentation und Forschung. Und es kommt gut an. Schmidt-Kronseder sagt, sie erhalte viel positives Feedback. Sogar die Städtische Galerie Konstanz ist schon auf das Online-Museum Wartenberg aufmerksam geworden. Die Kollegen vom Bodensee meldeten sich, da sie sich für Werke von Robert Weise interessierten. Das Stichwort sei die Vernetzung sagt Schmidt-Kronseder. Eine Online-Datenbank bietet die Möglichkeit für Kunsthistoriker einfacher und besser zusammenzuarbeiten.

Barrierefreiheit ist auch im Online-Museum ein wichtiges Thema

Die Bilder und Kunstwerke des Online-Museums Wartenberg sind frei zugänglich und können nach belieben vergrößert werden. Auch Barrierefreiheit wird hier groß geschrieben. Helmut Schneider, der für die Webseite zuständig ist, sitzt im Rollstuhl und hat einige Werke besprochen. So erhalten auch Menschen, die nicht gut sehen können, Informationen über die Werke erhalten. Langfristig sollen alle Bilder audiodeskriptiv begleitet werden. Mit dem Plan, Kunst und Historie der Gemeinde, wirklich allen Menschen zugänglich zu machen, ist man also noch lange nicht am Ende.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Vergessene Orte im Münchner Umland
:Fliegerhorst Erding: Stille in der Sperrzone

2014 startete der letzte Tornado vom Erdinger Fliegerhorst. 5000 Soldaten waren dort mal stationiert. Jetzt hat sich der Mensch zurückgezogen und die Natur erobert sich das Gelände mit aller Macht zurück.

Von Gerhard Wilhelm und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: