Gebäudeenergiegesetz:Waldbesitzer kritisieren geplantes Verbot von Holzheizungen

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Holzofen in einem Wohnhaus: In Neubauten sollen sie künftig nur noch bei der Koppelung mit einer Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung verwendet werden können. (Foto: Manfred Neubauer)

Die 1600 Mitglieder der WBV Erding sehen den Waldumbau gefährdet, wenn künftig in Neubauten keine Kaminöfen oder Pelletheizungen mehr verwendet werden dürfen. Wenn man laubholzreiche Mischwälder anlegen wolle, müsse man vorher auch die Fichte vermarkten können, sagen sie.

Von Thomas Daller, Erding

Der Einbau von Holzheizungen wird im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) verboten. Ausnahmen gelten nur bei der Koppelung mit einer Solaranlage oder beim Einsatz in "alten Gebäuden". Dagegen gibt es Widerstand, vor allem auch von Waldbesitzern. Die Waldbesitzervereinigung Erding mit ihren 1600 Mitgliedern sieht auch den Waldumbau gefährdet. Brennholz sei ein reines Nebenprodukt bei der Waldbewirtschaftung: Wenn man laubholzreiche Mischwälder anlegen wolle, müsse man vorher auch die Fichte vermarkten können, sagte der Vorsitzende der WBV Erding, Rainer Mehringer.

Das Bundeskabinett hat einen Entwurf eines Gebäudeenergiegesetzes verabschiedet. Darin werden im Neubau Biomasseheizungen auf Basis von Holz in Form von Pellets, Hackschnitzeln und Scheitholz zur Erfüllung des 65-Prozent-Ziels von erneuerbaren Energien im Heizungsbereich verboten werden. Der Einbau soll künftig nur noch erlaubt sein, wenn die Holzheizung mit einer Solaranlage für die Warmwasserbereitung kombiniert wird. Außerdem muss die Anlage mit einem Staubfilter ausgestattet werden. Noch vor der Sommerpause soll der Entwurf den Bundestag und den Bundesrat passieren, damit das GEG bereits zum 1. Januar 2024 in Kraft treten kann.

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Der Bayerische Waldbesitzerverband spricht von einer "Diskriminierung unseres Rohstoffes Holz". Auch die Erdinger Waldbesitzervereinigung macht sich große Sorgen um die Zukunft: "Die thermische Vermarktung ist ein Riesenfaktor", sagte Mehringer. Der Bestand im Landkreis Erding sei "sehr fichtenlastig". Oftmals falle Sturmholz an oder Fichten müssten geschlagen werden, die vom Borkenkäfer befallen sind. "Das muss raus aus dem Wald, um ihn in einen laubholzreichen Mischwald umzubauen." Diese Durchforstung diene der Qualität des Waldes und dabei falle als Nebenprodukt Brennholz an.

Wenn dieses Holz nicht mehr als Brennholz verwendet werde, entstehe das CO2 künftig im Wald durch natürliche Verrottung. Das verlangsame die Anpassung der Wälder an ein wärmeres Klima. In den nächsten Jahrzehnten müsse der Großteil der Fichtenwälder umgebaut werden. Im Zuge dieses erforderlichen Baumartenwechsels würden große Mengen an Nebenprodukten entstehen, für die dann kaum noch Verwertungsmöglichkeiten bestünden.

Der Anteil derer, die in Deutschland mit Holz und Kohle heizen, liegt bei sechs Prozent

Die Bundesregierung gibt den Anteil der Menschen, die mit Feststoffen heizen - neben Holz zählt dazu auch Kohle - mit aktuell sechs Prozent an. In Bayern ist das Holz verheizen populärer. Aber auch hier sind es laut Bayerischen Landesamt für Statistik aktuell nur zehn Prozent der Haushalte, in denen aktuell mit Holz beziehungsweise Pellets geheizt wird.

Mehringer sagte, die Waldbesitzer stünden voll dahinter, dass auch weiterhin mit Holz geheizt werden könne. Auf dem Kreisbauerntag seien entsprechende Unterschriftenliste herumgereicht worden, die viel Zuspruch gefunden hätten. "Wir müssen das politisch auf den Weg bringen, denn wir brauchen dieses Holz zwingend." Die Einnahmen aus dem Brennholzverkauf würden von vielen Waldbauern genutzt, um Setzlinge für den Waldumbau zu kaufen.

Die Waldbesitzervereinigung Erding hat nach Mehringers Angaben bereits Politiker zu Waldbegehungen eingeladen, um auf diese Zusammenhänge aufmerksam zu machen. Ursprünglich habe man auch erwogen, an der Demonstration am 10. Juni in Erding teilzunehmen, die gegen das Gebäudeenergiegesetz gerichtet sei. Allerdings habe man dann erfahren, dass diese Veranstaltung von rechten Gruppierungen gekapert werden soll. Daher werde die WBV als neutraler Verband nicht daran teilnehmen.

Rainer Mehringer ist allerdings nicht sehr zuversichtlich, dass sich noch Wesentliches vor der Sommerpause an dem Gebäudeenergiegesetz ändern werde. Dennoch werde man über die Verbände weiterhin Druck ausüben, "damit wir unsere Anliegen erklären können".

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