1912 von Mitgliedern des damaligen Turnvereins gegründet:Eine Frau mimt den Kasperl

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Sandra Osterloher trägt bei den kommenden 110 Auftritten der Moosburger Schäffler die Gstanzln auf die Tanzspender vor. Das dabei eingenommene Geld kommt den Jugendabteilungen der Sportvereine zugute

Von Alexander Kappen, Moosburg

Gleich am Ortseingang, am Viehmarktplatz, steht eine Art Denkmal, das daran erinnert, wie alles anfing. Die dortige Mehrzweckhalle heißt seit gut fünf Jahren offiziell "Schäfflerhalle". Die Umbenennung war Anerkennung dafür, dass die Moosburger Schäffler im Jahr 1912 von ein paar Mitgliedern des damaligen Turnvereins aus der Taufe gehoben wurden, um durch ihre Tänze den Bau der so genannten "Alten Turnhalle", den längst abgerissenen Vorgänger der Schäfflerhalle, mitzufinanzieren. Seitdem tanzen sie - früher im Sieben-, mittlerweile im Fünf-Jahres-Rhythmus - an drei Wochenenden im Fasching, um Geld für die Jugendabteilungen der Moosburger Sportvereine zu sammeln. Am 10. Februar starten die Schäffler in ihre nächste Tanzsaison.

Seit Anfang des Jahres trainieren die etwa 50 Aktiven des Vereins dafür - und zwar in der, na klar, Schäfflerhalle. Sechs Wochen Vorbereitung sollten reichen. Schließlich haben die Schäffler überwiegend erfahrene Recken in ihren Reihen. "Die meisten haben schon ein, zwei oder mehrere Saisonen bei uns getanzt, da geht es hauptsächlich ums Auffrischen und den Feinschliff", sagt Christian Brülbeck, neben Hans Bisaha und Florian Lohmeir einer der drei Vereinsvorsitzenden. Die Schritte ganz neu lernen müssen die wenigsten, in diesem Jahr haben die Schäffler lediglich zwei neue Tänzer in ihren Reihen.

Bis zu 20 Auftritte am Tag im Freien absolvieren die Moosburger Schäffler während der Tanzsaison. Das erfordert, der Jahreszeit entsprechend, eine gewisse Wetterfestigkeit und eine gute Kondition. (Foto: Marco Einfeldt)

In ihren roten Jacken, schwarzen Kniebundhosen, weißen Kniestrümpfen, schwarzen Haferlschuhen und einem Federbusch auf dem grünen Hut erinnern die Moosburger Schäffler an die alte Gilde der Fassküfer oder -hersteller, die der Legende nach in München nach der Pest im Jahr 1517 mit ihrem Tanz die Leute wieder aus ihren Häusern gelockt haben sollen. Die Moosburger Schäffler haben, wie sie auf ihrer Homepage stolz feststellen, 1912 von den "Urschäfflern" in München die Genehmigung bekommen, für gute Zwecke zu tanzen.

Und so führen sie, mit Unterbrechungen, nun schon seit 105 Jahren nach dieser alten Tradition ihre Tänze auf. Dennoch sind die Moosburger Schäffler für Neues offen. "Wir sind immer dabei, ein bisserl was zu verändern", sagt Christian Brülbeck. So ist in Sandra Osterloher heuer erstmals ein weiblicher Kasperl mit dabei, der die Gstanzl auf die so genannten Tanzspender vorträgt. Letztere buchen die Schäffler und spenden dafür Geld, dass diese "zu 100 Prozent an die Moosburger Sportjugend weitergeben", wie Brülbeck betont. Man schätze sich glücklich, "dass die Moosburger Geschäftswelt so hinter uns steht und dafür sorgt, dass wir ziemlich ausgebucht sind", sagt er. Und das, ohne dass die Tänzer weit herumfahren müssen. Zwar nehmen sie auch ein paar auswärtige Termine wahr, etwa in Ingolstadt. "Aber allzu viele Auftritte außerhalb von Moosburg können wir schon allein wegen der Fahrzeit nicht machen", sagt Brülbeck. An den insgesamt acht Tanztagen in dieser Saison haben die Schäffler nach aktuellem Stand insgesamt 110 Auftritte. "Zwei oder drei Termine könnten wir vielleicht noch annehmen", sagt der Vorsitzende. Jeder Auftritt dauert etwa 25 Minuten. Eine gewissen Kondition sei da schon erforderlich, sagt Brülbeck. Und am Ende des Tages wisse jeder, was er getan hat: "Da lernt man immer wieder ganz neue Teile seiner Muskeln kennen, die man am Abend dann spürt."

Kein Wunder, ein Auftrittstag beginnt bereits am Morgen gegen acht oder halb neun. Am Abend gegen halb sechs ist dann Schluss. Und die Schäffler sind nicht böse, wenn ihr traditionelles Lied "Aba heid is koid" nicht zwingend den tatsächlichen Außentemperaturen entspricht. "Vor fünf Jahren haben wir bei fast 20 Grad minus getanzt und uns noch extra dicke Jacken zum Drüberziehen besorgt", sagt Brülbeck. Falls der derzeitige Dauerfrost bis zum Start der Tanzsaison anhält, sind die Schäffler jedenfalls gewappnet.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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