Urzeitmuseum Taufkirchen:Star "Goliat" sprengt sogar den Neubau

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Das Haus feiert sein zehnjähriges Bestehen und die Eröffnung der "Dino-Halle". Das Team um Peter C. Kapustin erhält viel Lob

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Eine spektakuläre Reise in die Zeit der Dinosaurier ermöglicht das 2008 von Peter C. Kapustin gegründete Urzeitmuseum am Attinger Weg. Am Freitag wurden dort und in der nahe gelegenen neuen "Dino-Halle" das zehnjährige Jubiläum des Museums und die Einweihung des Neubaus gefeiert: "Das Museum ist etwas ganz Besonderes, es macht mit alten Knochen auf faszinierende Weise lebendig, was vor so vielen Jahren auf unserer Erde los war, meinen großen Respekt, Glück auf und alles Gute", sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer in der neuen Halle, die vom imposanten Skelett des "Goliat" genannten Langhalsdinosauriers geprägt wird.

Der 18 Meter lange und mit einer Halslänge von neun Meter große Brachiosaurus "Goliat" passt nur gebückt in die Halle. (Foto: Renate Schmidt)

"Goliat" ist unbestritten der neue Star des Museums, er passt mit seinen mehr als 16 Metern Länge gut in die Halle, die nach dem Spatenstich im Juli 2018 auf dem vom Landkreis gepachteten Areal gebaut und im Dezember 2018 eröffnet wurde. Der Vorzeige-Großsaurier mit künstlichem Skelett - die echten Knochen sind am Boden zu besichtigen - "faucht" die meist staunenden Besucher stark gebückt mit weit geöffneten Maul und gefletschten Zähnen an. Gebückt muss der Riese sein, damit die Dauerleihgabe mit fünf Metern Höhe in die neue Halle neben die Skelette kleinerer Artgenossen passt. Würde "Goliat" seinen langen Hals zur Decke strecken und sich aufraffen, wäre der Langhals-Dino neun Meter hoch und als eines der größten Exponate seiner Art in der Region für die von lokalen Handwerkern gebaute und mit viel Holz gestaltete 150 000 Euro teure Halle viel zu hoch - gebückt passt der grandiose Blickfang aber perfekt.

Bezirkstagspräsident Josef Mederer bestaunt die Knochen von Moschosochse, Auerochse und Wollhaarmammut. (Foto: Renate Schmidt)

"Wir wollen kein reines Dinosauriermuseum sein, unser Motto lautet: Entdecke den Ursprung", sagte Kapustin, der seit drei Jahrzehnten leidenschaftlicher Sammler ist. Beim Bau und der Einrichtung der neuen Halle gab es viel zu tun, er und die Mitstreiter vom Team haben mehr als 400 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: "Ich bin begeistert, wie schön die Halle und das Museum geworden ist", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU). "Es ist toll geworden", fand auch Taufkirchens Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU). Taufkirchen brauche keine Kopie des Kino-Hits "Jurassic Park" und keinen US-Star-Regisseur Steven Spielberg, die Vilsgemeinde habe das Urzeitmuseum mit der kreativen Familie Kapustin und die engagierten ehrenamtlichen Helfer.

Quirin und Korbinian betrachten die Versteinerungen von Korallen- und Knochenfischen. (Foto: Renate Schmidt)

Im mit viel Mühe zum Detail anschaulich gestalteten Museum gibt es viel mehr zu sehen als trockene alte Knochen aus der Urzeit. Es gibt echte oder nachgebildete Exponate aus diversen Epochen: Ein riesiges Mammut-Skelett etwa oder uralte Mammut-Haare, gewaltige Ur-Elefantenschädel und Skelette von gefürchteten Höhlenlöwen und -bären und eines 180 Millionen Jahre alten Ur-Krokodils werden präsentiert. "Goliat" hätte ungefähr 30 Tonnen gewogen, er war aber wohl Pflanzenfresser, ein Asteroid soll zum Aussterben der Dinos beigetragen haben, hieß es. Auch in Bayern gab es früher Urzeitelefanten, Urkrokodile und einen Urwald. Zu sehen sind Teile von Meteoriten und Fossilien aus urzeitlichen Meeren. 70 000 Besucher - meist Kinder und Jugendliche - haben das "Familienmuseum" seit September 2008 angeschaut, das Urzeitmuseum ist zum Besuchermagneten geworden, die neue Halle haben bereits 2000 Besucher gesehen, im Jahr kommen ungefähr 10 000 Leute - darunter bis 60 Schulklassen.

Und die Museums-Macher haben weitere Pläne und lassen sich Neues einfallen, um die Attraktivität zu steigern: Die am Freitag eröffnete Ausstellung von echten Dinosaurier Eiern etwa. Neben der neuen Dino-Halle will Kapustin auf etwa 1000 Quadratmetern im Freien einen "Urzeitgarten" realisieren. Als Sechsjähriger wurde die Urzeit-Leidenschaft bei ihm durch einen geschenkten Spielzeug-Dino von seinem Vater begründet, inzwischen spazieren bereits seine kleinen Söhne begeistert durchs Museum. Führungen durchs 300 Exponate umfassende Museum leiten Peter C. Kapustin, sein Vater Peter und Paul Thouet. In der neuen Halle hat Künstlerin Romy Seidel die Wände gestaltet, Mäzen Jürgen Schmidt "Goliat" zur Verfügung gestellt und sich Willi Gamper sehr engagiert. "Für uns sind staunende Augen der Kinder beim Museumsbesuch eine enorme Motivation", sagte der Vorsitzende des Trägervereins "Freunde des Urzeitmuseums" Florian Stehbeck.

Das Museum ist samstags von 13 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Förderverein hat 40 Mitglieder. Weitere Infos unter www.urzeitmuseum.de.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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