Trotzdem steigen die Preise:Fass ohne Boden

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In Markt Schwaben wird überall gebaut, aber es reicht dennoch nicht

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Vom Parkhaus am S-Bahnhofs kann man sie seit zwei Wochen sehen. Bagger, die in der Erde buddeln. Die Baustelle auf dem Dreiecksgrundstück an der Münterstraße ist riesig, der Lärm am "Spitz", wie die Einheimischen sagen, schwer zu überhören. Und so mancher fragt sich: Was wird das denn, wenn's fertig ist?

Wahrscheinlich erinnert sich nicht jeder an den Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2015, der das Projekt im Markt Schwabener Ortsteil Burgerfeld ermöglichte. Demnach soll gegenüber des Bahnhofs eine Wohnanlage mit 137 Zweizimmerappartements entstehen. Es ist eines von zwei Großprojekten im Wohnungsbau in diesem Jahr, neben vielen kleineren. Die Appartements an der Münterstraße werden möbliert und sollen, so das Konzept, "von wenigen Wochen über mehrere Monate über einige wenige Jahre" etwa an Studenten, Lehrlinge, Pendler oder Angestellte vermietet werden, die zeitweise in München arbeiten. Wohnen auf Zeit in Bahnhofsnähe also.

Auf dem "Spitz" sieht es dann künftig so aus: Neun von zehn Appartements sollen kleiner als 50 Quadratmeter sein, die übrigen maximal 65 Quadratmeter groß. Das Gebäude erhält teilweise fünf, teilweise sechs Stockwerke, für die Parkplätze wird eine Tiefgarage gebaut. Markt Schwabens Gemeinderat hatte dem entsprechenden Antrag der Delius Bau- und Verwaltungs- GmbH & Co. KG aus Pullach zugestimmt. Dass in dem Gebäude auf Jahre ausschließlich Wohnen auf Zeit angeboten wird und kein dauerhaftes Wohngebiet entsteht, legten beide Seiten vertraglich fest.

Das Projekt kommt einer Klientel entgegen, das Problem des knappen Wohnraums in der flächenmäßig kleinsten Gemeinde im Landkreis ist damit aber bei weitem nicht gelöst. Wie auch in den Nachbargemeinden sind die Grundstückspreise in Markt Schwaben zuletzt stark gestiegen. Richtwerte des Landratsamts von Ende Mai 2015 gaben für das Ortszentrum noch Quadratmeterpreise von 650 Euro an. Mittlerweile ist dafür längst nichts mehr zu bekommen, nicht annähernd. Er habe mitbekommen, "dass im Innenraum kürzlich 1400 Euro bezahlt worden sein sollen", sagt Bürgermeister Georg Hohmann (SPD).

Privatinvestoren schaffen zwar Wohnraum - den sie dann aber teuer verkaufen oder vermieten. So kennt man das aus der Region um München, und in Markt Schwaben ist es besonders lukrativ. Spaziert man durch den Ort, entsteht der Eindruck, es werde an jeder zweiten Straßenecke gebaut. Schräg gegenüber dem Kaufland-Supermarkt entsteht das zweite Großprojekt: Längsgeschosswohnungen, wo ähnlich viele Bewohner unterkommen sollen wie an der Münterstraße. In Markt Schwaben wird gebaggert und gehämmert: 50 Wohnungen an der Wallbergstraße, 60 nahe der Haydn-Villa. Am Marktplatz wird für ein neues Wohngebäude gerade die ehemalige Fleischerei abgerissen, gebaut wird an der Markt Schwabener Tankstelle, vier Reihenhäuser An der Bachleiten, fünf Wohnungen in der Trappentreustraße, zwölf in der Zinngießergasse. "Gerade kommt ein Bauantrag nach dem anderen rein", sagt Hohmann. Bis 2015 seien es pro Jahr immer 50 bis 70 Anträge gewesen, sagt er, 2016 dann 120. Teilweise, so Hohmann, werde bis vorne an den Bürgersteig herangebaut - und das schnell: "Draußen stehen noch die Gerüste, da brennen drinnen schon die Lampen."

Am "Spitz" wird künftig vermietet, allerdings nicht nur von Delius, dem Bauherren, sondern von privaten Käufern. "Wir bieten die Apartments einzelnen Kapitalanlegern an", sagt Architekt Stephan Gerth, der Delius vertritt. Wie teuer es für Käufer und deren Kurzzeitmieter wird, ist noch nicht geklärt. Insgesamt, so teilt Gerth mit, lässt sich die Firma ihr Projekt 40 Millionen Euro kosten. Bezugsfertig, so Gerth, sollen die Appartements in zwei Jahren sein, also Frühjahr 2019.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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