Trinkwasser:Bund Naturschutz verteidigt Nitratrichtlinie

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Gülle gilt als Verursacher der hohen Nitratwerte im Grundwasser. In "roten Gebieten" soll das Ausbringen eingeschränkt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kreisgruppe Erding wirft Landrat Bayerstorfer "fadenscheinige Argumente" gegen die Ausweisung der roten Flächen vor.

Von Thomas Daller, Erding

Die Nitratbelastung des Grundwassers ist in vielen Regionen in Deutschland zu hoch und überschreitet vielerorts den EU-weit geltenden Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Als Hauptursache gilt Gülle, die als Dünger auf den Feldern ausgebracht wird. Auch im Landkreis Erding sind an zwei Grundwassermessstellen zu hohe Werte festgestellt worden. Das hatte zur Folge, dass nun "rote Flächen" ausgewiesen wurden, auf denen die Landwirtschaft weniger Dünger ausbringen darf. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), der selbst Landwirt ist, hat diese Einstufung in einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisiert: Die Messstellen seien anderweitig belastet, die Landwirtschaft sei nicht ursächlich. Der Kreistag hat auf seine Initiative hin die Relevanz der herangezogenen Messstellen infrage gestellt. Die Kreisgruppe Erding des Bund Naturschutz kritisiert nun diesen Brief und die Resolution des Kreistags. Die Belastung durch die Landwirtschaft sei sehr wohl gegeben, denn der Landkreis Erding habe einen der höchsten Viehbestände in Bayern. Bayerstorfer stütze sich auf "fadenscheinige Argumente", heißt es in der Stellungnahme.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hatte den Kreistag für einen Appell an die bayerische Staatsregierung gewonnen, die Messstellen für die Nitratmessungen im Landkreis Erding noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. An den beiden Messstellen gebe es benachbarte Einflussfaktoren wie ein Lagerhaus unter anderem für Düngemittel oder einen Deponiebetrieb. Ursächlich für die Nitratbelastung von mehr als 50 Milligramm pro Liter sei daher nicht die Landwirtschaft, argumentierte Bayerstorfer. Der Kreistag stimmte mit großer Mehrheit für die Resolution.

Der Bund Naturschutz moniert, dass man das Problem seit Jahren vor sich her geschoben habe: "Als Folge der Querelen um die Begrenzung des Nitrateintrags ins Grundwasser drohten Deutschland bereits im Juni 2018 tägliche Straf­zahlungen von über 800 000 Euro, weil man seit 2014 keine Maßnahmen ergriffen hatte." Weiter heißt es: "Danach verhandelte man sich weitere Zeit um endlich eine Nitratverordnung auf die Füße zu bringen, was bis Ende des Jahres 2020 erfolgen sollte. Man hat also vier, beziehungsweise acht Jahre ungenutzt verstreichen lassen und jammert nun über unzumutbare Reglementierung."

Tatsache sei aber, dass das Grundwasser an den Messstellen eine erhöhte Nitratbelastung aufweise und dass dagegen dringend vorgegangen werden müsse. Die Nitratgrenzwerte seien medizinisch begründet und laut der Weltgesundheitsorganisation WHO weiter abzusenken. Die Kosten für die Reinigung des Trinkwassers könnten nicht den Verbrauchern aufgebürdet werden.

"Schwerer Vorwurf gegenüber Raiffeisenlager"

Tatsache sei außerdem, dass die Tierhaltung die maßgebliche Größe für Nitrateintrag ist. Der Landkreis Erding sei einer der viehreichsten in Bayern und habe deshalb eine für die Fläche viel zu große Menge an nitratreichen Reststoffen aufzunehmen. Das führe zwangsweise zu Problemen, nicht nur mit Nitrat.

Die Argumentation, dass das Lager einer nahe gelegenen Raiffeisen-Verkaufsstelle die Grundwassermesswerte verfälsche, sei ein schwerer Vorwurf. "Die Dünger werden nach unserer Kenntnis dort in geschlossenen Hallen mit Betonboden gelagert und verladen. Der Staubaustrag durch das Tor ist minimal."

Die Böden und das Grundwasser in vielen Regionen Deutschlands bräuchten dringend eine Entlastung, die kurzfristig nur durch die Einhaltung der Richtlinien und langfristig durch die Wiedereinführung einer Flächenbindung für die Tierhaltung erreicht werden könne. Darauf weise der Bund Naturschutz seit Jahren hin.

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