Theater:Klassischer Stoff, modern übersetzt

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Der Dorfener Andreas Jäger hat für ein Kölner Theater eine deutsche Prosafassung eines Christopher Marlowe-Stücks geschaffen. Nun ist "Dido und Aeneas" im Jakobmayer zu sehen

Interview von Florian Tempel

Das Horizont Theater aus Köln gastiert am übernächsten Freitag mit einem Stück von Christopher Marlowe im Jakobmayer. Wie kommt so etwas zustande? Es liegt am Dorfener Übersetzer Andreas Jäger, der "Dido und Aeneas" extra für diese Produktion ins Deutsche übertragen hat.

SZ: Wie sind Sie zu diesem doch sehr speziellen Übersetzerauftrag gekommen?

Andreas Jäger: Regisseur Christos Nicopoulos führt seit vielen Jahren ein freies Kellertheater in der Kölner Altstadt. Er wollte dieses Stück von Marlowe inszenieren, fand aber keine Übersetzung. In einem Übersetzerforum im Internet hat er die Frage gestellt, wer ihm das übersetzen kann. Da ich mich schon im Studium viel mit der Literatur der Shakespeare-Zeit befasst habe, habe ich diese Aufgabe gerne übernommen.

Wie ging es weiter?

Ich habe den Text Anfang 2018 übersetzt. Vor einem Jahr im Mai war die Premiere in Köln. Ich war dabei und habe bei der Feier nach der Aufführung auch von unserem schönen Jakobmayer in Dorfen erzählt. So ist die Idee eines Gastspiels geboren worden, die dann vom Förderverein Freunde des Jakobmayer unterstützt wurde.

Sie sind professioneller Literaturübersetzer, wie sind Sie das geworden?

Ich habe Anglistik und Germanistik studiert. Übersetzen hat mich im Studium zuerst wissenschaftlich interessiert. Ich habe aber als Student in Saarbrücken auch in einer Theatergruppe mitgewirkt, für die wir zusammen englischen Stücke übersetzt und inszeniert haben. Zum Beruf ist das erst viel später geworden. Ich mache das nun seit ziemlich genau 20 Jahren, übersetze hauptsächlich Krimis aus dem Englischen. Eine andere Sache, die ich sehr interessant finde und gerne mache, sind Übersetzungen von Kindersachbüchern.

Tess Gerritsen, Deborah Crombie oder Karen Dionne sind Bestsellerautorinnen, deren Bücher Sie übersetzen.

Das sind meine Stammautorinnen und sie schreiben sehr fleißig, sodass auch ich immer zu tun habe. Krimis laufen immer gut. Ich habe mich sehr in dieses Gebiet eingearbeitet. In Polizeiarbeit und Rechtsmedizin bin ich fast schon so was wie ein Experte. Vor zwei Jahren habe ich in der Dorfener Buchhandlung aus Dionnes "Die Moortochter" gelesen. Es war sehr gut besucht, und es war eine spannende Erfahrung, als Übersetzer gewissermaßen auf der Bühne zu stehen, wo man doch sonst eher im Hintergrund wirkt.

Auch Christopher Marlowe war ein spannender Typ, von dem man nicht viel weiß.

Sein Leben war ein ziemlicher Krimi, wobei noch vieles im Dunkeln liegt. Was wohl darin begründet ist, dass er als Geheimagent tätig gewesen sein soll. Er ist im selben Jahr wie Shakespeare geboren und war schon früh erfolgreich. Sein "Doktor Faustus" war ein sehr großer Erfolg. Marlowe ist mit 29 Jahren bei einer Messerstecherei in einem Wirtshaus ums Leben gekommen. Oder auch nicht: Vielleicht war es nur inszeniert, damit er als Agent untertauchen konnte.

Wie ist sein Stück "Dido und Aeneas"?

Es ist zwar ein klassischer Stoff, der in weiten Teilen sehr eng an die Vorlage von Vergils Aeneas angelehnt ist. Marlowe hat der Geschichte aber seinen eigenen Stempel aufgedrückt, neue Szenen und neue Figuren eingebaut. Er hat sich auf die Beziehung zwischen Dido und Aeneas konzentriert und das Psychologische herausgearbeitet.

Ist es ein zeitloses Stück, die Uraufführung liegt mehr als 400 Jahre zurück?

Meine Übersetzung ist in Prosa gehalten, nicht in der Versform des Originals, und in moderner Sprache. Ich habe es entstaubt von obskuren Anspielungen, die man heute nicht mehr verstehen würde. Die Eingangsszene ist sehr amüsant, und trotz des tragischen Endes gibt es zwischendurch auch etwas zu lachen. Es hat Spaß gemacht, diesen Klassiker in die Gegenwart zu holen.

"Dido und Aeneas" , nach Christopher Marlowe, Gastspiel des Horizont Theater, Freitag, 28. Juni, 20 Uhr, Jakobmayer, Vorverkauf bei Ticket Treff Dorfen, Telefon 08081/1393.

© SZ vom 19.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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