Taufkirchen:Viel besser als Fernsehen

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In der Villa Moosen konnten zu Ostern Bewohner und Besucher erleben, wie Küken aus dem Ei schlüpfen. (Foto: oh)

In der Villa Moosen schlüpfen mehr als 90 Wachtelküken aus dem Ei

Vorsichtig nahm Emina Unterreitmeier eines der winzigen Küken in die Hand. Die Begeisterung war der Bewohnerin der Villa Moosen in das Gesicht geschrieben. In der Senioreneinrichtung schlüpften seit Karfreitag mehr als 90 Küken verschiedener Wachtelrassen - der junge Moosener Züchter Stefan Glaser hatte zuvor einen Brutkasten mit den Eiern im Foyer des Hauses aufgestellt.

Gespannt warteten die Bewohner, Mitarbeiter und die vielen Kinder und anderen Besucher darauf, dass die Küken aus den Eiern kamen. Manche Senioren saßen stundenlang vor dem Brutkasten. Jeder wollte als erster einen Riss in einer der Eischalen entdecken. Normalerweise brütet und wärmt eine Wachtel-Henne ihre Eier 17 Tage lang. Diese Aufgabe übernahm nun der Brutkasten, der eine Temperatur von durchschnittlich 37,8 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von zum Schluss 70 bis 80 Prozent hielt.

Am 17. Tag begannen die Küken nach und nach, die Schalen von innen aufzupicken. Zwischen fünf Minuten und mehreren Stunden dauerte es, bis sie schließlich mit letzter Kraft aus dem Ei schlüpften. Für viele der alten Menschen war das eine ganz besondere Erfahrung "Wir konnten sehen, wie Leben entsteht - das war wunderbar", sagte Barbara Leis. Auch in den Tagen danach bestaunten sie und viele andere der rund 60 Bewohner der Villa Moosen die Küken.

"Ein tolles Projekt, wer geht schon gerne freiwillig und gerne in ein Seniorenheim", so die Reaktion einer Besucherin. Sie fand toll, dass das Seniorenheim insbesondere Kinder und Eltern aufgerufen hatte, einfach in die Villa Moosen zu kommen und zu schauen. "Dies ist ein offenes Haus, jeder ist willkommen und kann ein und ausgehen", sagte Leiterin Monika Unverricht.

Der junge Züchter Stefan Glaser hat schon viele Bruten aufgezogen, aber noch nie in einem Seniorenheim. "Es war einfach nur klasse", sagte er, "die Resonanz war überwältigend, gerne können wir das Projekt in der Zukunft wiederholen." Die Senioren und Kinder konnten die Küken in die Hand nehmen und streicheln. "Da huschte selbst dementen Bewohnern, die sonst nur wenig Reaktion zeigen, ein Lächeln übers Gesicht", sagte Monika Unverricht. "Mit dieser unglaublichen Resonanz hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet", sagt sie.

Inzwischen haben die meisten Küken das Seniorenheim wieder verlassen, nur zehn dürfen bleiben und Bewohner und Besucher, wenn sie größer sind, in der Gartenvoliere erfreuen.

© SZ vom 08.04.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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