Bürger reden mit:Meinungsbildung zum Kauf des Wasserschlosses

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Das Taufkirchener Wasserschloss wird vielfältig genutzt: für Trauungen und in der Weihnachtszeit, für Feste, Konzerte und Märkte. (Foto: Renate Schmidt)

Gemeinde Taufkirchen veranstaltet eine außerordentliche Bürgerversammlung über möglichen Erwerb

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Eine Frage spaltet die Taufkirchener Bürgerschaft: Soll die Gemeinde das Wasserschloss erwerben oder nicht? Derzeit böte sich die Möglichkeit, weil sich die Erben des letzten Schlossbesitzers Nico Forster von dem Taufkirchener Wahrzeichen trennen wollen. Forster hatte das Wasserschloss weitgehend saniert, konnte die Arbeiten jedoch nicht abschließend, da er 2010 überraschend verstarb. Der Gemeinde liegt nun ein Angebot der Erben vor, bevor der Gemeinderat jedoch eine Entscheidung trifft, will man ein möglichst klares Meinungsbild der Bevölkerung einholen. Dazu ist eine außerordentliche Bürgerversammlung angesetzt worden, die am Donnerstag, 28. April, 19.30 Uhr, im Bürgersaal in Taufkirchen stattfindet.

Es gab schon einen potenziellen Käufer

Im Herbst vergangenen Jahres hat ein Angebot für das Wasserschloss die Taufkirchener aufgeschreckt: Die Erben hatten einen potenziellen Käufer an der Hand. Der wollte das Schloss jedoch nur erwerben, wenn die Gemeinde ihr unbefristetes Nutzungsrecht der Räume im Parterre und im ersten Stock aufgegeben hätte. Das kam für Bürgermeister Franz Hofstetter "überhaupt nicht in Frage": Das Schloss sei als "historischer und kultureller Mittelpunkt" für die Gemeinde "unheimlich wichtig". Denkbar war hingegen ein anderer Schritt: Die Kommune könnte das Schloss kaufen.

Allerdings wollte man nicht die Katze im Sack haben. Deshalb wurde das Schloss in den vergangenen Monaten vom Fundament bis zum Dachboden untersucht, um den Sanierungsbedarf zu ermitteln. Es sind ohnehin schon erhebliche Summen in diese Sanierung geflossen: 2,9 Millionen Euro öffentlicher Zuschüsse hat Forster dafür erhalten, weitere 1,1 Millionen Euro eigenes Geld hat er in die Renovierung gesteckt. Eine Summe in der Größenordnung dessen, was der Vater selbst in das Schloss investiert hat, hätten die Kinder Forsters bei einem Verkauf gerne zurück.

Auf Pfahlgründung errichtet

Wie groß der Verhandlungsspielraum der Gemeinde dabei ist, wird wohl erst erörtert, wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen. Im Hinblick auf die Bürgerversammlung haben Architekten und Fachplaner untersucht, mit welchem finanziellen Aufwand die noch ausstehenden Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen werden können. So ist das Schloss als Pfahlgründung errichtet worden, was eine Untersuchung der statischen Verhältnisse erforderlich macht. Außerdem musste auch noch geklärt werden, welche Brandschutzmaßnahmen noch notwendig sind. Letzteres dürfte nach Angaben der Gemeinde die größte Herausforderung sein. Aufgrund der mittlerweile sehr hohen Anforderungen in diesem Bereich kann das ein gewichtiger Kostenfaktor werden.

Für die Gemeinde ist nun die Transparenz gegenüber den Bürgern Dreh- und Angelpunkt bei den weiteren Entscheidungen. Deshalb wird das Ergebnis dieser Untersuchungen bei der Bürgerversammlung vorgelegt und von den Fachplanern erläutert. Zudem wird geklärt, welche Kosten der Gemeinde im späteren Unterhalt und durch den Betrieb des Schlosses entstehen würden.

Das Schloss ist viel mehr als nur ein Kostenfaktor

Aber das Wasserschloss ist nicht allein ein Kostenfaktor, schon jetzt wird es auf vielfältige Weise genutzt. Dort finden Konzerte, Lesungen, Tagungen und Seminare statt. Das Trauungszimmer im Schloss ist gut ausgebucht, rund ums Schloss gab es in den vergangenen Jahren Garten- und Mittelaltermärkte, und im Advent gibt es einen riesigen Adventskalender mit täglichen Veranstaltungen. Im Rahmen der Bürgerversammlung wird der Vorsitzender des Fördervereins Schloss Taufkirchen, Klaus Ulrich Wolter, diese Nutzungen vorstellen und aufzeigen, welche weiteren kulturellen und gesellschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten das Schloss bei einem Erwerb bieten könnte. Der Diskussion mit den Bürgern will man nach Angaben der Verwaltung die meiste Zeit einräumen; Ziel der Bürgerversammlung sei es, ein möglichst klares Meinungsbild zu bekommen.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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