Taufkirchen:Gut gefüllte Kassen und große Sorgen

Lesezeit: 2 min

Ein Problem lässt sich nicht mit Geld lösen: Taufkirchens Bürgermeister Hofstetter befürchtet eine massive Zunahme des Verkehrs, falls die B 15 neu auf der Mühldorfer Trasse nicht Vorrang im Bundesverkehrswegeplan erhält.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Hohe Gewerbesteuereinnahmen, einen Haushalt ohne Neuverschuldung mit Investitionen in Höhe von sechs Millionen Euro und noch eine Sondertilgung für den Rathausbau: Taufkirchens Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) wird am 15. Dezember dem Gemeinderat einen Haushalt vorlegen können, der viele Wünsche erfüllt und dabei auch noch Schulden abbaut. Dennoch stehen der Gemeinde keine rosigen Zeiten bevor, denn ein Problem lässt sich nicht mit Geld lösen: Hofstetter befürchtet eine massive Zunahme des Verkehrs, falls die B 15 neu auf der Mühldorfer Trasse nicht in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wird. "Dann haben wir den Dreck im Schachterl", befürchtet der Bürgermeister.

Hofstetter kann beim Haushalt 2016 aus dem Vollem schöpfen: 2015 hat die Gemeinde allein 4,6 Millionen Euro an Gewerbesteuern eingenommen; wesentlich mehr als geplant. Das ist bereits das zweite fette Jahr hintereinander. Üblich sind in der Vilsgemeinde etwa 2,8 Millionen Euro. Die Gemeinde hat zwar noch 5,4 Millionen Euro Schulden, aber auch vier Millionen Euro Rücklagen. Die Gemeindefinanzen sind sehr solide. Der anhaltende Zuzug erfordert 2016 den Bau eines neuen Kinderhauses an der Vöttinger Straße für mehr als 2,5 Millionen Euro, für das Bürgerhaus in Hofkirchen bekommen die beteiligten Vereine satte Zuschüsse und auch einen Umbau mit Generalsanierung des Waldbad-Eingangsbereichs für 910 000 Euro wird man sich 2016 leisten können. Damit ist das letzte Stück des beliebten Freibads in Taufkirchen dann auch modernisiert. Rund fünf Millionen Euro hat die Gemeinde in den vergangenen 20 Jahren in die Modernisierung des Waldbads investiert; nebenbei steckt man auch noch ein jährliches Betriebskostendefizit von 350 000 bis 450 000 Euro weg. Das Waldbad ist auch ein Stück Lebensqualität insbesondere für Familien, die man sich etwas kosten lässt.

Aber in einem Punkt sind die Bemühungen des Bürgermeisters seit Beginn seiner Amtszeit nicht von Erfolg gekrönt, weil er darauf zu wenig Einfluss hat: Die Verkehrsbelastung in Taufkirchen mit den zwei Bundesstraßen, die sich in der Ortsmitte kreuzen, ist enorm. 15 000 Fahrzeuge am Tag, zehn Prozent davon ist Schwerlastverkehr. Und es werden bald noch mehr, viel mehr: Weitere 10 000 bis 15 000 Fahrzeuge könnten es werden, befürchtet Hofstetter, wenn in den kommenden Jahren drei anstehende Verkehrsprojekte verwirklicht werden. Da ist zum einen die A 94, die nach ihrer Fertigstellung voraussichtlich Ende 2019 weiteren Verkehr anziehen wird. Hinzu kommt, dass nach Hofstetters Informationen die Westtangente von Rosenheim bereits 2016 in Betrieb gehen soll. Dadurch werde die B 15 auch in Richtung Norden attraktiver, denn außer in St. Wolfgang, Dorfen und Taufkirchen gebe es überall auf dieser Strecke bereits Ortsumfahrungen. Nicht nur im Süden, auch von Norden her droht weiteres Ungemach: Die Ostsüd-Umfahrung von Landshut wird nach Hofstetters Einschätzung bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) in den vordringlichen Bedarf aufgenommen. Sie soll südlich von Landshut in die B 299 und in die B 15 alt münden; letzteres würde ebenfalls zu einer Zunahme des Verkehrs in Taufkirchen führen.

Wenn bei dieser Fortschreibung des BVWP der Bau der B 15 neu aber lediglich in den "weiteren Bedarf" eingestuft werden würde, wäre das für Taufkirchen der "worst case", befürchtet Hofstetter. Denn dann käme es zu 15 Jahren Zeitverzögerung, bis eine Entlastung infrage käme. "Die B 15 neu muss bis Haag in den vordringlichen Bedarf aufgenommen werden", fordert er. "Denn sonst sind wir für viele Jahre die Gelackmeierten."

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: