KAB lädt AfD zum Gespräch ein:"Dann wird schnell klar, wo jeder steht"

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Katholischen Arbeitnehmerbewegung sucht Schlagabtausch mit der Alternative für Deutschland. Der AfD-Kreisvorsitzende weicht aus

Von Jan-Hendrik Maier, Taufkirchen

Demokratie lebt vom Dialog. Sie lebt von der Bereitschaft miteinender zu reden, besonders über die Grenzen politischer Lager hinweg. Dialog lebt aber auch vom Zusammentreffen der Menschen, von der Interaktion von Angesicht zu Angesicht. Darum hat der Erdinger Kreisverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) den Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD) Erding-Ebersberg, Franz Arnold, zu seiner Frühjahrskonferenz am kommenden Freitag nach Taufkirchen eingeladen. Arnold lehnte im Vorfeld eine Teilnahme jedoch schriftlich ab - sehr zum Missfallen des Landesvorsitzenden seiner Partei, Petr Bystron. Nach den Recherchen der Süddeutschen Zeitung kündigte Bystron am Dienstag an, nun einen Vertreter aus dem Landesvorstand zu der Konferenz nach Taufkirchen zu schicken.

"Wir wollen uns mit der AfD auseinandersetzen"

"Jeder darf sich in einer Demokratie erklären", sagt Rainer Forster. "Wir wollen uns inhaltlich mit der Partei auseinandersetzen." Vor wenigen Wochen griff der KAB-Diözesansekretär die Idee des Erdinger Kreisverbands auf, eine Veranstaltung zu den Positionen der AfD zu machen. Von Anfang an war man sich einig, dass ein solcher Abend am besten funktioniert, wenn Mitglieder und Wähler der rechtspopulistischen Partei selbst zu Wort kommen können. Mit ihnen über das noch nicht verabschiedete Parteiprogramm diskutieren, Informationen aus erster Hand bekommen und vor allem signalisieren, niemand wird ausgegrenzt, auch nicht, wenn er für andere, "unliebsame" Positionen eintritt. Das war der Plan. Doch zunächst schien es so, als ob die Partei an einer offenen Diskussion nicht interessiert ist.

Termin wurde an eine "höhere Stelle" weiter geleitet

Forster schickte Ende März eine E-Mail mit der Einladung an den AfD-Kreisvorsitzenden Franz Arnold, der aber umgehend ablehnte. In der knappen Antwort, die der SZ vorliegt, ist die Rede von einer "Aggressionsbereitschaft" unter der das Land leide und die dazu führen würde, dass er, Arnold, sich nur noch "im engeren geistigen und räumlichen Umfeld" zu äußern wage. Forster wiederholte die Einladung - vergebens. Auf Nachfrage der SZ relativierte Arnold am Dienstag, er habe sich als Kreisvorsitzender einfach "zu klein" gefühlt, um seine Partei bei der KAB zu vertreten und daher den Termin an "eine höhere Stelle" weitergeleitet.

Eine kurze Nachricht an Forster zu schicken, dass er sich - nach eigener Aussage - um einen Vertreter bemühe, verpasste Arnold. Alles ein Kommunikationsproblem? AfD-Landeschef Bystron war am Dienstag jedenfalls über Arnolds Verhalten überrascht und erklärte, es gebe "weder politisch noch inhaltlich einen Grund, da etwas abzusagen." Am Nachmittag teilte er Rainer Forster und der SZ mit, dass ein Mitglied des Landesvorstands nach Taufkirchen fahren wird. "Vielleicht kommt Bystron auch selbst, das würde uns freuen. Unser Gesprächsangebot bleibt bestehen", sagte Forster.

Widerstand beim Diözesanverband

Soll man sich auf den Dialog mit einer Partei einlassen, die polarisiert, aber bei den jüngsten Wahlen in mehrere Landtage eingezogen ist? "Ja", sagt Forster und ist damit nach eigenen Angaben auf Widerstand im Diözesanrat gestoßen. Dort habe man den Druck von Flyern und Plakaten für die Veranstaltung verweigert und den Erdinger Kreisverband gebeten, auf den Termin zu verzichten. "Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass der Abend verbandspolitisch nicht so optimal wäre", so Forster.

Wiederholt hatte Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), gefordert, die AfD solle auf keinem Podium erscheinen. Forster hält das für falsch und will nicht ausschließen, dass eine generelle Ablehnung der AfD in die Hände spielen könnte. Zusammen mit dem Kreisverband setzt er auf einen offenen Schlagabtausch: "Dann wird schnell klar, wo jeder steht." Forster erhofft sich von der Partei auch eine Stellungnahme zu aktuellen Themen wie Energiewende und Nullzinspolitik.

Die Frühjahrskonferenz der KAB findet am kommenden Freitag, 15. April, von 19.30 Uhr an im Taufkirchener Pfarrsaal statt.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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