Tag des offenen Denkmals:Geschichte im Hier und Heute

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Im Landkreis beteiligen sich das Museum Erding und das Museum Franz Xaver Stahl an der Aktion. Einblicke gewähren die Erlöserkirche in Klettham und die Versöhnungskirche in Dorfen

Von Sara Maria Behbehani, Erding

Für Harald Krause, den Leiter des Museums Erding, ist Sonntag, 8. September, ein besonderer Tag. "Der Tag des offenen Denkmals schafft bundesweit an einem Tag Bewusstsein für unser mannigfaltiges, kulturelles Erbe", sagt er. Und sieht auch einen besonderen Bezug seines Museums zum Tag des offenen Denkmals: "Da der Altbau des Museums Erding, die sogenannte Wildburgsche Behausung aus dem 17. Jahrhundert, selbst Baudenkmal ist, bietet dieser im Kontrast zum Erweiterungsbau aus dem Jahr 2010 ein symbiotisches Spannungsfeld aus Alt und Neu." Die Wildburgsche Behausung war über einige Jahrzehnte ein kleiner Adelssitz vor den Toren der Stadt Erding, erklärt Krause. Später war der Altbau des Museums Erding das Ökonomie-Gebäude der Heilig-Geist-Stiftung. Schließlich dann Kinderbewahranstalt unter den Armen Schulschwestern und später Kindergarten, bevor es 1986 Heimatmuseum wurde.

Der Tag des offenen Denkmals hat seit 1993 Tradition: Am zweiten Sonntag im September können in ganz Deutschland Kulturschätze, die üblicherweise nicht zugänglich sind, besucht werden. Museen bieten freien Eintritt an und viele Kultureinrichtungen haben ein besonderes Programm zusammengestellt. Rund 8000 historische Baudenkmale, Parks oder archäologische Stätten werden in diesem Jahr Teil von Deutschlands größter Kulturveranstaltung sein - davon allein rund 850 in Bayern.

Das Motto, unter dem der Tag 2019 steht, greift mit seinem Titel "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur" das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses auf. Walter Gropius schuf mit seiner Schule schließlich ein Paradebeispiel für das Moderne und den Umbruch. Vielerorts stehen somit am Sonntag revolutionäre Ideen oder der technische Fortschritt, die ein Denkmal ausmachen, im Fokus.

Auch im Landkreis Erding und der Region wird es viel zu entdecken geben: Das Museum Erding selbst bietet ein vielseitiges Programm an. Nicht nur der Eintritt ist dort am Sonntag frei, sondern auch die Führungen, die Doris Bauer und Harald Krause zu verschiedenen Themenkomplexen anbieten. So möchte Krause beispielsweise um 15 Uhr "Das Museum im Streifzug erkunden" und bietet einen Rundgang durch alle Abteilungen an. Bauer will eine Stunde später "Erdings Ursprung entdecken: von der Wittelsbacher Herzogstadt zur Großen Kreisstadt Erding". Für Kinder stellt das Museum den ganzen Tag über eine Malecke zur Verfügung. Am Nachmittag dann können Kinder und Jugendliche zwischen 14 bis 16 Uhr unter der fachlichen Anleitung von Andrea Grobitsch aus bunten Filz- und Lederstreifen Glücksbringer und Schlüsselanhänger herstellen.

Auch das Museum Erding beteiligt sich am Tag des Denkmals. (Foto: Renate Schmidt)

Einen exklusiven Blick können Besucher in die Erlöserkirche in Klettham werfen. Die Kirche ist zwar derzeit wegen Renovierungsarbeiten gesperrt, aber Karin Kreutzarek vom Kirchenvorstand wird um 13, 15 und 17 Uhr Besucher in das Innere der Kirche führen und über den Stand der Renovierungsarbeiten berichten.

Freien Eintritt gewährt auch das Museum Franz Xaver Stahl von 14 bis 17 Uhr. Die ehemaligen Wohnräume im Biedermeierhaus des Tiermalers Franz Xaver Stahl (1901 bis 1977) sowie sein Atelier stehen Besuchern offen. Im Erdgeschoss ist die Sonderausstellung "Johann Georg Schlech: Ein Meister der Landschafts- und Tiermalerei" zu sehen. Daneben kann aber auch der einst private Luftschutzkeller aus den frühen 40er Jahren des 20. Jahrhunderts besichtigt werden, der Künstlergarten ist bei schönem Wetter ebenfalls zugänglich. Dort stehen für Interessierte Staffeleien mit Malutensilien bereit.

Ein Jubiläum begeht die Versöhnungskirche in Dorfen: Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens werden jeweils um 14 und 16 Uhr Sonderführungen in der Kirche veranstaltet. Dazwischen wird um 15 Uhr Wissenswertes über die Architekten und Künstler vermittelt, die die Kirche konzipiert und gestaltet haben. Parallel gibt es dazu im Gemeindesaal Kaffee und Kuchen.

Die katholische Pfarrei Maria Dorfen beteiligt sich zudem an der gleichzeitig erstmals landkreisweiten Aktion "Tag der offenen Kirchentür". Am Sonntag steht zunächst die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Dorfen im Mittelpunkt. Um 15 Uhr erklärt Herbert Moser Wissenswertes zu dem traditionsreichen Gotteshaus, begleitet von Orgelmusik des Kirchenmusikers Ernst Bartmann. Treffpunkt ist im Kirchhof vor dem südlichen Kirchenportal. Um 17 Uhr führt dann Wolfgang Lanzinger durch die Pestkirche St. Sebastian. Die musikalische Umrahmung wird Kreismusikschullehrerin Susanne Gelsheimer mit ihrem Flötenensemble "Flauta es magica" übernehmen.

Wer neben einem Sinn für Kultur auch einen für Sport und Natur mitbringt, der kann mit dem Allgemeinden Deutschen Fahrradclub (ADFC) eine Fahrradtour unternehmen. Sie führt von Erding über Kirchasch und Obergeislbach nach Lengdorf, von dort weiter über Isen und Weiher nach Maitenbeth, wo die Alte Post besucht wird. Das Thema der dortigen Ausstellung geht der Fragestellung nach "Wer hört mit? Von der Post zur Digitalität". Bevor es wieder zurückgeht, ist eine Einkehr im Gasthaus Boschner in Maitenbeth geplant. Für Erdinger beginnt die Tour um 9 Uhr am Schrannenplatz und ist 65 Kilometer lang. Dorfener treffen sich um 9.30 Uhr am Unteren Marktplatz und fahren 45 Kilometer. Beide Gruppen treffen in Lengdorf aufeinander.

Für was immer man sich entscheiden mag, vielleicht erfährt der ein oder andere, was Kunstminister Bernd Sibler zu dem Aktionstag betonte: "Denkmäler tragen einen Teil unseres kulturellen Erbes in sich. Sie sind ein Spiegel unserer Identität und machen unsere Geschichte und Vergangenheit im Hier und Heute präsent."

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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