SZ-Adventskalender:Die Krankheit macht einsam und arm

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Menschen mit psychischen Erkrankungen treffen die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie besonders hart. Sie leiden unter Isolation, zugleich tun sie sich ohnehin schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Manchmal reicht das Geld nicht für den Kauf einer Waschmaschine

Von Regina Bluhme, Erding

Corona macht allen das Leben schwer. Die Kontaktbeschränkungen und damit die Schließung von Begegnungsstätten treffen alte, körperlich oder psychisch kranke, alleinstehende Menschen besonders hart. Als im Frühjahr das Erdinger Tageszentrum Prisma der Sozialpsychiatrischen Dienste der Caritas das Programm einstellen musste, begann für viele eine Zeit der Isolation und ihre ohnehin schwierige finanzielle Lage sorgte für zusätzlichen Druck. Inzwischen sind im Prisma Angebote mit Einschränkung wieder möglich. Für manche der einzige Halt in einem Leben, in dem es kaum Halt gibt.

Die Cafeteria im Prisma ist für Menschen, die sich aufgrund ihrer Erkrankung schwer tun, eigenständige soziale Kontakte zu knüpfen, eine wichtige Anlaufstelle, weiß Alfons Kühnstetter, Leiter der Sozialpsychiatrischen Dienste in Erding. Während des kompletten Lockdowns haben er und sein Mitarbeiterteam versucht, wenigstens telefonisch Kontakt zu den Klienten zu halten. Und das tun sie immer noch. Inzwischen bietet Prisma in abgespeckter Form und mit festen Anmeldungen unter anderem wieder Yoga, Malen, Nordic-Walking und Gesprächsgruppen an. Hier können die Menschen auch mal über ihre Sorgen reden. Wie zum Beispiel Herr K. , 56 Jahre alt und alleinstehend. Er hatte vor fünf Jahren einen schweren Verkehrsunfall. Nach Abschluss der somatischen Behandlung ist ihm eine schwere Gehbehinderung verblieben, und es haben sich starke Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung bei ihm gezeigt. Er konnte bisher seine Berufstätigkeit in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb nicht wieder aufnehmen. Versuche, in einem anderen Berufsfeld wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, waren nicht erfolgreich. Ein Hauptgrund dafür ist die psychische Belastung durch die Traumafolgestörung. Die Waschmaschine von Herrn K. ist mittlerweile sehr alt und muss ersetzt werden. Da die Rente von Herrn K. nur wenig über dem Existenzminimum liegt, ist es ihm nicht gelungen, ausreichende Rücklagen zu bilden. Es würde ihm sehr helfen, wenn er mit einer Unterstützung in Höhe von 300 Euro rechnen könnte. Mit einer Spende der SZ-Leser wäre ihm sehr geholfen.

Die Menschen, die die Einrichtungen der Sozialpsychiatrischen Dienste aufsuchen leiden unter Depressionen, schizophrenen Erkrankungen, an Folgen von Traumatisierungen, Angst- und Zwangsstörungen, an akuten Belastungsreaktionen aufgrund von Schicksalsschlägen oder auch an schweren chronischen körperlichen Erkrankungen, die sich auf die Psyche schlagen. "2019 hatten wir insgesamt 853 Personen beraten oder betreut. Davon waren 650 selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen", sagt Kühnstetter. Zudem wurden 203 Angehörige oder Soziale Bezugspersonen beraten.

Gerade Menschen mit einer psychischen Erkrankung und sich noch viel härter damit, sich im Leben zu behaupten und finanziell über die Runden zu kommen. Wie Frau D., 68 Jahre. Ihr Mann ist vor zwei Jahren an einer Krebserkrankung verstorben. Sie hat ihn über eine mehrjährige Leidenszeit, in der er das letzte Jahr zunehmend pflegebedürftig war, begleitet. Erst nach seinem Tod ist für sie deutlich geworden, dass sie selbst in dieser Zeit ihre Belastungsgrenze überschritten hat. Sie hat seither zunehmend mit depressiven Stimmungen zu kämpfen. Letztendlich musste sie sich für vier Wochen in eine psychiatrische Klinik zur Behandlung begeben - nach der Entlassung haben ihr Beratungsgespräche und die Teilnahme an Gruppenangeboten der Sozialpsychiatrischen Dienste Erding geholfen, sich wieder zu stabilisieren. Nun steht für Sie der Umzug in eine günstigere Wohnung an, da sie mit ihrer kleinen Rente die Kosten für die bisher bewohnte eheliche Wohnung nicht mehr längerfristig aufbringen kann. Ihr wäre mit einer Unterstützung von 600 Euro Deckung der Umzugskosten sehr geholfen. Der SZ-Adventskalender würde gern das Leben für Frau D. ein wenig leichter machen.

Frau L. ist 43 Jahre alt. Sie leidet an einer Persönlichkeitsstörung. Aufgrund dieser Erkrankung hat sie Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Sie hat bereits mehrere Versuche gemacht, eine Ausbildung zu absolvieren, diese aber jeweils nach wenigen Monaten abbrechen müssen. Bis vor kurzem lebte sie in einer stationären Therapieeinrichtung. Derzeit wohnt sie mit Unterstützung einer Betreuerin der Sozialpsychiatrischen Dienste Erding der Caritas in einer eigenen Wohnung in Wartenberg. Frau L. besucht zudem die Tagesstrukturangebote der Sozialpsychiatrischen Dienste. Da sie nur eine geringe Erwerbsminderungsrente bekommt, konnte sie ihr Appartement noch nicht vollständig einrichten. Mit einem Zuschuss von 600 Euro für Möbel wäre ihr sehr geholfen. Die Spendengelder des SZ-Adventskalenders können Frau L.auf ihrem Weg in die Selbständigkeit unterstützen

Die Sozialpsychiatrischen Dienste haben zudem Zuschüsse beantragt für das Kunstprojekt "Offenes Atelier", für eine Wochenfreizeit für Besucher der Tagesstätte für psychisch Kranke und den Fahrdienst der gerontopsychiatrischen Seniorengruppe. Der Adventskalender möchte die Arbeit der Dienste unterstützen.

© SZ vom 05.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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