SZ-Adventskalender:Aus dem Raster gefallen

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Der Rentabel-Laden der Caritas gibt Menschen, die aufgrund von Erkrankungen keinen Job finden, eine Chance

Von Regina Bluhme, Erding

Morgens aufstehen, Zähne putzen, anziehen - diese Dinge kosten Maria M. (Name geändert) unheimlich viel Kraft. Seit Jahren leidet sie unter schweren Depressionen. Durch ihre Beschäftigung im Rentabel-Kaufhaus, einer Außenstelle der Caritas Freising, hat sie einen Fixpunkt in ihrem Leben gefunden, der sie zumindest stundenweise aus ihrer Isolation reißt und ihrem Alltag Struktur gibt.

Das Rentabel-Betreuungsteam um Diplompädagogin Katrin Hartmann steht ihr am Arbeitsplatz, aber auch bei privaten Problemen zur Seite. Insgesamt sind im Rentabel-Laden an der Otto-Hahn-Straße elf Menschen mit einer Behinderung, überwiegend mit einer psychischen Erkrankung, beschäftigt. Diese sogenannten Zuverdienstplätze werden über den Bezirk Oberbayern gefördert. Die Teilnehmer erhalten 1,50 Euro pro Stunde als Aufwandsentschädigung und als Motivation. Maximal drei Stunden am Tag dürfen sie arbeiten. Das Geld reicht nicht einmal für die Fahrt zum Arbeitsplatz.

Die Caritas bittet die Leser der Süddeutschen Zeitung um Unterstützung. Mit einer Spende für den Adventskalender für gute Werke können die Fahrtkosten für sechs Rentabel-Mitarbeiter, die im Landkreis Erding außerhalb der Großen Kreisstadt wohnen, gedeckt werden.

Auch langzeitarbeitslosen Menschen gibt das Rentabel-Kaufhaus eine Perspektive, zum Beispiel im Projekt "Bleib Dabei!" für ehemalige Mitarbeiter. Eine Teilnehmerin ist Petra D. (Name geändert). Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaftslehre, hatte einen guten Job in Aussicht. Dann erkrankte sie schwer an einem Nierenversagen. Seither muss sie jeden zweiten Tag zur Dialyse ins Krankenhaus. "Darauf lässt sich kein Arbeitgeber ein", berichtet Katrin Hartmann. Seit Jahren ist Petra D. arbeitslos. Dabei ist sie eine intelligente und zuverlässige Mitarbeiterin. Oft übernimmt sie den Telefondienst oder hilft an der Rentabel-Kasse aus. Bei Rentabel war sie über das Erdinger Jobcenter bereits in einer sogenannten befristeten Arbeitsgelegenheit beschäftigt. Jetzt ist sie im Projekt "Bleib dabei!" ehrenamtlich im Laden tätigt.

"Wir wollen Menschen, die aus dem Raster der Erwerbsfähigkeit herausfallen, eine Tagesstruktur, sinnstiftende Perspektiven und Teilhabe an der Gesellschaft bieten", betont Katrin Hartmann. Das Team unterstützt die "Bleib Dabei!"-Teilnehmer auch bei privaten, psychischen oder finanziellen Problemen oder bei Schwierigkeiten mit Behörden. Geld ist immer knapp. Der Adventskalender für gute Werke der SZ möchte die ehrenamtlich Beschäftigten unterstützen und mit einer Spende zumindest ihre Fahrtkosten abdecken.

Die Arbeit bei Rentabel gebe den Menschen Halt, "sie kommen gern und sind froh, dass sie bei uns sein können", sagt Katrin Hartmann. Froh ist die Diplompädagogin auch, dass bei Rentabel Erding im Gegensatz zu Rentabel Freising eine Schließung wegen mangelnder Zuschüsse derzeit kein Thema ist. Erding besitze für die befristeten Arbeitsgelegenheiten eine Zusage des Erdinger Jobcenters bis März 2017. Momentan betrifft das 15 Mitarbeiter. Darüber hinaus habe der Bezirk Oberbayern die Fördermittel angehoben, so dass 2016 im Kaufhaus sechs neue Plätze für Menschen mit einer psychischen Erkrankungen angeboten werden könnten.

Das Geschäft laufe in Erding gut, fügt Hartmann hinzu. Seit dem Umzug im Sommer habe sich der Umsatz erhöht. Und doch reiche das Geld bei weitem nicht: "Die Caritas zahlt nach wie vor drauf." Gerade werde eine zusätzliche Einnahmequelle ausgelotet. "Wir überlegen, ob man nicht einen kleinen Kiosk am Kaufhaus betreiben könnte".

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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