Stromversorgung:Netzbooster bei Ottenhofen

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Pilotprojekt in der Gemeinde soll wichtige Rolle bei Energiewende übernehmen

Von Gerhard Wilhelm, Ottenhofen

In der Gemeinde Ottenhofen im Landkreis Erding planen die Stromnetzbetreiber ein Pilotprojekt zur Speicherung von Energie mittels Batterien. Bereits 2022 könnte Inbetriebnahme sein, wurde Anfang des Jahres 2019 bekannt. Der sogenannte Netzbooster soll eine Kapazität von 100 Megawatt haben. Ottenhofen wurde nach der Auswertung mehrer Szenarien deshalb ausgewählt, weil dort eine wichtige 380-Kilovolt-Stromtrasse verläuft und der Ort strategisch günstig für eine Stromverteilung liegt.

Die einzige weltweit vergleichbare Anlage steht seit Ende 2017 in Australien und wurde von Tesla gebaut. Mit dieser riesigen Batterieanlage - insgesamt sind in Deutschland fünf Netzwerkbooster geplant - sollen künftig Schwankungen und Ausfälle im Stromnetz aufgefangen werden. Die Netzbooster sind Teil des Netzentwicklungsplanes (NEP) 2030, der von der Bundesnetzagentur und dem Bundestag genehmigt werden muss. Ziel ist, im Rahmen der Energiewende die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig zu sichern.

Der Vorteil von Batterieanlagen ist vielfältig. Solche Anlagen können Strom binnen Millisekunden liefern und damit großflächige Blackouts verhindern. Zudem können sie Überkapazitäten speichern, wenn zu viel Energie aus Sonne oder Wind erzeugt wird. Erprobt wurde dieses System in einem so verzahnten Stromnetz wie in Deutschland noch nicht, deshalb ist zunächst eine Pilotphase geplant. Neben Ottenhofen und Audorf sind 300-MW-Netzbooster an den Standorten Wehrendorf (Niedersachsen) und Hoheneck (Baden-Württemberg), sowie eine 500-MW-Anlage bei Kupferzell (Baden-Württemberg).

Betreiber würde die TenneT TSO GmbH werden, deren Netzgebiet sich von Schleswig-Holstein, durch Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern zieht. Die Überwachung der Stromnetze geschieht in den Schaltleitungen, die in Lehrte und in Karlsfeld im Landkreis Dachau angesiedelt sind. Von Oberbachern bei Dachau zieht sich auch eine rund 50 Kilometer lange Hochspannungstrasse nach Ottenhofen. Der Netzentwicklungsplan 2030 sieht vor, diese Trasse aufzurüsten, um künftig Strom aus Windenergieparks aus dem mitteldeutschen Raum sowie in der Ostsee über diese Leitung führen zu können. Der Neubau soll in der bestehenden Trasse erfolgen. Inbetriebnahme soll 2026 sein. Mit der Pilotanlage in Ottenhofen könnte es ein wenig schneller gehen, wenn es mit der Genehmigung zügig verläuft. Die Testphase könnte 2022 beginnen.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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