Vogelschutz:Familie Storch muss nicht umziehen

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Am Katharina-Fischer-Platz mitten in Erding hat sich ein Storchenpaar auf dem Mobilfunkantennenmasten wohnlich eingerichtet. (Foto: Renate Schmidt)

Das Erdinger Storchenpaar darf den Nistplatz auf dem Funkmasten in der Innenstadt behalten. Ein Ausweichquartier in der Nähe hat sich nicht gefunden. Hausbesitzer fürchten den Dreck oder gar eine gerichtliche Klage.

Von Regina Bluhme, Erding

Vor einem guten halben Jahr ist ein Erdinger Storchenpaar in die Schlagzeilen geraten. Die beiden Störche, die einen Mobilfunkmasten mitten im Stadtzentrum als Nistplatz nutzen, sollten umgesiedelt werden. Doch nun, Ende Juni 2023, lebt das Paar an Ort und Stelle, aktuell sogar mit Nachwuchs. Laut Uschi Schmidt-Hoensdorf, der Kreisvorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), werden die Stadtstörche bis auf Weiteres ihren Nistplatz behalten. Die Suche nach einem neuen Standort war vergeblich.

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Die Lage am Katharina-Fischer-Platz ist top: Mitten in der Stadt, mit unverbaubarer Aussicht und einer prima Anflugschneise. Kein Wunder, dass sich die beiden Störche bereits vor Jahren für den Nistplatz auf dem Mobilfunkmasten der Telefónica Germany GmbH und Co. OHG entschieden haben. Nun gibt es aber ein Problem, das die Pressestelle der Telefónica im Dezember gegenüber der SZ so beschrieben hat: Der Storchenhorst erschwere "künftige Umbau-, Modernisierungs- und Reparaturarbeiten an dem Standort", zum Beispiel wenn neue Antennen installiert werden müssten. Das Storchenpaar sollte umziehen.

Ein Umzug hat so seine Tücken. Störche seien extrem standorttreu, so der LBV. Das neue Quartier sollte daher möglichst nahe am Funkmasten stehen und große Tragkraft haben, denn ein Storchennest kann im Laufe der Jahre bis zu einer Tonne schwer werden. Dass die Suche schwierig werden würde, ahnte Uschi Schmidt-Hoensdorf schon im Dezember.

Nicht jeder Hausbesitzer ist von einem Storchennest begeistert

Sie sollte Recht behalten. "Die Störche müssen bleiben, wir konnten keinen Ersatzstandort finden", sagt sie am Montag am Telefon. Ringsum gebe es durchaus passende Kamine, aber nicht jeder Hausbesitzer ist von der Idee begeistert. "Störche machen auch einen Haufen Dreck", sagt Schmidt-Hoensdorf. Das Gespräch mit einem Grundstücksbesitzer war schon recht weit gediehen, eine Kiefer in seinem Garten sollte der neue Standort sein. Dafür hätte man allerdings ein Stück vom Baum absägen müssen. Das war dem Eigentümer dann doch nicht recht. "Er hatte auch Angst, dass ein Stock auf Autos runterfallen würde - und was dann mit der Haftung ist."

Bei einem weiteren angefragten Grundstück hätten die Störche die Dachterrasse überflogen, auch hier gab es Befürchtungen, dass Exkremente oder gar Stöcke, "so wie die Natur halt ist", auf der Terrasse landen, erzählt die Erdinger LBV-Kreisvorsitzende. Kurzum: Es wurde nichts.

Den Worten von Uschi Schmidt-Hoensdorf ist zu entnehmen, dass sie von Seiten der Stadt Erding mehr Unterstützung erhofft hätte. Beim Anruf im Rathaus jedenfalls ist am Montag in der Pressestelle gar nicht bekannt, ob sich auf dem Masten noch Störche befinden. Doch Schmidt-Hoensdorf bestätigt, dass die Störche nach wie vor dort wohnen und wie: "Sie brüten fleißig." Zwei Küken seien entdeckt worden. An die 16 Storchenhorste hat der Landesbund für Vogelschutz im Landkreis ausgemacht.

Wie Uschi Schmidt-Hoensdorf mitteilt, werde Telefónica an der Funkanlage eine Vorrichtung anbringen für ein sogenanntes Storchenrad, eine Art Nisthilfe für die beiden Stadtstörche. Am Montag konnte Florian Streicher, Pressesprecher von Telefónica, auf Nachfrage der SZ diese Pläne auf die Schnelle nicht bestätigen. Aber, so erklärt er, es sei dem Unternehmen wichtig, "die Bürger mit Mobilfunk zu versorgen und das Netz weiter auszubauen und zugleich die Vorgaben für Natur- und Umweltschutz einzuhalten".

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