Sportverein:Mannschaftsleistung

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Erst sollten es nur Betonstufen werden. Nun entsteht eine überdachte Tribüne mit 200 bis 250 Klapp-Sitzschalen. (Foto: Renate Schmidt)

Der FC Schwaig baut sein Sportgelände noch größer und noch schöner. Ein Bauausschuss koordiniert das Projekt, viele Mitglieder bringen sich und ihr Wissen ein und die Gemeinde Oberding zahlt fast zwei Millionen Euro

Von Regina Bluhme, Oberding

Beim FC Schwaig gibt es nicht nur die Abteilung für Fußball, sondern auch für eine für Gymnastik, Stockschießen oder Baseball. Seit vergangenem Jahr hat der Verein noch etwas Besonderes: einen eigenen Bauausschuss. Ein Kreis von circa zehn Mitgliedern kümmert sich um den Ausbau der Sportanlage und die Sanierung des Vereinsheims, die der FC mit vereinten Kräften und viel Eigenleistung angehen will. Mittlerweile steht das Fundament für die neue Kabinenanlage.

Der FC Sportfreunde Schwaig 1913 hat rund 900 Mitglieder und eine Anlage mit vier Fußballplätzen, einem Baseballfeld, einer Sport- und einer Stockschützenhalle und einem Vereinsheim. Drei Kabinen stehen den Spielern zur Verfügung, "viel zu wenig", sagt Rainer Hellinger, Pressesprecher des FC Schwaig beim Treffen am vergangenen Donnerstag am Sportplatz. "Wenn mehrere Mannschaften spielen, dann wird es eng." Die neue Kabinenanlage stehe daher im Mittelpunkt der gesamten Planungen, betont er.

Zwischen dem Hauptfeld und der Turnhalle erstreckt sich ein circa 60 Meter langer grauer Stahlbetonstreifen: Das ist das Fundament für sechs Umkleidekabinen, für zwei Schiedsrichterkabinen, den Ballwaschraum, den Raum für die Trikots, einen kleinen Besprechungszimmer und mehrere Toiletten. Zum Spielfeld hin wird das Gebäude eine Glasfront erhalten, informiert Hellinger.

Der neue Kabinentrakt steht auf einem kleinen Hang. Weil der Bau ohnehin zum Spielfeldrand hin hätte abgestützt werden müssen, hat sich Verein entschieden, gleich ein paar Stufen an den Bau dran zu bauen. Aus den Betonstufen wird nun eine überdachte Tribüne. Sie soll einmal graue, Klapp-Sitzschalen erhalten. "Im Moment rechnen wir mit 200 bis 250 Plätzen", berichtet Rainer Hellinger. Er ist als Kind selbst bei Spielen auf dem Hügel gesessen und hat den Fußballern zugeschaut. Was er damals nicht ahnte: Unter dem Hügel lagerte der Schutt der abgerissenen alten Dorfstraße. Dies kam zu Beginn der Bauarbeiten für die Kabine zum Vorschein. "Das hätte ich auch nicht gedacht, dass ich damals auf der alten Straße gehockt bin", sagt Hellinger. Der Fund verzögerte die Arbeiten, mittlerweile ist das Material längst abtransportiert und entsorgt.

"Wir wollen möglichst viel in Eigenleistung erbringen", sagt Hellinger. "Und deshalb versuchen wir natürlich vom Fachwissen unserer Mitglieder zu profitieren." Das sieht dann zum Beispiel so aus: Kürzlich habe ein Sportler des Vereins, der sich beruflich im Landschaftsgartenbau auskennt, bemerkt, dass der Boden des Hauptfelds verdichtet sei. Daraufhin wurden 5000 Löcher in den Boden gerammt und mit Sand verfüllt. "In zwei Wochen soll der Rasen wieder aufgelockert sein", berichtet Hellinger. "Wir versuchen halt ein Riesennetzwerk zu knüpfen." Der Bauausschuss des FC Schwaig erhalte immer wieder Tipps, "auf was wir achten sollen, wo es haken könnte". Nicht alle Arbeiten könne der Verein selber stemmen, für das Kabinengebäude, da brauche man natürlich eine Fachfirma, fügt er hinzu. "Allein wegen der Gewährleistung." Viel Unterstützung erhalte der Verein durch die Gemeindeverwaltung, zum Beispiel beim Aufstellen eines Leistungsverzeichnisses. "Das ist echt der Wahnsinn", sagt Hellinger.

Hellinger hofft, dass bis zum Saisonbeginn 2018 die neue Kabinenanlage samt Tribüne fertiggestellt ist. Als nächstes soll dann das Vereinsheim auf Vordermann gebracht werden. Das Haus müsse dringend saniert werden, betont Hellinger. Weder Brandschutz noch Elektroinstallation entsprächen den heutigen Anforderungen. Auch die Küche und die Toilettenanlage müssten erneuert werden. Die Gemeinde Oberding hat - gestreckt auf einen Zeitraum bis 2020 - insgesamt zwei Millionen Euro im Haushalt eingestellt. 200 000 Euro wurden heuer im ersten Halbjahr bereits ausgezahlt, weitere 200 000 Euro sollen im zweiten Halbjahr folgen.

Geld ist da in Oberding. Der Nachbar Flughafen und die vielen internationalen Firmen im Gewerbegebiet von Schwaig spülen jährlich zweistellige Millionenbeträge an Gewerbesteuern ins Gemeindesäckel. Doch die Nähe zum Airport hat auch ihren Preis. Alle paar Minuten donnert ein Flugzeug über die Sportanlage des FC Schwaig. "Von den sechs Ortsteilen von Oberding hat Schwaig sicher die meisten Nachteile durch den Flughafen zu tragen", weiß Rainer Hellinger, der in Schwaig geboren und aufgewachsen ist und immer noch dort lebt. Nicht wenige Schwaiger seien weggezogen, "dafür sind andere hinzugekommen". Er schätze am FC auch die vielen unterschiedlichen Nationalitäten, "Spanier, Deutsche, Iren und Kroaten spielen zusammen Fußball, das finde ich toll", sagt Hellinger. Das Gemeinschaftsgefühl habe sich erhalten, und das sei sehr viel wert. "Ohne Teamarbeit können wir unsere Pläne für die Sportanlage gar nicht stemmen."

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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