Spaziergang der Grünen:Kritiker haben Oberwasser

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Wirtschaftliche Nutzung am Hollerner See problematisch

Ein bisschen neidisch sah Johannes Becher, Kreisrat und Moosburger Stadtrat der Grünen schon aus, als er am Freitag mit anderen Interessierten der Einladung der Echinger Grünen gefolgt war und am Hollerner See entlang spazierte. Denn hier haben Umweltschützer und Entwicklungsskeptiker jahrelang einen zähen Kampf gegen ehrgeizige Bürgermeister geführt, die an dem im Entstehen befindlichen größten Naherholungsgebiet im Münchner Umland noch größere Pläne hatte, mit Thermalbad, Hotel und Riesenparkplatz. Danach war noch eine Seesauna im Gespräch, jetzt sind es nur noch ein Seerestaurant und ein Caravan-Stellplatz, aber auch Letzterer wird immer unwahrscheinlicher. "Wir in Moosburg haben diesen Kampf noch vor uns", sagte Becher.

Denn was auf Druck der Öffentlichkeit, vor allem der aus Unterschleißheim, das ebenfalls nahe am Hollerner See liegt, im Münchner Norden nicht möglich war, soll in ähnlicher Form in Moosburg entstehen. Dort gibt es im Nordosten der Stadt eine Reihe von Kiesweihern entlang der Autobahn A 92. An einem davon möchte die Firm Evago Immobilien, die wie die Moosburger Event-Agentur Klangfeld, bekannt vom Techno-Festival Utopia Island, zur Evago-Group gehört große Pläne umsetzen und hat die nötigen Grundstücke schon gekauft. Im ersten Bauabschnitt sind drei Wasserski-Anlagen und ein großer Biergarten geplant, doch dafür gibt es keinen Bebauungsplan. Der Moosburger Stadtrat hätte das durchgehen lassen, doch das Landratsamt Freising als übergeordnete Genehmigungsbehörde bestand auf einem Plan schon für den ersten Bauabschnitt. Sorgen macht manch einem in Moosburg erst die nächste Ausbaustufe, da sollen ein Tagungshotel mit 90 Doppelzimmern, See-Lodges und eine Hochzeits- und Eventlocation, ein so genannter Sea-Dome für 800 Besucher, entstehen. "Da wird es bei uns in Moosburg dann hoffentlich ebenso große Proteste geben wie bei euch in Eching", sagte Becher zu den gut 20 Teilnehmern des Spaziergangs.

Dort scheint die Schlacht geschlagen zu sein, auch wenn das Echinger Rathaus derzeit noch über einer Kosten-Nutzen-Analyse für einen Campingplatz am See brütet. Doch die Zahl derer, die noch glauben, dass die Gemeinde mit dem Hollerner See irgendwann einmal richtig Geld verdient, schrumpft. Damit gewinnen jene langsam die Oberhand, die in dem See ein Stück Landschaft sehen, wo Erholungssuchende baden, sonnen und spazieren gehen können. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl, der bei dem Spaziergang dabei war, lobte das Engagement der Kritiker. Ein naturbelassenes Gewässer sei wichtig, auch für die Vögel, für die der Hollerner See ein "Ausweichgewässer" zum nahem Speichersee in Ismaning sei.

© SZ vom 18.07.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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