Landkreis Erding:Solidarisch Landwirtschaft betreiben

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Frisch vom Feld: Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen das regionale Angebot in den Hofläden. (Foto: Renate Schmidt)

Erzeuger und private Verbraucher schließen sich zusammen und bilden eine Wirtschaftsgemeinschaft. Auch im Landkreis gab es 2019 Versuche, eine sogenannte "Solawi" zu gründen. Sie scheiterten aber bisher.

Von Karoline Heinzl, Erding

Die Idee ist nicht schlecht und es gibt auch schon Umsetzungen: bei einer solidarischen Landwirtschaft, kurz "Solawi", bilden landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien mit privaten Verbrauchern eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Verbraucher zahlen einen meist monatlichen Beitrag, der auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten basiert, übernehmen so einen Teil der Kosten des Betriebes. Im Gegenzug erhalten sie Lebensmittel, die am Hof erzeugt werden. Dadurch wird es dem Betrieb ermöglicht, sich unabhängig von Marktzwängen der landwirtschaftlichen Arbeit zu widmen. Auch im Landkreis Erding hatte es 2019 Bestrebungen gegeben, eine Solawi zu gründen. Bis dato vergeblich. Initiator Wolfgang Fritz gibt die Idee aber nicht auf.

Mehr als 50 Prozent der erzeugten Lebensmittel müssen von Mitgliedern verbraucht werden

Die meisten solidarischen Landwirtschaften haben zwischen 20 und 100 Solawistis. Diese sind dabei soweit eingebunden, wie das zuvor abgemacht wurde. In manchen Betrieben kann man selbst mithelfen, beim Anbau, der Ernte und bei allem, was sonst am Hof an Arbeit anfällt. Auf machen Höfen übernimmt der Landwirt diese Aufgaben und die Gruppe bezieht nur die Produkte. Wer was macht und wie die Abläufe im Betrieb aufgeteilt werden, wird immer wieder neu untereinander vereinbart. Auch was und wie viel angebaut wird, kalkulieren die Mitglieder der Solawi gemeinsam mit der Produzenten. Nicht jeder Solawi-Betrieb ist zu 100 Prozent eine solidarische Landwirtschaft und vom Markt komplett unabhängig. Manche Betriebe vertreiben zusätzlich Produkte am Markt. Um sich Solawi-Betrieb nennen zu dürfen, müssen aber mehr als 50 Prozent der vom Hof erzeugten Lebensmittel von den Mitgliedern verbraucht werden.

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Im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft bietet die solidarische Landwirtschaft nicht nur den sozialen Vorteil, dass sie eine Gemeinschaft schafft. Sie bringt auch Vorteile für die Umwelt. Solawi-Betriebe agieren in der Regel viel kleinräumiger als andere Betriebe, weil sie Menschen in der nahen Umgebung versorgen. Dadurch haben die Produkte entweder bei der Abholung oder Lieferung an die Verbraucher recht kurze Wege. Die Produkte sind darüber hinaus regional, saisonal, biologisch und schonen den Boden, da auf die Sortenvielfalt beim Anbau geachtet wird. Außerdem entsteht weniger Müll als auf herkömmlichen Höfen, weil sehr viel Verpackungsmaterial wegfällt.

Die Suchanzeige steht immer noch im Internet

Im Landkreis Erding gibt es momentan aber keinen Solawi-Betrieb, allerdings gab es bereits 2019 Bestrebungen einen zu gründen. Wolfgang Fritz aus Oberding war damals der Hauptinitiator. "Ich habe damals einen Fernsehfilm über ein Beispiel einer solidarischen Landwirtschaft gesehen und mich hat das sehr fasziniert und gefesselt. Das war der Funke, der veranlasst hat, das zu probieren." Er habe daraufhin viel mit Freunden und Bekannten darüber geredet, besonders auch mit Leuten von der Kreisgruppe Erding des Bund Naturschutz. Insgesamt habe sich eine Gruppe von circa 20 Leuten formiert, die versucht haben, gemeinsam einen Landwirt oder Hof zu finden, der bereit wäre, eine Solawi ins Leben zu rufen. "Wir haben schon einige Gespräche mit Landwirten geführt und Wochenendseminare über solidarische Landwirtschaft besucht und waren bereit, das Projekt in die Tat umzusetzen", sagt Wolfgang Fritz. Allerdings sei es, vor allem bedingt durch die Corona Pandemie, nie dazu gekommen, dass tatsächlich eine Solawi gegründet wurde.

Die Suchanzeigen, die Wolfgang Fritz und die Gruppe 2019 auf verschiedenen Internetplattformen veröffentlicht haben, sind immer noch online. Sie suchen eine Landwirtin oder einen Landwirt, die oder der bereit ist, einen Teil des landwirtschaftlichen Betriebes als Solawi zu gestalten. Dafür ist große Offenheit, Bereitschaft zur Kommunikation und viel Energie nötig. Außerdem sollte der Betrieb am besten entweder schon eine Biozertifizierung haben oder auf dem Weg dorthin sein. Der Kontakt und der Austausch innerhalb der Gruppe ist in den vergangenen Jahren weniger geworden, aber Wolfgang Fritz ist weiterhin motiviert. "Aufgegeben habe ich das Projekt noch nicht und ich werde es weiterhin versuchen."

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