Slogan "Was geht mit Menschlichkeit?":Jedes Pflaster sitzt

Lesezeit: 2 min

Die Auer Gruppe des Jugendrotkreuzes hat beim Bundeswettbewerb der Sechs- bis Zwölfjährigen den ersten Platz belegt. Geübt hat mit ihnen ihre 21-jährige Gruppenleiterin Julia Rieger

Von Katharina Aurich, Au

Bereits Kinder können nach einem Unfall helfen, Verletzte zudecken, beruhigen und einen Notruf absetzen. In Au machen die Nachwuchshelfer dies besonders gut, denn die Jugendrotkreuzgruppe unter der Leitung von Julia Rieger schaffte kürzlich beim Bundeswettbewerb in der Altersgruppe sechs bis zwölf Jahre den ersten Platz. Die Ortsgruppe aus der Hallertau vertrat Bayern beim Deutschland-Finale in Ludwigsburg, nachdem sie sich bereits auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene qualifiziert hatte.

Die jungen Ersthelfer üben in der Auer Jugendrotkreuzgruppe, der 30 Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren angehören. "Wir mussten einen Aufnahmestopp verhängen, weil wir drei Gruppenleiter nicht noch weitere Teilnehmer bewältigen", berichtet Rieger, die als Kauffrau im Krankenhaus arbeitet. Aber aus den Reihen der Jugendlichen kämen bald neue Gruppenleiter nach, sagt die junge Frau, die sich seit zehn Jahren ehrenamtlich im Jugendrotkreuz engagiert. Sie wollte schon als Kind helfen. Es ist für sie ein gutes Gefühl, zu wissen: "Ich kann das". Julia Rieger kann sich gar nicht vorstellen, dass Menschen an Unfallopfern vorbeigehen, ohne sich um sie zu kümmern.

In Au gebe es eine große Rotkreuz-Gemeinschaft. "Wir kennen uns alle schon lange und reden viel miteinander", sagt Julia Rieger. Dies sei nach Einsätzen besonders wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Rieger ließ sich im Alter von 16 Jahren zur Sanitäterin und dann zur Rettungssanitäterin ausbilden. Bei einem Unfall wird sie wie auch die Feuerwehrleute über einen Piepser benachrichtigt und eilt zur Unfallstelle, um oftmals als Erste zu helfen. Natürlich sei das, was sie dann sehe, manchmal eine große psychische Belastung und sicher sei nicht jeder für diese Einsätze geeignet, sagt die 21-Jährige. Bei schlimmen Unfällen gebe es immer zusammen mit den Feuerwehrleuten ein Nachgespräch, um das Erlebte aufzuarbeiten.

Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung, wie erfüllend es sei, helfen zu können, macht es ihr viel Freude, als Gruppenleiterin Kindern und Jugendlichen ihr Wissen weiter zu geben. Für die Kinder stehen anfangs Spaß und Spiel im Vordergrund. Wir basteln oder spielen Theater, um den menschlichen und sozialen Zusammenhalt zu festigen." Denn dies sei beim Helfen und Retten unabdingbar, sich auf seine Kameraden verlassen zu können. Die Kinder in der Jugendgruppe stellten viele Fragen und lernten, wie man Pflaster richtig klebe oder jemand beruhige, schildert Rieger. Außerdem erklärt sie ihnen, was eine Verbrennung bedeutet. Fast jeder kann aus eigener Erfahrung berichten, wie schmerzhaft dies ist. Natürlich werde auch Erste Hilfe unterrichtet und dann mit den Älteren Unfallszenarien nachgestellt.

"Wir können alle perfekt schminken und beispielsweise einen abgerissenen Arm oder eine Kopfwunde realistisch darstellen", berichtet Rieger. Bei den Kreis- und Landeswettbewerben gehe es zur Sache, dann werde etwa ein Flugzeugabsturz mit Kopfverletzungen und abgerissenen Extremitäten simuliert. Nach einem genauen Zeitplan gehen die jungen Retter unter den Augen der Schiedsrichter vor. Der Ablauf wird genau besprochen: Wer zu welchem Verletzten geht, der dann beruhigt, richtig gelagert und zugedeckt werden muss. Der Erfolg der Auer Ersthelfer bei den Wettbewerben liegt nach Einschätzung von Rieger sicher auch am sozialen Zusammenhalt. "Unser Team ist super, niemand, auch nicht die Schüchternen, werden übersehen, sondern in die Gruppe integriert", schildert sie. Denn schließlich mische sich das Jugendrotkreuz politisch in soziale Themen ein und hat sich heuer den Slogan "Was geht mit Menschlichkeit ?" gegeben. Mit den Kindern und Jugendlichen werde besprochen, was Menschlichkeit für jeden einzelnen bedeute, welche Werte wichtig seien und dies in der Gruppe gelebt, schildert Rieger.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: