Schwaig/Eitting:Es stehen Existenzen auf der Kippe

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Weil das Sheraton München Airport Hotel im Juli schließt, können die Schwimmschulen das Warmwasserbecken künftig nicht mehr nutzen. Im Gewerbegebiet Eitting soll jetzt eine kleine Schwimmhalle gebaut werden

Von Regina Bluhme, Schwaig/Eitting

Den Schwimmschulen in Schwaig steht das Wasser bis zum Hals: Weil das Sheraton München Airport Hotel im Juli schließt, können sie das Warmwasserbecken der Hotelkette künftig nicht mehr nutzen. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum - und der Markt für Babyschwimmkurse ist heiß umkämpft. Jetzt will eine Schwimmschule aus dem Landkreis im Gewerbegebiet Eitting eine eigene kleine Schwimmhalle bauen. Der Gemeinderat Eitting hat das Projekt grundsätzlich befürwortet.

Es war erst mal ein Antrag auf Vorbescheid, den der Betreiber der Schwimmschule im Gemeinderat abgegeben hat. Ein erstes Abklopfen also, ob das Projekt Schwimmbad in Eitting überhaupt Zustimmung findet. Geplant ist eine kleine Schwimmhalle an der Reisener Straße mit einer Länge von 25 Metern und einer Breite von 13,5 Metern. Das Schwimmbecken selbst ist mit acht mal sechs Metern hauptsächlich für Schwimmkurse für Babys und Kinder ausgelegt, wie bei der Schwimmschule zu erfahren ist. Zusätzlich soll ein Betriebsleiterhaus gebaut werden mit Räumen für die Verwaltung. Außerdem sind 26 Parkplätze vorgesehen. Der Gemeinderat hat dem Projekt Anfang Dezember einstimmig Grünes Licht gegeben. Jetzt liegt der Antrag beim Landratsamt.

Der Markt für Schwimmkurse gerade für Babys und Kleinkinder ist offensichtlich groß. Im Warmwasserbecken des Sheraton München Airport Hotels in Schwaig tummeln sich jedenfalls zahlreiche Schwimmschulen. "Jeden Tag, auch sonntags, sind dort mehrere Schwimmschulen aktiv und die Kurse sind immer voll", berichtet Stefan Olschewski. Er betreibt im Sheraton seit zwölf Jahren auf Pachtbasis die Holiday Sauna, zu der das Warmwasserbecken, Sauna, Dampfbad und Massagebereich gehören. Stefan Schoberth ist von Anfang dabei. Zweimal die Woche bringt er in Schwaig Kindern das Schwimmen bei. Er weiß nicht, wie es bei ihm nach der Hotelschließung weitergehen soll. "Große Alternativmöglichkeiten gibt es ja nicht", sagt er. Stefan Olschweski formuliert es etwas drastischer: "Fünf Familien leben davon." Deren Existenz stehe nun auf der Kippe.

"Ich bin todtraurig, dass das Hotel schließt", sagt Rosemarie Zachenhuber, die seit elf Jahren mit ihrer Schwimmschule "Baby-Delphinchen" das Becken im Sheraton nutzt. 24 Kurse betreut sie dort mit ihrer Schwimmschule im 32 Grad warmen Becken. "Hier ist alles sauber und in Ordnung und das Ozonbad ist gerade für Babyhaut gut verträglich", lobt Zachenhuber. Nicht nur Babys und Kinder nutzen das Becken, berichtet sie. In Schwaig werden auch Wassergymnastik, Kranken-, Rückbildungs- und Schwangerschaftsgymnastik sowie Reha-Übungen absolviert. Vor allem der Markt für Babyschwimmen ist mittlerweile heiß umkämpft. Doch Bäder mit Warmwasser sind im Landkreis Mangelware.

"Es ist so wichtig, dass Kinder Schwimmen lernen, doch wo sollen wir Schwimmschulen jetzt hin?", fragt Rosemarie Zachenhuber. Auf jeden Fall nicht ins Erdinger Hallenbad. Dort übernehmen Wasserwacht und die Deutsche Lebensrettung Gesellschaft (DLRG) den Schwimmunterricht. Für Babys ist das Wasser auch nicht geeignet, dafür sind die Temperaturen zu niedrig, ist im Hallenbad zu erfahren. Das Becken des Erdinger Kreiskrankenhauses ist bereits mit Babyschwimmen belegt, ebenso das Schwimmbad der Klinik in Wartenberg. Olschewski hat sich beim Hilton Munich Airport Hotel erkundigt. Doch das Hotel sei noch an laufende Pachtverträge gebunden, berichtet er. "Ansonsten bleibt mir nur jetzt abzuwarten, was mit dem Sheraton passiert", sagt Olschewski.

Fragt man beim Sheraton München Airport Hotel in Schwaig nach, dann wird auf die Arabella Hospitality SE von der Schörghuber Unternehmensgruppe verwiesen, denn diese ist die Pächterin des Hotels. Dort wiederum ist zu erfahren, dass der Pachtvertrag in Schwaig "aus strategischen Gründen" nicht verlängert werde. Er sei vor 25 Jahren geschlossen worden und laufe nun zum 30. Juni 2016 aus, heißt es in einem Antwortschreiben von Simone Momberg von der Schörghuber-Unternehmenskommunikation. Die Strategie Schörghubers heißt kurz gesagt: Eigentum statt Pacht. Die Gruppe plane, sich "künftig im Wesentlichen auf im Eigentum der Unternehmensgruppe befindliche Hotelimmobilien zu fokussieren". Hintergrund sind laut Momberg neue internationale Rechnungsvorschriften, die eine längere Vertragsdauer nicht mehr attraktiv machen.

Das Sheraton München Airport Hotel wurde 1991 als Arabella Airport Hotel München in Schwaig eröffnet und von der Arabella Hospitality SE betrieben. 170 Zimmer hat das Haus. Sheraton, eine Marke der Starwood Hotels und Resorts Worldwide, Inc. hat das Management erst 2011 übernommen. Wie Michaela Belling, Senior PR-Manager von Starwood, berichtet, wurde allen 50 Mitarbeitern in Schwaig angeboten, "in einem anderen Münchner Starwood Hotel eine adäquate Folgebeschäftigung anzunehmen". In der Landeshauptstadt betreut Starwood nach eigenen Angaben sieben weitere Hotels, unter anderem Le Meridien München oder das kürzlich eröffnete Aloft München.

Wie es mit dem Gebäude in Schwaig weitergeht, darüber war weder bei Starwood noch bei Arabella SE etwas zu erfahren. Doch die Gerüchteküche beginnt schon zu brodeln. So sollen bereits einige Hotelketten nachgefragt haben. Auch eine Nutzung als Altenheim soll im Gespräch sein.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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