Bildungsausschuss des Kreistags:Schülerzahlen erfordern keine neuen Schulen

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Die Schülerzahlen des Gymnasiums Dorfen sollen laut einer Prognose bis 2039 um 40 Prozent steigen. (Foto: Renate Schmidt)

Die aktuelle Bedarfsprognose geht zwar von einem stetigen Wachstum aus, doch die bestehenden Gymnasien und Realschulen haben für die kommenden Jahre ausreichende Kapazitäten. Erst auf längere Sicht sieht dies etwas anders aus.

Von Thomas Daller, Erding

In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur ist die Schulbedarfsplanung für die Schulen des Landkreises Erding in den kommenden Jahren vorgestellt worden. Unter Berücksichtigung der vorhandenen Räumlichkeiten an den bisherigen Schulstandorten ist anhand der Prognosen demnach erkennbar, dass Erweiterungen an einzelnen Schulen aktuell nicht notwendig sind. Die vorhandenen schulübergreifenden Raumreserven sollen zunächst komplett ausgenutzt werden. An allen Schulen in Trägerschaft des Landkreises seien die derzeitigen Schülerzahlen auch in den kommenden Jahren weit von den bisherigen Höchstständen entfernt, so dass kein akuter Handlungsbedarf bestehe.

Die Zahlen stellte Christian Rindsfüßer vom Institut SAGD vor. Er sagte, dass sowohl die Zuwanderung als auch die Zahl der Kinder pro Frau in Wellenbewegungen verlaufe. Bis 2025 sei demnach eine steigende Nettozuwanderung zu erwarten und auch die Geburtenrate steige leicht an. Laut Prognose werde der Landkreis Erding Ende der 2020er Jahre rund 150.000 Landkreisbürger haben, zehn Jahre später 160.000. "Ohne Zuwanderung hätte der Landkreis Erding sehr schnell einen Geburtenrückgang", sagte Rindsfüßer.

Der Weg über Realschule und FOS wird immer beliebter

Ein Trend lasse sich bei der Entwicklung der Schülerzahlen im Übertrittsverhalten an weiterführende Schulen erkennen: Auch wenn die Schüler die dafür erforderlichen Noten haben, gingen im Vergleich mit Oberbayern und Bayern weniger Kinder aus dem Landkreis Erding auf ein Gymnasium. Der Weg über die Realschule und die FOS sei offenbar der beliebtere. Demnach zählten die Realschulen im Landkreis knapp elf Prozent mehr Schüler als noch vor zehn Jahren. Durch den Wiederanstieg der Geburten sei mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen, der sich insbesondere an der Realschule Taufkirchen bemerkbar mache. Bis 2039 sei sogar von einem Anstieg der Realschülerzahlen im Landkreis um 26 Prozent auszugehen.

Bei den Gymnasien sehe es ähnlich aus. Hier rechnete Rindsfüßer bis 2039 mit 4200 Gymnasiasten. Aktuell seien es 3100. Vor allem dem Gymnasium Dorfen sagte er ein starkes Wachstum von um die 40 Prozent voraus. An den Erdinger Schulen seien es gut 30 Prozent. Die Schulen würden das jedoch verkraften, weil die Schülerzahlen in der Vergangenheit gesunken sind.

Vor allem an Real- und Mittelschulen fehlen Lehrer

Bei den Mittelschulen gebe es aktuell einen leichten Rückgang, der jedoch längerfristig nicht anhalten werde. Demnach werden die Schülerzahlen von aktuell 2400 auf 3000 im Jahr 2039 steigen, ein Plus von 29 Prozent.

Die FOS/BOS werde weiterhin populär bleiben. Allein zwischen 2003 und 2021 sei die Schülerzahl von 204 auf 900 gewachsen. "Seit einigen Jahren gehen zwei Drittel eines Altersjahrgangs mehr in die FOS als noch vor 15 Jahren", sagte Rindsfüßer. Vor allem der Zustrom aus den M-Zügen mache sich dabei bemerkbar.

Für problematisch hält Rindsfüßer die Lehrerbedarfsprognose. Es gebe einen ungedeckten Bedarf, der sich noch vergrößern werde. Das betreffe vor allem Real- und Mittelschulen, bei den Gymnasien schlage er laut offiziellen Zahlen noch nicht so stark durch. Eine Reaktion auf diese Entwicklung könnte sein, dass die Klassenstärken wieder ansteigen.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte, er orientiere sich lieber an den Zahlen der nächsten fünf Jahre als an jenen bis 2039. Da gebe es ansonsten so viele Unsicherheitsfaktoren, dass man darauf keine Investitionsmaßnahmen aufbauen könne. Als Tendenz hielt Bayerstorfer fest, dass man zwar mit einem Anstieg rechnen müsse, aber dies wegen der Rückgänge in den vergangenen Jahren verkraftbar sei. Ferner gebe es noch eine Unbekannte in der Rechnung: Der Zuzug im Bereich der Flüchtlinge, der in den nächsten fünf Jahre kommen werde und in die Prognose noch nicht eingerechnet sei. Auch Michael Oberhofer (CSU) sah "im Moment überhaupt keinen Handlungsbedarf". Cornelia Vogelfänger (CSU) bezweifelte an der Lehrerbedarfsprognose, dass die Gymnasien genug Lehrer hätten. Die Einstellungssituation an den Gymnasien sei auch nicht besser. Der Ausschuss nahm die Prognose zustimmend zur Kenntnis.

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