Landkreis Erding:Vereint gegen die Krähenplage

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Der Stadtpark Erding ein nach wie vor ein überaus beliebter Nistplatz für Saatkrähen - zum Leidwesen der Anwohner. (Foto: Renate Schmidt)

Stadt, Landkreis, Jäger und Landwirte schreiben gemeinsam an den bayerischen Umweltminister. Die riesige Vogelpopulation lässt sich einfach nicht vergrämen.

Von Regina Bluhme, Erding

Der stete Tropfen höhlt den Stein - und bringt vielleicht auch einmal eine Lösung in der Frage der Krähenplage in Erding. Nach vielen vergeblichen Versuchen unternimmt jedenfalls Oberbürgermeister (OB) Max Gotz zusammen mit Landrat Martin Bayerstorfer und dem Jagd- und Bauernverband einen erneuten Vorstoß. Wie Gotz im Stadtrat mitteilte, ist ein gemeinsames Schreiben an das Bayerische Umweltministerium verschickt worden. Dort wird auf die unerträgliche Lage aufgrund der riesigen Saatkrähenkolonie verwiesen.

Seit über zehn Jahren sei er an dem Thema dran, sagt Thomas Schreder, Biologe, CSU-Stadtrat und Kreisvorsitzender des Jagdverbands. Alle Vergrämungsmaßnahmen blieben bislang ohne Erfolg. "Saatkrähen sind äußerst schlaue Tiere." Am stärksten litten Anwohner im Bereich Stadtpark unter Lärm und Dreck der riesigen Kolonie.

Es gehe darum, den Bestand auf ein erträgliches Maß zu reduzieren

Der Schutzstatus der Saatkrähen müsse geändert werden, betont Schreder. Vogelschutz dürfe nicht vor Menschenschutz gehen. Der Jagdverband stehe - bildlich gesprochen - "Gewehr bei Fuß". Für einen Beschuss müsse es aber nicht nur eine gesetzliche Grundlage geben, sondern auch eine gesellschaftliche Akzeptanz, so Schreder. Es gehe nicht darum, den Bestand auszurotten, sondern "auf ein erträgliches Maß zu reduzieren". Das sieht auch OB Max Gotz (CSU) so. Die Stadt habe alle Handlungsmöglichkeiten zur Vergrämung der Saatkrähen ausgeschöpft, sagte er jüngst im Stadtrat. Es müsse eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden, um "vernünftige Maßnahmen" zu entwickeln. Es werde auf eine Reduzierung des Bestands hinauslaufen.

Michael Hamburger, Vorsitzender der AG für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Kreisverband Erding, hatte im Februar zum Vor-Ort-Termin in den Stadtpark Erding geladen. Dort erklärte er, dass man nicht nur in der Stadt sondern im ganzen Landkreis ein Krähenproblem habe. Waren es 2008 noch 68 Brutpaare, sei die Population 2022 auf rund 1200 angewachsen. Landwirte berichteten über Schäden bei der Maissaat. Besonders stark betroffen seien Biobetriebe, weil diese keine Beizmittel beim Saatgut zum Schutz gegen Vogelfraß verwenden dürften. Inzwischen gibt es laut Schreder auch Biobauern, die ein Ersatzfeld anbauen, um die Krähen von wertvolleren Flächen wegzulocken.

Olching ist mit einem Antrag auf Abschuss erst einmal gescheitert

Der Landtagsabgeordnete Benno Zierer, der für die Freien Wähler auch den Landkreis Erding betreut, hatte kürzlich ebenfalls gefordert den strengen Schutzstatus der Krähen zu ändern sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene. In einigen europäischen Ländern, unter anderem Frankreich, Ungarn, der Slowakei oder Estland, sei die Saatkrähe von der Vogelschutzrichtlinie ausgenommen und dürfe bejagt werden. Deutschland müsse die Ausnahme ebenfalls beantragen, fordert Zierer.

In Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck wollte man auch "eine langfristige Lösung" herbeiführen, wie die SZ berichtete. Anfang Februar diesen Jahres hatte die Kommune den Abschuss der Saatkrähen bei der Regierung von Oberbayern beantragt. Diese hat das Ansinnen erst einmal abgelehnt.

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