Reden wir über:Radikale Gruppen im Wirtshaus

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Der Zornedinger Wirt Glonner will sie bei sich nicht dulden

Interview von Barbara Mooser, Zorneding

AfD-Mitglieder haben mit Unterstützung rechter Extremisten vor einigen Wochen in einem Zornedinger Wirtshaus einen neuen Verein gegründet - eine Tatsache, die unter Kommunalpolitikern große Beunruhigung ausgelöst hat. Doch auch unter Wirten und Gästen wurde das Thema heftig diskutiert - vor allem, weil der Wirt, in dessen Gasthaus das Treffen stattgefunden hatte, daran nichts Problematisches gefunden hat. Die SZ sprach darüber mit Andreas Glonner vom Zornedinger Neuwirt ().

SZ: Herr Glonner, ein Kollege von Ihnen hat gesagt, ihm seien im Prinzip alle Kunden recht - ob nun Sozialdemokraten oder AfDler. Wie sehen Sie das?

Andreas Glonner: Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Natürlich werden auch von unseren Gästen unterschiedliche Meinungen vertreten, das soll auch so sein - natürlich nur so lange, wie die Äußerungen mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Radikale Gruppierungen würde ich in meinem Haus aber niemals dulden - egal, an welchem Rand sie angesiedelt sind.

Kann man das als Wirt überhaupt richtig steuern? Schließlich machen das die Gruppierungen bei der Reservierung ja nicht unbedingt deutlich.

Es ist nicht ganz einfach, aber man kann es schon ein bisschen steuern. Wenn Parteien Räume buchen, dann geben sie das in der Regel an. Käme dann die AfD an, würde ich sagen: Nein danke, das ist mir zu extrem. Aber wenn jemand bei unserem Online-Reservierungssystem zwölf oder 14 Plätze reserviert und darum bittet, ihm wenn möglich einen Nebenraum zur Verfügung zu stellen, bekommt er den in der Regel auch. Was da drin passiert, wissen wir dann natürlich nicht. Wissentlich ist es uns noch nie passiert, dass sich eine solche radikale Gruppe bei uns getroffen hat.

Schauen Sie denn bei Veranstaltungen immer in die Räume?

Das kann ich gar nicht. Wir haben 50 Hotelzimmer und mehr als 200 Plätze im Restaurant und im Gastgarten, da bin damit beschäftigt, den Laden am Laufen zu halten. Aber ich will auch gar nicht kontrollieren, das würde mein Verständnis von Demokratie sprengen. Wir leben Gott sei Dank nicht in einem Überwachungsstaat.

Und wenn Sie zufällig mitbekommen, dass da etwas seltsam ist?

Wenn jemand Aufsehen erregt, dann kümmere ich mich natürlich darum. Und wenn ich beispielsweise über Soziale- oder Printmedien mitbekommen würde, dass eine Veranstaltung einer extremen Gruppe bei uns geplant ist, würde ich die absagen. Schwieriger ist es, wie gesagt, wenn sich einige wenige treffen und irgendwas besprechen - so ungefähr muss es ja bei dem fraglichen Treffen gewesen sein.

Haben Sie überhaupt die Möglichkeit, zugesagte Reservierungen zu stornieren?

Ich denke schon, ich habe ja immer noch das Hausrecht.

Wird über Probleme mit extremen Organisationen auch unter Wirten gesprochen?

Es gibt Versammlungen, aber für mich sind die nicht relevant. Ich führe das Hotel jetzt seit mehr als 15 Jahren und war noch nie bei einer solchen Veranstaltung. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich meinungsfest genug. Wenn ein anderer Wirt sagt, er verkauft denen genauso gern seinen Schweinsbraten und sein Bier, dann ist das seine Sache. Bei uns sind radikale politische Gruppen nicht willkommen!

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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