Reden wir über:Die Folgen des Klimawandels

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Laut Meteorologe Frank Bandle könnte Wein in Neufahrn gedeihen

Interview von Birgit Grundner, Neufahrn

Der Sommer 2018 hat alle Rekorde gebrochen. Sonnenanbeter und Wasserratten hat es gefreut, Landwirte haben geklagt, Klima-Forscher reagieren alarmiert. "Das Wetter spinnt", sagt auch Diplom-Meteorologe Frank Bandle aus Mintraching, den viele auch als Vorsitzenden des TSV Neufahrn kennen. Bei einer Veranstaltung der Grünen in Neufahrn hat der Geschäftsführer von "Weather365" über die Ursachen des Klimawandels und mögliche weitere Entwicklungen gesprochen.

SZ: Sie sagen, dass es vermutlich noch vier weitere "Rekordwärmejahre" wie die vergangenen vier geben wird. Warum ist das so?

Bandle: Wir registrieren und beobachten in unseren Breiten in den vergangenen Jahren eine Verschiebung der Hauptwetterlagen auf verstärktes Südwestwetter mit zusehends mehr Warmluft aus südlichen Gefilden. Das liegt an der Veränderung der globalen Höhenströmungen, ausgelöst durch das sich ändernde Klima. Als weiterer Punkt kommt das zyklisch wiederkehrende El Nino-Phänomen dazu, das die Atmosphäre alle drei bis vier Jahre zusätzlich anheizt. Und der nächste El Nino scheint bevorzustehen.

Welche Veränderungen lassen sich in Neufahrn in Folge des Klimawandels bereits beobachten?

Die Vegetationsruhe, also die Zeit in der die Pflanzen ihren "Winterschlaf" halten, ist in den vergangenen Jahren deutlich kürzer geworden. Waren es in den 1960er Jahren noch um 150 Tage Vegetationsruhe, sind es jetzt nur noch 125 bis 130 Tage. Das heißt, die Blütezeit der Pflanzen beginnt teils einen Monat früher als noch vor 50 Jahren. Die Haselblüte beginnt in manchen Jahren inzwischen schon im Januar oder Februar.

Was bedeutet das für Gartenbesitzer: Sollten sie jetzt lieber Weinreben als Apfelbäume pflanzen?

Weinreben würden inzwischen auch bei uns funktionieren, zumindest von den Wärmesummen her, die Wein zum Wachstum benötigt. In diesem Jahr hätten wir rund um Neufahrn sogar südländischen Rotwein (Carignan) erfolgreich anbauen können, so wie er sonst nur in Südfrankreich wächst.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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