Protest:"Nicht unser Ministerpräsident"

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Startbahngegner demonstrieren beim Besuch von Markus Söder in Moosburg

Von Kerstin Vogel, Moosburg

Einen ungemütlichen Empfang haben die Startbahngegner aus der Region am Donnerstagabend Markus Söder bereitet. Bei seinem Besuch im Festzelt der Moosburger Herbstschau musste der CSU-Ministerpräsident an einer lauthals singenden Wand von mehreren hundert Demonstranten vorbei, die zur Melodie von "Sierra Madre" wissen ließen, was sie von dem geplanten Ausbau des Münchner Flughafens halten: absolut nichts. Ihre durchaus eindrucksvolle Botschaft an Söder: "Meine Stimme kriegst Du nicht."

Die Holledauer Hopfareißer hatten Söder kurz nach 19 Uhr abgeholt und musikalisch begleitet - mit dem Gesang und den Pfiffen der Startbahngegner geriet der Einzug in das Zelt so zu einem ohrenbetäubenden Spektakel. Buhrufe und Pfiffe hatte zuvor schon eine Gruppe junger Menschen geerntet, die blaue T-Shirts mit der Aufschrift "Söder-Team" trugen - und auch Staatsminister Florian Herrmann und der Freisinger CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer, die ihrem prominenten Gast entgegengeeilt waren, mussten einen Spießrutenlauf vorbei an den Startbahngegnern absolvieren.

Dass es ein intensiver Abend werden würde, hatte sich schon gegen 17 Uhr abgezeichnet. Hinter der Schäfflerhalle hatte die Polizei mit mehreren großen Einsatzwagen Stellung bezogen. Eintrudelnde Startbahngegner zogen sich gelbe Hemden über, andere hatten grelle Warnwesten an, ein deutlicher Kontrast zum Schwarz Polizisten und auch zum Orange der Security-Mitarbeiter, die am Zelteingang die Taschen kontrollierten - und nicht zu allen freundlich waren. Bis 18 Uhr füllte sich das Festzelt, die CSU-Ortsverbände trudelten ein, schnell herrschte Bierzeltstimmung. Draußen war die Zahl der protestierenden Startbahngegner auf mehrere Hundert angewachsen. Auf einer eigenen Bühne lief das Gegenprogramm mit Reden und Musik, die Gruppe Gurupemo verbreitete fast so etwas wie Festival-Stimmung. Viele alte Recken aus dem Startbahn-Widerstand waren gekommen, Plane Stupid, Freisinger Stadträte - aber auch junge Leute, die ihren Protest zum Ausdruck brachten, darunter die Bund Naturschutz-Jugend, für die Nadine Patzelt deutliche Worte an die Adresse von Markus Söder richtete. Die Millionen, die für die Startbahn ausgegeben werden sollten, bräuchte es an anderer Stelle. Die aktuelle Politik lasse jungen Menschen in Bayern keinen Raum, sie lasse sie mit Sorge in die Zukunft blicken, so Patzelt leidenschaftlich: "Das ist nicht unser Ministerpräsident, nicht unsere Startbahn - aber es ist unser Erdinger Moos, unser Lebensraum und unser Bayern."

Zuvor hatte der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl seine Zuhörer eingeschworen: In den Umfragen zur Landtagswahl liege die CSU bei 35 Prozent, sagte er: "Das schaut echt gut aus, aber da ist noch Luft drin - Luft nach unten." Man sei zusammengekommen, um einmal mehr für den Erhalt der Heimat zu demonstrieren, "weil wir unsere Heimat lieben. Wir sind die eigentlichen Bewahrer der Heimat", rief er mit Blick auf das Festzelt: "Die da drüben sind die Betonierer, aber wir sorgen dafür, dass es am 14. Oktober heißt: ausbetoniert ists."

Den Flughafenbetreibern bescheinigte Magerl einmal mehr Größenwahn, der Planfeststellungsbeschluss für die dritte Startbahn gehöre in den Papierkorb, und das damit verbundene Baurecht sei keine Baupflicht. Vielmehr sei es eine politische Entscheidung. Das Baurecht aber sei unnötig: "Es gibt keinen Bedarf für eine dritte Startbahn und es wird nie einen geben."

Aufgemuckt-Sprecherin Helga Stieglmeier sagte, dass das Aktionsbündnis eine klare Wahlempfehlung gebe: "Keine Stimme für Startbahnbefürworter." Söder ignoriere die Fakten der stagnierenden Flugbewegungen, er missachte den Bürgerwillen der Münchner, habe die Belastung durch Ultrafeinstaub überhaupt nicht auf der Agenda, "und der Klimaschutz kommt nur in seinen Sonntagsreden vor". Stieglmeiers Appell an die Zuhörer: "Lasst Euch Bayern nicht versödern." Zumindest die Rede des Ministerpräsidenten zu stören, hatten sich die Startbahngegner noch vorgenommen und sich mit ihren "Fluglärmgenerator" vor dem Eingang redlich Mühe geben - im Zelt kam davon kaum etwas an.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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