Präventionsveranstaltung im Landratsamt :Fußball statt Vorurteile

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Ebersberg Landratsamt, Welt-Aidstag, Präventionsveranstaltung, Ingrid Middendorf, Anja Röhrig Suchtberatung, Petra Ruch, Maria Streit. (Foto: Christian Endt)

Bei einem Filmprojekt des Gesundheitsamts geht es um den solidarischen Umgang mit Menschen, die mit HIV infiziert sind. Schüler aus Grafing und Ebersberg bekommen Einblicke in das Leben eines Sportlers aus Südafrika

Von Anna Horst, Ebersberg

Der südafrikanische Vorname "Themba" bedeutet "der Vertrauensvolle" oder "Hoffnung". Im gleichnamigen Film ist diese Bedeutung Programm: Er handelt von dem Fußballtalent Themba, dessen Weg ihn aus einem ärmlichen Dorf bis in die südafrikanische Nationalmannschaft führt. Seine Herkunft ist aber nicht die einzige Hürde, die Themba überwinden muss: Er ist noch dazu HIV-positiv.

Der Film über den jungen Mann Themba war nun im Ebersberger Landratsamt auf einer HIV-Präventionsveranstaltung zu sehen. An dem Projekt nahmen fünf Schulklassen der achten und neunten Stufen der Mittelschulen in Ebersberg und Grafing teil, die den Hermann-Beham-Saal bis in die hinterste Reihe füllten. Anlass war der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, an dem über HIV aufgeklärt und weltweit Solidarität mit den Betroffenen demonstriert wird. Denn die Bilder, die in Ebersberg über die Leinwand flimmerten, mögen in Südafrika aufgenommen sein, doch auch in Mitteleuropa betrifft das HI-Virus viele Menschen. In Deutschland leben aktuell etwa 86 100 Infizierte, allein in Bayern haben sich im vergangenen Jahr etwa 390 Menschen neu angesteckt.

Das Filmprojekt organisierte das Ebersberger Gesundheitsamt, im Mittelpunkt stand die "Antidiskriminierung" von HIV-positiven Menschen, wie Ingrid Middendorf von der Schwangerenberatung des Gesundheitsamtes erklärte: "Heutzutage kann man dank der modernen Medikamente gut mit HIV leben, aber Ausgrenzung ist ein großes Problem." Die Diskriminierung am Arbeitsplatz, in der Schule oder durch Bekannte führe bei Betroffenen nicht nur zu schweren psychischen Belastungen. "Die Angst vor Stigmatisierung kann Leute davon abhalten, überhaupt erst einen HIV-Test zu machen", sagte Middendorf. Für Infizierte ist das laut Medizinern aber ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Krankheit: Hierzulande könne ein Ausbruch von AIDS bei rechtzeitiger Behandlung in den meisten Fällen verhindert werden. Das HI-Virus bleibe zwar im Körper, doch durch Medikamente werde die Ausbreitung im Körper wirksam verhindert. In der Regel sei es dann möglich, auch mit HIV ein weitgehend normales Leben zu führen.

Im Film hat auch Themba mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen. Am Ende überwindet er diese, steht öffentlich zu seiner Krankheit und wird schließlich sogar in die Fußball-Nationalmannschaft Südafrikas aufgenommen. Für die jungen Zuschauer sei das eine Ermunterung, sich auch selbst gegen die Ausgrenzung von Betroffenen zu engagieren, so Middendorf. "Der Film ist ein Mutmacher."

Bei den Jugendlichen scheint der Film über Themba jedenfalls ordentlich Eindruck hinterlassen zu haben: "Ich war froh, dass er es am Ende in die Nationalmannschaft geschafft hat, obwohl er HIV hat", erzählte Felix, einer der jungen Zuschauer. Nicht nur er, sondern auch seine Mitschülerinnen Carina und Hanna waren das erste Mal mit dem Thema konfrontiert. Ihnen sei gar nicht bewusst gewesen, dass Betroffene immer wieder diskriminiert würden, sagten die beiden Mädchen. Über das Happy End seien auch sie erleichtert gewesen, und alle drei waren sich einig: Jemanden mit HIV würden sie nicht ausgrenzen, im Gegenteil. "Man muss doch versuchen, zu helfen und für die Person da zu sein."

Vor und nach der Filmvorführung gab es noch Gelegenheit für die Schüler, sich an Info-Tafeln und verschiedenen Stationen über Ansteckungswege, Safer Sex und die aktuelle Situation in Deutschland und anderen Ländern zu informieren. Auch ein Stand der Suchtprävention war aufgebaut, an dem die Schüler eine sogenannte Rauschbrille aufsetzten. Mit dem Sehvermögen von jemandem, der schon etwas zu tief ins Glas geschaut hat, galt es dann, ein Türschloss aufzusperren. Vor allem bei den Umstehenden sorgte das für Erheiterung, doch insgesamt wurde die Thematik von den Schülern sehr ernst genommen. Nicht einmal beim Kondomführerschein war Gekicher zu hören, da wurden eher peinlich berührte Blicke ausgetauscht. Die Motivation war trotzdem groß: Wer sich traute, konnte einen Thermo-Kaffeebecher gewinnen. "Ein bisschen Mut erfordert das ja schon, deshalb gibt es hinterher auch eine Belohnung", sagte Middendorf mit einem Augenzwinkern.

Die Mitarbeiterinnen der Schwangerenberatung veranstalten auch in Schulklassen und Jugendgruppen Aufklärungs- und Präventionsprojekte. Terminanfragen können unter schwangerenberatung@lra-ebe.de gestellt werden. Ein HIV-Test kann am Gesundheitsamt Ebersberg kostenlos und anonym durchgeführt werden.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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