Bürgermeister betrübt:"Wir sind eine Gemeinde der vertanen Chancen"

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Taufkirchen und seine Außenorte geraten zusehends in ein Spannungsfeld, das betrübt Franz Hofstetter

Von Thomas Daller, Taufkirchen

So frustriert und niedergeschlagen wie beim CSU-Stammtisch hat man den Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter selten gesehen. Nicht nur die Diskussion über den Kauf des Schlosses im Gemeinderat zermürbt ihn offenbar, sondern auch, dass die Außenbereiche und der Hauptort zusehends in ein Spannungsfeld gerieten. Es sei in Sorge, dass man künftig strittige Projekte nicht mehr im Konsens lösen könne. Negativbeispiel ist für Hofstetter der Dorfener Stadtrat, in dem die Außenbereiche über die Landlisten ihre eigene Politik machen könnten. Auch in Taufkirchen müsse er erkennen, dass "Unternehmen auch aus der Landwirtschaft versuchen, den Weg Taufkirchens zu beeinflussen, so dass die Zukunft verbaut wird". Damit spielte er unter anderem auch auf die geplatzten Verhandlungen mit einem Investor an, der in Siebmühle bei Moosen ein Abfüllwerk für Mineralwasser bauen wollte. "Wir sind eine Gemeinde der vertanen Chancen", bilanzierte er bitter.

Taufkirchen stehe derzeit nur deswegen so gut da, weil Himolla als großer Arbeitgeber so erfolgreich sei. Doch am Beispiel der Meindl-Ziegelei in Dorfen sehe man, dass man bei Arbeitsplätzen breiter aufgestellt sein müsse. Hofstetter haderte sogar mit den Bildungsanstrengungen, die die Gemeinde über die Schulen für die Kinder unternehme. "Wofür geben wir das Geld aus, wenn sie dann keine Chancen haben, bei uns auch einen Arbeitsplatz zu bekommen?", monierte er. "Wenn wir Himolla nicht hätten, sähe es ganz anders aus. Himolla ist unsere Hauptschlagader."

Aus den Außenbereichen käme derzeit hauptsächlich die Forderung nach weiteren Straßen, die asphaltiert werden sollten. Das Wasserschloss werde nur unter dem Aspekt betrachtet, dass es keine originäre Pflichtaufgabe der Gemeinde sei. "Das ist aber wichtig für unsere Gemeinde, andernfalls geben wir die Kultur preis." Wenn man nur noch die Pflichtaufgaben leiste, dann reduziere man die Politik der Gemeinde auf Straßen, Schulen, Wasser und Abwasser. Dann verwalte man eine Gemeinde, aber gestalte nicht mehr ihre Zukunft. Hofstetter fasste das entsprechende Bild von Taufkirchen sarkastisch so zusammen: "Güllegetränkte Wiesen und die in Taufkirchen so beliebten Teerstraßen." Christoph Puschmann sah es ähnlich: "Das Schloss steht schon seit 750 Jahren. Die Halbwertszeit von einer Straße beträgt zehn bis 15 Jahre. Aber das Schloss kann in 750 Jahren immer noch stehen."

Solche Töne kennt man von Hofstetter nicht und sie beziehen sich auf die neue Zusammensetzung des Gemeinderats seit der Kommunalwahl 2014. Frühere politische Konstellationen in seiner Amtszeit waren durch Konsens geprägt. Aber nach der Gemeindegebietsreform, waren schon einmal Gemeinderäte aus Taufkirchen und den Außenorten missgünstig aufeinander. "Dieses Gegeneinander hatten wir schon mal", sagte Hofstetter. "Wir dürfen nicht in frühere Zeiten zurückfallen."

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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