Neufahrn:Klage über schlechte Internetverbindung

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Medizintechnik-Anbieter Vivisol hat im Neufahrner Gewerbegebiet seine Deutschland-Zentrale. Im Gespräch mit dem Landrat lobt Manager Armin Käsbohrer die Verkehrsanbindung, die Breitbandversorgung aber ist nicht zeitgemäß

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Wenn es um "die Conny" geht, gerät Armin Käsbohrer ins Schwärmen. Die Erdingerin ist seit einem Unfall im Teenager-Alter vom Kopf abwärts gelähmt und wird künstlich beatmet. Mithilfe von Pflegern meistert sie aber ihr Leben daheim und auch ihren Beruf. "Die Conny ist eine vollwertige Mitarbeiterin", betont ihr Chef. Zugleich ist sie Kundin des Unternehmens, für das sie arbeitet: Die Firma Vivisol bietet "Home Care Versorgung" an. Dazu gehören medizintechnische Hilfsmittel, flüssiger Sauerstoff und Beatmungsgeräte, ebenso wie etwa die Intensivpflege durch die Tochtergesellschaft Vivicare. 25 Niederlassungen hat das Unternehmen allein in Deutschland. Die Zentrale mit 50 Mitarbeitern und Auszubildenden befindet im Gewerbegebiet-West.

Jetzt stand Vivisol im Mittelpunkt der Aktion "Mit dem Landrat unterwegs", zu der Josef Hauner Interessenten aus der Bevölkerung eingeladen hatte. Wer wollte, konnte auch selbst Geräte wie die Atemmasken ausprobieren, die zur Schlafapnoe-Therapie eingesetzt werden - also bei Patienten, die nachts gefährliche Atemstillstände haben. "Das ist wie Motorradfahren mit Tempo 100 ohne Helm", erklärte Käsbohrer die Intensität der Sauerstoffzufuhr, von der sich auch Bürgermeister Franz Heilmeier überzeugte.

Neben solchen Eindrücken nahmen der Rathauschef, der Landrat und Neufahrns Wirtschaftsförderer Felix Kretz auch konkrete Anliegen der Firmenleitung mit. Armin Käsbohrer beklagte etwa die Parkprobleme: Tagsüber parkten gerade Mitarbeiter benachbarter Logistikunternehmen vor dem Firmengebäude. Abends würden dort dann die Lastwagen abgestellt - und vorher vom Müll befreit. Zigarettenkippen und Fast-Food-Verpackungen landeten auf der Straße. Möglicherweise wäre ja ein eingeschränktes Halteverbot denkbar, so die Überlegung der Firmenleitung.

Noch drängender sei der Wunsch nach einer zeitgemäßen Breitbandversorgung, wie Käsbohrer es ausdrückte. Derzeit sei die Kapazität doch "sehr limitiert". In allen anderen deutschen Niederlassungen seien die Internetverbindungen schneller als in der Zentrale, stellte Käsbohrer fest: "Das hemmt uns und ist ein Standortnachteil." Ausdrücklich gelobt hat er dagegen die "extrem günstige" Verkehrsanbindung, die auch ein Grund für die Standortentscheidung gewesen war. Auch zuvor hatte Vivisol - ein Teil der von Italien aus etablierten Sol Group - seine Deutschland-Zentrale bereits im Landkreis Freising: In Mauern hätten sich aber keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr geboten, erklärte Käsbohrer.

An der Werner-von-Siemens-Straße in Neufahrn hat Vivisol 2009 mit einem Stockwerk angefangen, inzwischen sind zwei weitere Geschosse dazugekommen. Den deutschlandweiten Umsatz beziffert Käsbohrer auf 70 Millionen Euro im Jahr.

Mit insgesamt 300 Mitarbeitern versorgt Vivisol zum Beispiel 27 000 Patienten mit Sauerstoff und kümmert sich um 2200 Beatmungspatienten. Und es liefert auch Überwachungsgeräte für Babys. 38 000 Schlafapnoe-Patienten in ganz Deutschland tragen nach Unternehmensangaben nachts eine Sauerstoffmaske von Vivisol. Bei der Schlafapnoe handle es sich um eine Volkskrankheit, betonte Michael Voit. Jeder Vierte sei betroffen - oft ohne davon zu wissen.

Im Raum München gehört das Unternehmen mit seiner Tochtergesellschaft Vivicare nach eigenen Angaben zu den größten Pflegeanbietern. Besonders beeindruckte die Besucher die Intensivpflege sowohl in eigenen Wohngemeinschaften als auch zuhause. So berichtete Stefan Hille etwa von der Palliativbetreuung eines achtjährigen Mädchens mit Gehirntumor und der Betreuung von Neugeborenen mit "lebenslimitierenden Erkrankungen". Vom Standort Neufahrn aus wolle man sich mit Vivicare auch in anderen Bundesländern etablieren, erklärte Hille.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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