Neufahrn:Ein Neubau kostet zu viel

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Gemeinderat beschließt, den kommunalen Wohnkomplex an der Albert-Einstein-Straße zu sanieren und modernisieren

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Seit gut zehn Jahren wurde das Vorhaben immer wieder gefordert, diskutiert und verschoben. Jetzt ist endlich eine Entscheidung gefallen: Der gemeindeeigene Wohnkomplex an der Albert-Einstein-Straße - vor 45 Jahren errichtet als sozialer Wohnungsbau - wird energetisch saniert und modernisiert. Die Entscheidung dazu fiel mit 11:10 Stimmen denkbar knapp aus. Endgültig vom Tisch sind damit Überlegungen, ob man nicht womöglich lieber einen Neubau errichten sollte.

Eben diese Möglichkeit, die vor Jahren schon verworfen worden war, hatten vor einem Monat die Freien Wähler noch einmal ins Gespräch gebracht. Die Abstimmung über das Sanierungskonzept war deshalb vertagt worden. Ein Neubau würde aber 3,5 Millionen Euro kosten, rechnete Architekt Nepomuk Wagner in der Sitzung am Montag vor. Damit würde diese Lösung mehr als doppelt so viel kosten wie die Sanierung, für die im Haushaltsplan seit Jahren 1,3 Millionen Euro einkalkuliert sind. Auch Geld aus dem kommunalen Wohnraumförderprogramm wird erwartet.

Konkret ist geplant, dass die komplette Außenhülle mit einem Vollwärmeschutz versehen wird. Dabei wird auch das Dach neu gedämmt und abgedichtet. Im Keller wird eine Innendämmung über die Außenwände und die Decke erfolgen. Alle Fenster und Außentüren werden ausgetauscht. Die jetzigen maroden Balkone werden abgebrochen und durch Stahlbalkone ersetzt. Außerdem wird eine "kontrollierte Wohnraumlüftung" eingebaut.

Dass an dem Komplex mit den 17 Wohnungen etwas gemacht werden muss, hatte in der Sitzung niemand grundsätzlich bezweifelt. In welchem Umfang das geschehen soll, wurde freilich länger diskutiert. Ein Verzicht auf neue Balkone, um Kosten zu sparen, stand dabei aber nicht mehr ernsthaft zur Debatte. Letztere seien schließlich Bestandteil des Mietvertrags, gab etwa Burghard Rübenthal (CSU) zu bedenken. Würden sie nur entfernt und nicht ersetzt, würde das eine echte Einschränkung für die Mieter bedeuten. Architekt Wagner gab überdies zu bedenken, dass sich auch die "Schimmelproblematik" in den Wohnungen "verstärken" würde, wenn man nur die "Balkone wegschneiden" würde.

Allerdings hätte es nach Ansicht der CSU ausgereicht, im Zuge der Balkonerneuerung an der Außenhülle des Gebäudes lediglich Schäden zu beseitigen und auf den kompletten Vollwärmeschutz zu verzichten. Von einer "Verschwendung von Steuergeldern" sprach gar Thomas Seidenberger (Freie Wähler): "Fachleute haben auch uns abgeraten, das Gebäude einzupacken." Bei der Entfernung der alten Balkone würde aber die Fassade so stark beschädigt, dass es nicht sinnvoll sie, sei "nur ein bissl zu reparieren", betonte Energiereferent Florian Pflügler (ÖDP). Norbert Manhart (Grüne) hielt ebenfalls wenig von einem "Flickenteppich", und Markus Funke (FDP) befürwortete eine Dämmung auch "aus bauphysikalischer Sicht".

Beate Frommhold-Buhl (SPD) konnte sich unterdessen über die ganze Diskussion "nur wundern". Über den Sinn einer energetischen Sanierung habe man sich doch in der Vergangenheit schon "lange unterhalten", und "wir haben den Posten seit Jahren im Haushalt sehen". Nun müsse endlich etwas geschehen. Im Übrigen werde mit der großen Sanierung ein gemeindeeigenes Gebäude aufgewertet.

Abgelehnt wurde es aber mit 10:11 Stimmen, bei der Gelegenheit gleich die Wasser-, Abwasser- und Heizungsleitungen zu sanieren, nachdem das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich nötig ist. Geprüft hat das Architekturbüro auch, ob man das Gebäude bei der Sanierung noch aufstocken könnte. "Aus statischer Sicht" wäre das möglich, erklärte Nepomuk Wagner. Allerdings gäbe es Probleme mit den Abstandsflächen zu den Nachbargebäuden. Gleiches gelte, wenn das Flachdach durch ein Pultdach ersetzt würde - auch das war eine Überlegung aus dem Gemeinderat gewesen.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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