Neufahrn:Druck von den Zuhörerplätzen

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Etwa 50 Mütter und Väter fordern in einer Sitzung des Gemeinderats Kindergartenplätze für ihren Nachwuchs

So voll ist es im Sitzungssaal des Rathauses selten, sogar auf den Stehplätzen wurde es am Montagabend eng: Rund 50 Mütter und Väter, die offenbar dem Facebook-Aufruf einer Elterninitiative gefolgt waren, haben in der Bürgerfragestunde des Neufahrner Gemeinderats noch einmal Druck in Sachen Kita-Plätze gemacht.

"Welche Unterstützung bekommen wir von der Gemeinde, wenn wir im September keinen Platz kriegen sollten", fragte eine Mutter "Wo stellen wir die Kinder am 1. September hin?", wandte sich Marc Bosch als Sprecher einer kürzlich gegründeten Elterninitiative direkt an Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne): "Zu Ihnen oder zum Landrat?" Der Rathauschef hatte zuvor deutlich gemacht, dass mehr Plätze nur das Landratsamt genehmigen könne. Dafür müsste aber der entsprechende Personalschlüssel erfüllt werden, was derzeit nicht möglich sei.

Der Mangel an zusätzlichen qualifizierten Mitarbeitern sei ein Notstand, wie es ihn derzeit "in x Gemeinden" gebe, und auch in Neufahrn derzeit die größte Schwierigkeit, betonte Heilmeier: "Wir brauchen Personal, Personal." Wäre dieses Problem gelöst, "hätten wir sofort für jedes dreijährige Kind einen Platz". Erneut forderten Eltern vorsorgliche Notfallpläne für den Herbst, wobei sie sich offenbar auch private Betreuungsgruppen in öffentlichen Räumen vorstellen könnten. Solche Ideen sollen bei einem "Runden Tisch" gesammelt werden. Denn "für uns Bürger sind Sie der Ansprechpartner", betonte eine Mutter.

Möglicherweise könnten Eltern auch bei der Suche nach Personal für die öffentlichen Einrichtungen helfen, überlegte sie. Die Träger der Einrichtungen "tun wirklich eine ganze Menge", um Mitarbeiter zu gewinnen, hatte Heilmeier zuvor versichert: "Aber das ist ein ganz zähes Geschäft." Ein Vater bezweifelte freilich, dass wirklich "alles getan" wird, um auch attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Das sei nicht nur eine Frage der Bezahlung oder von Personalwohnungen: Eine Erzieherin habe ihm erzählt, dass sie sich niemals in Neufahrn bewerben würde, wenn man dort in einem Container arbeiten müsse. Der Container am Keltenweg sei eine "Akutlösung" gewesen, betonte dagegen Heilmeier. Es würden durchaus auch "feste Sachen" gebaut. So verwies er auf die geplante neue Krippe am Keltenweg und den Kindergarten auf dem alten Sportplatz.

Wie die Warteliste bis zum Herbst tatsächlich aussehen wird, ist weiter unklar. Heilmeier sprach erneut von aktuell 57 Kindern, räumte aber ein, dass die Zahl bereits 14 Tage alt sei. Genaueres wisse man erst nach den Schulanmeldungen. Seitdem sei aber doch bereits Anmeldeschluss bei den Kindergärten gewesen, wunderte sich ein Vater. Somit müsse es inzwischen doch schon neuere Zahlen geben.

Verständnis zeigte der Bürgermeister für Eltern, die mittlerweile überlegen, ihren Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz einzuklagen: "Ich bin ihnen nicht mal böse." Beklagt würde schließlich der Landkreis und nicht die Gemeinde, und es würde deutlich, wo die Verantwortung liege, so Heilmeier: "Es wurde ein Rechtsanspruch beschlossen, aber man hat nicht die Bedingungen geschaffen, um das auch garantieren zu können."

© SZ vom 21.03.2018 / Bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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